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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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bewirken?«
    Dr. Whiteagle nickte anerkennend. »Sie würden einen guten Wissenschaftler abgeben, Mike. Klopfen Sie die Prämisse immer so lange ab, bis Sie keine Lücken mehr finden. Das ist gut. Ich denke, aus diesem Grund experimentieren sie in Maryland mit den Schimpansen. Um herauszufinden, welche Prozesse die Droge im Gehirn auslöst. Aber was immer 109 chemisch bewirkt, es scheint einen für eine Weile zum Äquivalent eines Super-Empathen zu machen, so dass man die Gedanken anderer Erwachsener lesen kann wie Eltern in ihrem Kind. – Übrigens, Sie haben doch sicher gehört, dass unser neuer Präsident unterwegs zu der Gipfelkonferenz in Peking über nukleare Abrüstung ist?«
    »Ja.«
    »Ich wette, er hätte gern eine Prise 109 dabei«, meinte Dr. Whiteagle. »Wenn die Droge so wirkt, wie ich glaube, wüsste der Verhandlungsführer sofort, wann die andere Seite blufft. Ein unglaubliches Werkzeug.«
    »Dann muss man also in der Nähe desjenigen sein, den man ›liest‹? Oder ihn sehen können?«
    »Vermutlich.«
    »Wie kommt es dann«, meinte ich, »dass ich nicht jeden in meiner Umgebung ›lesen‹ konnte? Nur bestimmte Personen?«
    »Wahrscheinlich ist es wie mit jedem Sinneseindruck, man blendet das Überflüssige aus. Darum haben Menschen mit Hörgeräten oft Probleme mit zu viel Geräusch. Die Apparate filtern unerwünschte Laute längst nicht so gut aus, wie das Gehirn es kann. Alles überflutet einen im gleichen Lautstärkepegel.«
    Ich sah auf die Uhr. Gabrielle und ich mussten uns bald auf den Weg zu Keatings Party machen.
    »Übrigens«, fügte er noch hinzu, als wir uns anschickten zu gehen. »Sie haben nicht zufällig noch eine Prise dieser Substanz übrig? Nur ein bisschen natürlich. Ich habe ein paar Studenten in meinem Einführungskurs im Verdacht, dass sie schummeln. Aber ich bin nicht ganz sicher.«
    Ein Glitzern stand in seinen Augen. Gier. Es lief mir kalt über den Rücken. Er war die erste Stimme in einem Chor, der die Zukunft von 109 repräsentierte.
     
    Wir holten unsere Autos aus dem Parkhaus. Gabrielle und ich wollten erst passende Kleidung und ein Miniaufnahmegerät für mich kaufen und dann zur Party weiterfahren. Danny und Kim sollten Kopien von der Disk ziehen.
    Während wir die Details besprachen, ging Kim ein paar Schritte weiter zu einem Münztelefon, vermutlich, um ihren Sohn Chris in Vermont anzurufen. Gabrielle legte ein wenig Parfüm nach. Sie duftete wundervoll.
    »Du meldest dich jede Stunde«, sagte Danny zu mir.
    »Und du versuchst, Hoot zu finden«, erwiderte ich.
    »Vergiss nicht, diese Leute sind Drogenbarone. Süchtige und Drogenbarone. Lass mich sofort wissen, was es Neues gibt, auf der Stelle«, meinte er. Kim kehrte mit einer Sorgenfalte auf der Stirn zu uns zurück, die mir gar nicht gefiel.
    »Versprochen«, sagte ich zu Danny.
    »Wenn du uns in Rockway nicht erreichst, versuch’s bei meiner Cousine Laura in Brooklyn. Wir werden in Bewegung bleiben. – Kim, was ist los? Alles in Ordnung mit Chris?«
    Sie trat neben mich und berührte mich am Arm, was Gabrielle mit schnellem Blick registrierte.
    »Ihm geht’s gut«, sagte Kim. »Aber Mike, ich fürchte, es ist etwas passiert.«
    Die Passanten strömten an uns vorbei, ohne von uns und unseren Problemen Notiz zu nehmen. Sie blendeten, wie es Dr. Whiteagle beschrieben hatte, unbewusst alle unnötigen Stimuli aus, während sie einkauften, telefonierten und sich überlegten, ob sie lieber Pizza oder chinesisch essen gehen wollten.
    »Was ist denn?«, fragte ich.
    »Ich habe beim Key West Citizen angerufen«, antwortete sie, »und mich nach dem Stand der Ermittlungen erkundigt. Die Polizei hat vor einer Viertelstunde deine Fingerabdrücke identifiziert. Sie haben floridaweit eine Fahndung herausgegeben. Ich denke, sie werden auch New York informieren.«
    Alle sahen mich an. Ich musste mich entscheiden, ob ich das Risiko eingehen wollte, zu dieser Party zu gehen.
    »Das könnte meine letzte Chance sein, mit diesen Leuten zu sprechen«, sagte ich.
    »Da ist immer eine Menge Sicherheitspersonal«, wandte Gabrielle ein. »Wenn Keating erfährt, dass Sie wegen Mordes gesucht werden, kommen Sie da nicht mehr raus.«
    »Sehen wir’s mal positiv. Vielleicht redet er dann offener«, seufzte ich. »He, wie exklusiv sind diese Partys eigentlich?«, fügte ich hinzu und setzte mit den falschen Muskeln ein Lächeln auf, das niemanden zu täuschen vermochte. »Sind Mörder überhaupt zugelassen? Oder gelten die nicht als

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