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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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Tier. Der Lärm ließ die Fahrerkabine erzittern, die rissigen Sitze und das kalte Glas der Fenster. Als er es in diesem Stahlkäfig nicht mehr aushielt, riß er die Tür auf und fiel fast in den Orkan hinaus. Wind und Regen hatten noch zugenommen. Box tobte, er lief auf dem Randstreifen hin und her, vor und zurück, das hohe Gras schlug ihm gegen die Waden, und der Regen peitschte unbarmherzig auf ihn ein. Er reckte die Arme zum Himmel, fluchte und schrie die Wolken an, die Hügel, die Rückseite der Reklametafel, die ganze Welt. Kurz hielt er inne, aber nur, um gegen die Reifen und Türen des Pickups zu treten. Er setzte seine schweren Arbeitsstiefel ein, und es fühlte sich gut an. Ein tiefes Donnern oben verlachte ihn, und er fluchte auf den tiefhängenden Himmel.
    Die Passagiere der vorbeifahrenden Autos verdrehten sich die Hälse, um einen besseren Blick auf das Spektakel zu erhaschen.
***
    Die Frau am Schalter der Air New Zealand sah Box kommen, und ihr fiel das Lächeln aus dem Gesicht. Er machte ihr keinen Vorwurf deshalb. Er sah wohl ziemlich sonderbar aus, vornehm ausgedrückt. Seine Kleider waren so naß, daß er tropfte. Irgendwo zwischen der Reklametafel und dem Flughafen war das Zittern in einen konstanten Tremor übergegangen, was er auf das Zusammenwirken von Kälte und Schock zurückführte. Wenn er auch nur halb so übel aussah, wie er sich fühlte, dann mußte ihn Susan – aus drei Metern Entfernung konnte er ihr Namensschild lesen – entweder für einen Penner oder einen Terroristen halten. Oder für beides.
    Sie hatte sich schnell wieder im Griff, und ihr professionelles Lächeln kehrte zurück. Als er am Schalter war, blitzten ihre Zähne schon wieder. Sie war etwa fünfunddreißig, hatte braune Augen und blondgefärbtes Haar.
    »Guten Tag. Kann ich Ihnen helfen?«
    Er erklärte, wohin er fliegen mußte. Seine Stimme war rauh und wenig vertrauenerweckend.
    »Gut. Lassen Sie mich nachschauen. Nur ein Platz?«
    »Ja.«
    Sie sah auf den Bildschirm, und die Tastatur klickte unter ihren langen Fingernägeln. »Die nächste Maschine geht um 16:30 Uhr, also in drei Stunden. Es sind noch Plätze frei.«
    »Ich brauche einen früheren Flug.«
    »Geht es Ihnen nicht gut?«
    »Ich muß sofort zurück. Was ist mit den anderen Airlines?«
    Jetzt lächelte sie nicht mehr. »Einen Moment bitte.«
    Box stand vor dem Schalter und versuchte, sein Zittern unter Kontrolle zu halten. Er tropfte auf den rot-grün gemusterten Teppich.
    »Tut mir leid. NZ306 ist der nächste Flug. Soll ich Ihnen einen Platz buchen?«
    Box erwog kurz, zu seinem Pickup zurückzugehen, einzusteigen und einfach nach Norden zu fahren. Aber selbst ohne sein Versprechen sah er ein, daß Liz recht hatte. Er sollte nicht hinterm Steuer sitzen. Die Fahrt zum Flughafen hatte das gezeigt.
    »Sir?«
    »Bitte?«
    »Soll ich buchen?«
    »Ja, bitte.«
    Er wußte nicht, ob genügend Geld auf seinem Konto war, deshalb bezahlte er mit Kreditkarte. Die Frau druckte seine Quittung aus und gab sie ihm zusammen mit der Bordkarte. Es war nicht zu übersehen, daß sie versuchte, aus ihm schlau zu werden.
    »Sie können Ihr Gepäck dort drüben einchecken.«
    »Ich habe kein Gepäck.«
    »Handgepäck?«
    »Nein.«
    Sie zögerte und sagte dann: »Haben Sie keine trockenen Sachen?«
    Box schüttelte den Kopf, und sie sah ihn kritisch an. »Sie können hier nicht drei Stunden lang durchnäßt rumsitzen. Sie zittern ja jetzt schon. Da drüben ist ein Souvenirladen, dort können Sie sich zumindest ein T-Shirt und Shorts kaufen.«
    »Danke.«
    Sie lächelte warm. »Nichts zu danken.«
    Box wandte sich ab und ging in die Richtung, die sie ihm gewiesen hatte. Er spürte ihren Blick in seinem Rücken.
***
    Zehn Minuten später saß Box in der Cafeteria des Flughafens; er trug ein marineblaues Sweatshirt mit Universitätslogo und weißblaue Shorts, auf denen seitlich der Schriftzug »Billabong« aufgedruckt war. Unter dem Sweatshirt trug er ein T-Shirt mit einem großäugigen Tiki-Kopf, der die Zunge rausstreckte. Nur seine Kappe, die wollenen Arbeitssocken und die schlammverkrusteten Stiefel waren geblieben.
    In der winzigen Umkleidekabine hatte er zitternd und ungeschickt seine nassen Sachen ausgezogen. Sie hatten sich dagegen gesträubt, hatten sich an ihm festgeklammert wie Ertrinkende. Seine Finger hatten mit dem Rest von ihm nichts zu tun; widerspenstiges Fleisch. Schließlich hatte er wild an seinem T-Shirt gezerrt, er hörte, wie es riß, scherte sich aber

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