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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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zum Affen machte. Doch er vermutete, daß es Vorschriften gab, mit wieviel Alkohol man noch an Bord durfte, und die lagen gewiß weit diesseits der Volltrunkenheit.
    Box grinste die Sicherheitsleute an. Er plazierte die Plastiktüte in eine der flachen Plastikwannen, und sie verschwand in dem Durchleuchtungstunnel. Dann passierte er den Metalldetektor und war heilfroh, daß er nicht piepste. Sein Flieger war zum Einstieg bereit. Er stand in der Schlange hinter einer Frau mit Baby, dann wurde seine Bordkarte gescannt, und er betrat den langen Schlauch der Passagierbrücke. Er gab sich alle Mühe, der Stewardeß, die ihn in der Maschine willkommen hieß, nicht ins Gesicht zu atmen. Sie schenkte ihm ein Routinelächeln und warf einen Blick auf seine Kleidung. Zwischen zwei anderen Passagieren eingeklemmt, ging er durch den schmalen Gang zu seinem Platz.
    Das Flugzeug war kleiner, als er erwartet hatte: ein hohler Metallschlauch mit jeweils nur zwei Sitzen auf jeder Seite. 9A. Das war am Fenster. Eine Frau saß bereits auf dem Gangplatz. Sie lächelte zu ihm hoch.
    »Sie können sich gern ans Fenster setzen, wenn Sie möchten«, sagte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, vielen Dank. Ich mag es nicht, wenn ich runtersehen kann.«
    Sie öffnete ihren Sicherheitsgurt und erhob sich, um Box durchzulassen. Er schätzte sie auf Anfang Sechzig, aber sie kleidete sich jünger: knallrote Jeans und ein schwarzes Polohemd. Platinblonder Kurzhaarschnitt. Box konnte sie sich als Floristin vorstellen. Oder eher noch als Immobilienmaklerin, wie sie Leute durch Häuser führte, wobei sie die tollen Einzelheiten anpries. Als sie im Gang vor ihm stand, bemerkte er, wie sie ihn blitzschnell von oben bis unten musterte, und fragte sich, was sie wohl für Schlüsse zog aus seinem Sweatshirt, den Bermudashorts und den schlammverkrusteten Arbeitsstiefeln. Wenn er sie für eine Immobilienmaklerin hielt, wofür mochte sie ihn halten? Er quetschte sich an ihr vorbei auf seinen Sitz.
    »Was für ein furchtbarer Tag«, sagte sie, während sie ihren Gurt wieder schloß.
    »Ja.«
    »Fliegen Sie beruflich nach Christchurch?«
    »Nein.« Weil er nicht unhöflich sein wollte und betrunken war, redete er weiter. »Ich lebe dort. Ich habe hier zu tun gehabt.« Und zu seiner eigenen Überraschung fragte er: »Haben Sie Kinder?«
    Sie lächelte. »Drei Söhne, aber sie sind schon erwachsen und haben selbst Familie. Zumindest zwei von ihnen.«
    »Als mein Sohn Mark sieben war, wollte ich, daß er Rugby spielte.«
    Sie blinzelte kurz. »Mein Ältester hat in der Schule Rugby gespielt.«
    Box starrte auf die Rückenlehne des Sitzes vor ihm. Er hörte kaum, was sie sagte. »Jeden Samstagmorgen ging ich mit ihm hin. Auch wenn ich eigentlich arbeiten mußte. Er war gut, richtig gut sogar, schneller als die meisten. Ich habe gedacht, daß wirklich etwas aus ihm werden könnte. Vermutlich hofft jeder Vater, daß sein Sohn mal für die All Blacks spielen wird, glauben Sie nicht? Aber als er zwölf war, teilte er seiner Mutter und mir mit, daß er Fußball spielen wollte. Fußball! Er wurde Mitglied bei den Wanderers. Ging einfach eines Tages hin und trug sich ein. Zahlte mit seinem eigenen Geld. Ich war sauer. Es war Blödsinn, Rugby aufzugeben. Aber er mochte Fußball lieber, und mit fünfzehn spielte er schon in der zweiten Mannschaft, im Jahr darauf in der ersten. Da war Mark der jüngste, um zwei Jahre sogar.«
    »Sie sind bestimmt stolz auf ihn.«
    Er hörte an ihrem Ton, daß sie das Interesse an ihm verlor, aber das war ihm egal. Er redete ohnehin mehr mit sich selbst. Sie saß nur zufällig dabei. Er fragte sich, ob sie das Bier roch – in seinem Atem, aber vielleicht sickerte der Geruch auch schon aus seinen Poren. Der Kaugummi konnte nicht alles überdecken.
    »Mark war Verteidiger. Wegen seiner Größe kam kaum einer an ihm vorbei.«
    »Aha.« Sie kramte in der Sitztasche vor ihr und zog das In­flight-Magazin heraus. Sie blätterte darin.
    »In dem Jahr kam er in die landesweite Auswahl der Unter-17jährigen. Man sprach schon von der Nationalmannschaft.«
    »Das ist ja großartig.«
    »Dazu kam es dann leider nicht. Plötzlich hörte er auf. An einem ganz normalen Tag, ohne jeden Grund. Er hat den Fußball total aufgegeben, einfach so.«
    Sie sah ihn wieder an. »Teenager sind ziemlich unberechenbar. Ian hatte auch so eine Phase.«
    »Ich habe ihm Vorwürfe gemacht deshalb, weil ich enttäuscht war. Ich hätte seinen Entschluß respektieren

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