Seth, Träume und Projektionen des Bewusstseins (German Edition)
der Zeit von eurer Zeitwahrnehmung während des Wachzustandes, in welchem ihr eure Augen auf die Uhr gerichtet haben mögt und damit beschäftigt seid, irgendwo um – sagen wir – 12:15 Uhr anzukommen, sehr unterscheiden. Aber wenn ihr alleine gedankenverloren in einem Raum sitzt und sich euch nicht die Notwendigkeit stellt, unbedingt irgendwohin zu gelangen, unterscheidet sie sich von der Zeit im Wachzustand nicht mehr so stark. Ich bin sicher, dass ihr die Ähnlichkeit zwischen dieser inneren, einfachen Art der psychologischen Zeit, die sehr oft im Wachzustand erfahren wird, und dem Zeitsinn, wie er in Träumen erlebt wird, erkennen werdet…
Ich kann es nicht oft genug sagen: Ihr seid mehr als euer bewusster Geist, und jenes Selbst, das ihr nicht zulassen wollt, ist gerade jener Teil von euch, der nicht nur euer Überleben im vom Selbst geschaffenen physischen Universum sichert, sondern auch den verbindenden Teil von euch mit der inneren Wirklichkeit darstellt… Nur durch diesen inneren Menschen, durch die Anerkennung der Funktionen dieses inneren Menschen, wird es der Menschheit jemals gelingen, ihre Möglichkeiten voll auszuschöpfen.
Die äußeren Sinne werden dem Menschen nicht helfen, das innere Ziel, welches ihn antreibt, zu erreichen. Erlernt es der Mensch nicht, diesen inneren Sinn zu gebrauchen, kann es gut sein, dass er alles verliert, was er jemals gewonnen hat…
Während Rob die Sitzung abtippte und ich sie las, ging ich verwundert umher. Wie viele andere Menschen hatte ich dem „inneren“ Selbst zu einem großen Ausmaß misstraut, weil ich glaubte, dass es nur primitive Gefühle und verborgene, unerwünschte Eigenschaften enthielt. Aber ohne es konnten wir am Morgen nicht einmal aus dem Bett aufstehen oder atmen und schon gar nicht umhergehen. Jetzt scheint das so offensichtlich zu sein, und es ist mir beinahe unmöglich, mich daran zu erinnern, dass es mir zu jener Zeit wie eine Erleuchtung vorkam. Am nächsten Tag inspirierte mich die Sitzung, das folgende Gedicht zu schreiben.
Mit wem teile ich dieses Bild?
Mit wem teile ich dieses Bild?
Welcher Geist spukt in diesem Haus?
Ich lächle und greife nach einer Tasse Tee,
Und Bewegungen jenseits meines Willens setzen ein.
Meine Finger strecken sich geschmeidig
Und greifen den geschwungenen Löffel.
Mit passendem Druck heben sie die Tasse.
Doch ich habe nichts damit zu tun.
Wer bewegt die Tasse? Wer bewegt?
Und spreche ich mit dir, gehen die
Die Lungen hinterm Brustbein auf und ab,
Füllen ihre verborgenen Gewebemünder
Mit wirbelnder Luft aus diesem hellen Zimmer.
Sie atmen für mich genau den Atem,
Von dem alles, was ich bin, abhängt,
Doch weiß ich nicht, wie es geschieht.
Wer ist dieser Geist,
Dieses andere Sein?
Wer hebt und senkt die Lungen? Wer atmet?
Wenn ich schlafe und ausgestreckt daliege,
Die Lider geschlossen, die Pupillen dunkel,
Wer geht mit offenen Augen nach unten
Durch die Tür in die kalte Nachtluft,
Und reist an Orte, an denen ich nie war?
Wer hinterlässt mir Erinnerungen an Leute,
Die ich noch nie getroffen habe?
Wer macht diese Reisen, während ich
Mich keinen Zentimeter vom Bett erhebe?
Wer träumt?
Der Beweger, der Atmer, der Träumer
Teilt mit mir dieses liebe Fleisch.
Er ist ein Zwilling, der mir so ähnlich ist,
Dass ich sein Gesicht nicht zu erkennen vermag.
Er geht seinen Weg, ich meinen.
Von Angesicht zu Angesicht treffen wir uns nie,
Und doch bin ich mir dieses Geistes bewusst
Hinter jedem Wort oder Handeln.
Wer bewegt? Wer atmet?
Wer träumt?
Wenn mich die 23. Sitzung veranlasste, dieses Gedicht zu schreiben, so beeindruckte sie auch Rob so sehr, dass er ein ziemlich kompliziertes Experiment mit den inneren Sinnen ausprobierte – ohne seinen bewussten Geist wissen zu lassen, was er vorhatte.
KAPITEL 9
Die inneren Sinne – Robs Runde
Mehr über die psychologische Zeit und wie man sie nutzt
Auszüge aus den Sitzungen 24, 28 und 29
Miss Cunningham und eine verpasste Sitzung
Es war an einem Wochenende, an dem wir Gäste hatten. Die anwesenden Freunde hatten keine Ahnung, dass wir uns mit paranormalen Dingen beschäftigten, und das Thema kam in unseren Unterhaltungen auch nie zur Sprache. (Außer einem engen Freund wusste daher niemand, womit wir uns abgaben. Wir hatten nicht einmal unseren Familien davon erzählt.) Mitten an jenem völlig harmlosen Abend hatte Rob plötzlich drei Erlebnisse, die ihn zu jener Zeit ziemlich überraschten und die beängstigend waren.
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