Seth, Träume und Projektionen des Bewusstseins (German Edition)
die auf dem Kaffeetisch aufgestapelten Magazine. ,,Ich lese so viel … so viel. Was soll ich nur tun, wenn ich mein Augenlicht verliere?“
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, denn ich war noch immer bestürzt. Ihre Augen waren sehr rot und sahen entzündet aus, genauso wie in meinem Traum. Ich blieb etwas bei ihr und versuchte sie so gut wie möglich zu trösten. Schließlich ging ich in unsere Wohnung zurück, und ich fühlte mich sowohl wegen ihrer Situation als auch wegen meines Traumes von der Nacht zuvor elend.
Später am Tag gelang es mir jedoch, mich davon zu überzeugen, dass alles nur Zufall war. ,,Schließlich trug sie ja nicht Schwarz,“ sagte ich zu Rob. ,,Und wir waren in keinem Krankenhaus. Vielleicht hatte ich einfach unterbewusst bemerkt, dass ihre Augen schlechter wurden und daher den Traum gehabt.“
,,Vielleicht. Wir haben sie allerdings seit fast einem Monat nicht mehr gesehen,“ sagte Rob.
,,Nun, es muss so etwas sein,“ sagte ich. ,,Ich gebe zu, dass mich die ganze Sache … aufrüttelt, aber sie ärgert mich auch. Ich meine … denk doch nur, um wie viel schwieriger das Leben sein könnte, würden wir in Träumen die Zukunft sehen! Ich habe jetzt schon genug, worum ich mich kümmern muss.“
Im Laufe der nächsten Tage verblasste der Traum mehr und mehr. Nur noch gelegentlich zwickte er mich mit seinen beunruhigenden Vorahnungen. Mir war unwohl dabei zu fühlen, dass sich ein kleiner, aber bedeutender Spalt in der Natur der Dinge aufgetan hatte. Zurückblickend bin ich sicher, dass ich wie ein Tier, das etwas Fremdes und Neues in seinem Territorium spürt, Gefahr witterte – oder wie jeder Erwachsene, der sich durch eine Veränderung des Status Quo bedroht fühlt. So drängte ich also aus allen möglichen Gründen den Traum aus meinem Geist und ging meiner Wege. Später erwähnte ich dann diesen Traum in meinem ersten Buch dieses Genres, Der Weg zu Seth . Nicht einmal zu jenem Zeitpunkt ahnte ich, dass er nur ein einzelnes Glied einer ganzen Kette übersinnlicher Ereignisse war, die mit Miss Cunningham zu tun hatten, und ich erkannte auch seine wahre Bedeutung für meine eigene Entwicklung nicht.
Der Sommer ging vorüber und der Herbst hatte schon begonnen, als sich das nächste Ereignis einstellte, eines, das mein Leben verändern sollte. Eines Septembermorgens wachte ich mit dem Gefühl auf, dass ich in der Nacht einen äußerst ungewöhnlichen Traum gehabt hatte, der eine große Wirkung auf mich haben würde. Aber ich konnte mich überhaupt nicht an den Traum erinnern, und als der Tag voranschritt, löste sich das Gefühl auf. An jenem Abend setzte ich mich wie üblich hin, um für eine Stunde Poesie zu schreiben, und plötzlich klaffte der Spalt, der sich so leicht mit dem ersten Traum aufgetan hatte, weit auf.
Dieses Erlebnis beschrieb ich in Das Seth-Material , aber weil es aus der Welt der Träume emporstieg und so sehr mit unbewusster Aktivität zu tun hat, möchte ich es hier von einem anderen Gesichtspunkt aus betrachten. Der Miss-Cunningham-Traum hatte mich überrascht. Dieses Mal wurde ich von dem bis heute ehrfurchteinflößendsten Erlebnis hinweggetragen; aber ich hatte keine Angst.
Im einen Augenblick saß ich noch an meinem Schreibtisch, neben mir Stift und Papier, und im nächsten fegte mein Bewusstsein schon aus meinem Körper. Es war körperlos und nahm überhaupt keinen Raum ein; es schien mit der Luft vor dem Fenster zu verschmelzen, durch die Baumwipfel zu tauchen, um dann zu ruhen, zusammengerollt wie ein einzelnes Blatt. Hochgefühle und Verstehen, neue Ideen, Gefühle, neuartige Anordnungen von Bildern und Wörtern jagten so schnell durch mich hindurch, dass überhaupt keine Zeit war zu rufen. Es gab keine Gegenwart, Vergangenheit oder Zukunft: Ich wusste das plötzlich mit absoluter Sicherheit.
Dann wurde ich nach und nach gewahr, dass mein Bewusstsein wieder in meinen Körper zurücksank, aber nur langsam, wie Staubpartikel, die durch die Abendluft dorthin schwebten, wo mein Körper aufrecht sitzend am Tisch saß, den Kopf gebeugt, während die Finger wild Notizen über das hinkritzelten, was gerade geschah, als ob sie über einen eigenen Verstand verfügten.
Aber als ich zurückkehrte, begann die Intensität der Erfahrung zu schwinden. Das Wunder zog sich allmählich zurück. Insgesamt waren drei Stunden vergangen. Zurück blieb ein Haufen Notizen, automatisch geschrieben und betitelt als: ,,Das physische Universum als Gedankenkonstruktion“ –
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