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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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Gesicht.
    Volltreffer!
    »Meine Schwester leidet auch darunter«, log ich. »Sie war Tennisprofi. Jetzt kann sie kaum noch den Schläger halten.« Ich schüttelte mitfühlend den Kopf. »Sieht schmerzhaft aus.«
    »Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann es mal nicht weh getan hat.«
    Ich nippte an meinem Getränk. Er schien einer Unterhaltung nicht abgeneigt zu sein, und andere Gäste waren nicht da. Immer langsam, dachte ich. »Soweit ich weiß, testen sie gerade einige ausgezeichnete neue Medikamente.« Das wusste ich ja von Lenox. »Meine Schwester hat mir davon erzählt, aber in eine der Testgruppen aufgenommen zu werden, das ist wie ein Lotteriegewinn.«
    Der Barkeeper nickte unglücklich. »Ich hatte kein Glück.«
    Ich fragte beiläufig: »Wie steht’s mit Asas Zeug? Haben Sie das probiert?«
    Ein verträumtes Lächeln trat auf sein Gesicht. Aber er rieb sich weiter die Hand. »Hat auch nichts geholfen. Ich hatte große Hoffnungen, als Asa mir erzählte, dass es von den Indianern stammt. Indianer leben in Einklang mit der Natur.«
    »Verzeihen Sie mir die Frage«, entgegnete ich verwirrt, »aber warum lächeln Sie, wenn das Medikament nicht funktioniert hat?«
    »Siebentausend Eier«, grinste er. »Deshalb. In dem Monat, als ich in Asas Gruppe war, ging ich ins Kasino und räumte beim Poker groß ab. Ich bin kein besonders guter Spieler. Aber in dieser Nacht?« Er summte verträumt: »You gotta know when to hold em …«
    Eine interessante Geschichte, aber leider hatte sie nichts mit der Droge zu tun. »Das nennt man Glück«, meinte ich, nur um das Gespräch in Gang zu halten.
    Sein Grinsen wurde breiter. »Ich konnte einfach nicht verlieren.«
    »Tut mir leid, dass das Medikament nicht gewirkt hat.«
    Seine Miene verdüsterte sich. »Gegen ein wirksames Mittel würde ich das Glück beim Pokern sofort eintauschen«, meinte er. »Aber von Asas Arznei habe ich nur Ausschlag am Rücken und Kopfschmerzen bekommen.«
    »Was für eine Art von Ausschlag?«, fragte ich interessiert, da ich wusste, dass die Wirkung von biologischen Waffen oft mit einem Ausschlag einsetzt, brennenden Augen, Kurzatmigkeit.
    Er zuckte die Achseln. »Einfach Ausschlag. Er ging weg, sobald ich das Mittel nicht mehr nahm. So ein Typ von der Firma, für die Asa arbeitet, hat mich deswegen schon Löcher in den Bauch gefragt. Schwoll mir die Kehle zu? Bekam ich Fieber? Wie hieß er gleich? Mintz? Nein. Kranz! Ralph Kranz!«
    Kranz war hier?, dachte ich verblüfft.
    Der Barkeeper sagte: »Ah, da kommt Kundschaft.«
    Ich hatte die zwei Blondinen gar nicht bemerkt. Wohlige Wärme breitete sich in mir aus, während ich meinen Drink schlürfte. Der Barmann vergaß mich und schäkerte mit den Mädchen am anderen Ende des Tresens. Ich winkte nach einem weiteren Rum Sour.
    »Die Dame mit dem Trägeroberteil hat nach Ihnen gefragt. Sie ist interessiert, mein Freund«, sagte er und schenkte mir lächelnd ein neues Glas ein.
    »Ist jemand aus Asas Testgruppe krank geworden?«
    »Hm?«
    »Haben andere Leute auch den Ausschlag bekommen?«
    Es schien ihn zu überraschen, dass ich die Blondine ignorierte, daher dämpfte ich meine Neugier etwas. »Immer wenn ich von einem neuen Mittel gegen Arthritis höre, versuche ich, wegen meiner Schwester so viel wie möglich darüber zu erfahren«, erklärte ich.
    Er warf dem Mädchen einen Blick zu und zuckte die Achseln, als wollte er signalisieren: »Ich hab’s versucht. Er ist nicht interessiert.«
    Dann stützte er sich mit den Ellbogen auf den Tresen. »Wir hatten nicht viel miteinander zu tun. Aber da war noch einer, aus Big Coppitt Key. Dick. Er war einmal mit Asa hier. Wie hieß er gleich wieder? Schlechtes Namensgedächtnis. Schöner Barkeeper, was? Warten Sie. Milenko. Dick Milenko. Major der Reserve, sagte er.«
    »Sehen Sie?«, sagte ich. »Untrügliches Gedächtnis.«
    »Mein Dad ist genau wie Sie. Ruft immer an, wenn er einen neuen Artikel über Arthritis gelesen hat. Ihre Schwester hat Glück, dass sich jemand um sie kümmert.«
    Ich bedankte mich und gab zu viel Trinkgeld.
    »Wollen Sie nicht auf Asa warten?«
    »Ich komme wieder«, meinte ich.
     
    In einer Telefonzelle schlug ich den Namen Dick Milenko nach. Seine Adresse lautete: Osprey Lane auf Big Coppit Key.
    Big Coppit lag im Norden. Es war eine kleine Insel, noch ein gutes Stück diesseits der Straßensperre, etwa fünfzehn Fahrminuten entfernt. Milenko bewohnte ein verputztes, zweigeschossiges Haus mit einer hufeisenförmigen Auffahrt.

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