Seth, Träume und Projektionen des Bewusstseins (German Edition)
Augen langte ich hinüber und überprüfte mein Traumbuch und sah, dass die Seite leer war. Wirklich wütend über die Selbsttäuschung, beschloss ich, das Bett ganz zu verlassen, ins Wohnzimmer zu gehen, das Licht einzuschalten und sicherzustellen, dass ich die Träume dieses Mal auch wirklich aufschrieb. (Ich glaube, dass ich, als ich aus dem Bett aufstand, in meinem Traumkörper war, ohne es zu wissen.)
Als nächstes erinnere ich mich, im Wohnzimmer gewesen zu sein, wobei ich einige Schwierigkeiten hatte, auf dem Boden zu stehen und einige Dutzend Dezimeter über dem Teppich auf und ab schwebte. Das alleine hätte mir schon sagen sollen, dass ich außerhalb meines Körpers war, aber diese Erkenntnis setzte nicht ein. Als ich dort stand und versuchte herauszufinden, was sich da abspielte, hörte ich jemanden an der Tür. Miss Cunningham trat ein. Sie trug ein Nachthemd und einen Morgenrock. Sie murmelte und weinte vor sich hin, verwirrt und desorientiert. „Mrs. Butts? Mrs. Butts?“, sagte sie unaufhörlich, genau so wie sie es tat, wenn sie zu mir kam, weil sie Hilfe brauchte.
Der Raum war dunkel, völlig normal, etwas beleuchtet von außen durch die Straßenlampen. Zuerst dachte ich, dass Miss C. schlafwandelte und wollte sie daher nicht wecken. Noch etwas anderes verwirrte mich. Ich hörte ganz leise Jazzmusik und fand nicht heraus, woher sie kam. Miss C. war kaum die Art Mensch, um einen Transistorradio im Morgenrock mit sich zu tragen.
Ich stand einen Moment da und fragte mich, wie sie hereingekommen war. Ich kam zum Schluss, dass ich wohl die Tür nicht abgeschlossen hatte. Ich fragte mich, wie ich sie wohl wieder in ihre Wohnung bringen könnte. Ich hatte völlig vergessen, dass sie ausgezogen war. Jetzt stand ich bei der Badezimmertür. Sie kam näher, murmelte vor sich hin, und für einen Augenblick wurden unsere Umrisse deutlich von den Straßenlichtern abgezeichnet. Unsere Blicke trafen sich. Und sofort erkannte ich, dass ich außerhalb meines Körpers war, was auch für sie galt. Miss C. gab einen tiefen, verängstigten Seufzer von sich und verschwand. Sogleich öffnete ich meine Augen und fand mich im Bett, in meinem Körper und komplett. Ich war so verblüfft wie niemals zu vor. Noch vor einem Bruchteil einer Sekunde war ich im Wohnzimmer gewesen.
Rasch stand ich auf und ging ins andere Zimmer. Es war niemand dort. Es war 00.30 Uhr. Ich setzte mich hin und schrieb diese Erfahrung und die früheren Träume auf. Als ich schrieb, hörte ich leise Musik. Sie kam aus der oberen Wohnung, und es war genau die gleiche Art, die ich vorher gehört hatte. Ziemlich aufgeregt ging ich wieder ins Schlafzimmer. Dort war es leise und ruhig. Die Musik war nur dort zu hören, wo ich Miss Cunningham begegnet war.
Ich bin überzeugt, dass ich meinen Körper verließ, als ich mich entschloss, ins Wohnzimmer zu gehen, wo ich Miss C. traf, die in ihrem Traumkörper reiste, in ihrer alten Umgebung umherging und zu mir um Hilfe kam, wie sie es gewohnt gewesen war. Leider war mein kritischer Verstand erst ganz gegen Ende der Erfahrung völlig wach, obwohl ich mehrere beherzte Versuche unternommen hatte, meinen Zustand zu verstehen.
In Sitzung 298 vom 31. Oktober 1966 sprach Seth über dieses Erlebnis:
Ruburts Erlebnis mit eurer Miss Cunningham war gültig. Er nutzte eine äußerst günstige Projektionsmethode, ohne zu wissen, dass er das tat, und ich empfehle euch beiden diese Methode sehr. Wenn ihr mitten in der Nacht aufwacht oder das scheinbar tut, dann versucht ganz einfach, euren physischen Körper zu verlassen. Versucht einfach, aus dem Bett zu steigen und in einen anderen Raum zu gehen, während der physische Körper bleibt, wo er ist.
Es ist eine angenehme und einfache Methode, eine Projektion zu erzielen, und mit etwas Erfahrung werdet ihr entdecken, dass ihr eine gute Kontrolle behalten und innerhalb und außerhalb eurer Wohnung umherstreifen könnt. Dabei könnt ihr die normale Fortbewegung oder Levitation ausprobieren.
Bei dieser Methode ist die Anstrengung klein, und sie bietet von mehreren Standpunkten aus Vorteile. Merkt euch einfach die Methode, so dass ihr bereit seid, wenn sich günstige Umstände ergeben. Ihr mögt halb wach sein. Ihr mögt in einem scheinbaren Wachzustand sein. Die Methode wird so oder so funktionieren. Wenn ihr wollt, dann könnt ihr auf euren eigenen Körper zurückschauen.
Ihr müsst das aber wollen. Oftmals möchte man seinen sozusagen allein gelassenen Körper nicht sehen,
Weitere Kostenlose Bücher