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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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Es stand ein ganzes Stück zurückgesetzt von der palmengesäumten Straße und war hell erleuchtet. Den Garten dominierte ein eindrucksvoller alter Banyanbaum. In der Einfahrt aus Muschelsplitt stand ein neuer schwarzer Ford Bronco. Ein Aufkleber an der hinteren Stoßstange besagte »Army Reserve«.
    Als ich den Klingelknopf drückte, ertönten Glockenklänge.
    Die Tür ging auf. Ich sah ich mich einem großen, gutaussehenden Mann gegenüber, eingerahmt von hellem Lichtschein, durchtrainiert, Ende zwanzig, mit breiten Schultern, einem sauber gestutzten Schnurrbart und etwas zu langen Haaren für einen Armeeangehörigen, selbst wenn er nur Reserve war. Er trug Jeans und ein kurzärmliges Hemd mit Reebok-Logo.
    »Major Milenko? Ich muss mich entschuldigen, dass ich Sie um diese Zeit störe. Ich hatte gehofft, Sie persönlich anzutreffen. Mein Name ist Mike Acela. Ich arbeite für Lenox Pharmaceuticals.«
    Ich klappte meine Brieftasche mit dem mittlerweile ungültigen Firmenausweis auf.
    Er runzelte die Stirn. »Ich will nicht unhöflich sein, Mr Acela, aber ich bin beim Packen. Ich muss um sechs Uhr dreißig einen Flug nach Riad erwischen. Ich bin Ingenieur bei Pratt. Wir ersetzen nächste Woche ein paar alte Turbinen bei den 767 der Saudi Airlines. Übrigens bin ich inzwischen Lieutenant Colonel.«
    »Ich weiß, dass es spät ist, Sir, aber bei Lenox haben wir einen Durchbruch mit dem Medikament erzielt, das an Ihnen getestet wurde. Ich hoffte, Sie könnten mir vor Ihrer Abreise noch schnell ein paar Fragen beantworten.«
    »Es bleibt nie bei ein paar schnellen Fragen, außerdem habe ich Ihrem Mr Kranz bereits alles gesagt. Keine Fieberanfälle. Die Kopfschmerzen vergingen wieder.«
    Ich nickte, als wüsste ich das alles. »Hat er Ihnen auch gesagt, dass wir das Problem mit dem Medikament jetzt im Griff haben? Es scheint zu wirken.«
    Milenko schwieg kurz. Ein hoffnungsvoller Ausdruck verdrängte seine Unlust. Ich fühlte mich schuldig wegen der Lüge, fuhr aber fort: »Wir planen, die neue Zusammensetzung an denselben Gruppen zu testen, das heißt, wenn die Probanden es noch einmal versuchen wollen.«
    Milenko legte den Kopf schief und wirkte plötzlich sehr interessiert. »Ich kann wirklich nicht mehr als ein paar Minuten erübrigen. Immer nehme ich mir vor, das Packen nicht bis zur letzten Sekunde aufzuschieben. Aber Sie sehen ja.«
    Er trat beiseite, um mich einzulassen.
    Nach dem halbmöblierten Zustand des Wohnzimmers zu schließen, hielt ich Milenko für frisch geschieden oder getrennt. Abdrücke in dem blauen Flauschteppich zeigten, wo kürzlich noch Möbel gestanden hatten: eine Couch, ein Sessel, ein Kaffeetisch. Eine leere Nische in der Wand war groß genug, um einen 24-Zoll-Fernseher aufzunehmen. An den korallenroten Wänden sah ich einige hellere Flecken, wo vermutlich Bilder oder Poster gehangen hatten.
    Milenko sagte: »Ich habe nur Eistee. Möchten Sie einen?«
    Keine Pflanzen. Keine Haustiere. Keine Fotos, außer von Milenko in Uniform – in Bagdad, unter einem riesigen Plakat von Saddam Hussein und neben einem staubbedeckten Panzer in der Wüste, den Daumen nach oben gereckt, neben ein paar anderen Erinnerungen an seine Militärzeit.
    »Mein Onkel war bei der Reserve«, flunkerte ich und akzeptierte ein Glas kalten Tee.
    »Was wollen Sie wissen?«
    Ich stellte ein paar schnelle Fragen, um zu »bestätigen«, was »Lenox bereits wusste«. Dann fragte ich, ob er sich bei der Einnahme von HF-109 einen Ausschlag zugezogen hätte.
    »Das habe ich Kranz schon gesagt. Am Bein.«
    Ich bat ihn, ganz allgemein an den Testmonat zurückzudenken, und seine Mundwinkel zuckten. Dasselbe verträumte Lächeln leuchtete auf, das ich beim Barmann des Blue Conch beobachtet hatte.
    »Hatten Sie Fieber oder andere Nebenwirkungen?«
    »Nein.«
    »Darf ich fragen, warum Sie lächeln?«
    »Das hat nichts mit der Arznei zu tun.«
    Ich wartete. Der Raum schien plötzlich ein paar Grad wärmer zu sein. Es war seltsam, dieses Lächeln.
    »Im Ernst«, sagte er. »Nur ein paar schöne Erinnerungen. Ich nahm in diesem Monat an einer Reserveübung teil. Es ist immer ein anderer Schauplatz. Wüste. Berge. Die kämpfende Truppe soll sich in den verschiedensten Umgebungen zurechtfinden. Diesmal war es Utah.«
    Ich nickte und trank einen Schluck Tee. Seine Erinnerungen waren offenbar so angenehm, dass er ganz vergaß, wie eilig er es hatte.
    »Tja«, meinte Milenko. »Details darf ich nicht preisgeben, aber der Offizier, gegen den ich

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