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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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schwieg einen Moment nachdenklich. »Ich habe ein Anliegen, das ich Ihnen gerne unterbreiten möchte, wenn Sie mich anhören wollen.«
    »Zuhören hat noch nie geschadet.«
    »Wir glauben, Mark sollte in Kaikoura beerdigt werden.«
    Box hatte einen Fuß auf die untere Leiste des Geländers gestellt, jetzt zog er ihn weg und richtete sich auf. »Warum?«
    »Wir halten es für wichtig, daß er bei seinen Ahnen im örtlichen Urupa beigesetzt wird – auf dem Friedhof bei unserem Marae.«
    Box schüttelte schon bei Tipenes ersten Worten den Kopf. »Ich will nicht unhöflich sein, aber das kommt nicht in Frage. Mark wird definitiv an der Kirche von Governors Bay beigesetzt.«
    »Können wir nicht zumindest darüber reden?«
    »Ich rede ja gerade mit Ihnen darüber, aber offen gestanden glaube ich, daß schon alles gesagt ist.«
    »Nein. Sie wissen zum Beispiel nicht, weshalb das für uns so wichtig ist.«
    »Wer ist uns?«
    »Sein Whanau.«
    »Marks Familie, das sind Liz, ich und seine Schwester.«
    »Das bezweifelt ja niemand, aber Sie müssen akzeptieren, daß Mark auch Maori war, Tangata Whenua. Durch mich war er Teil eines Hapu und eines Iwi, also eines Stammes.«
    »Ich weiß, was Iwi heißt. Aber Mark hat Sie oder irgend jemanden aus Ihrer Familie nicht mehr gesehen, seit er zwei Jahre alt war. Er sprach kein Wort Maori.«
    »Darauf kommt es nicht an.«
    »Ich bin noch nicht fertig.«
    »Also gut, reden Sie weiter.«
    »Er sprach kein Maori, und er hatte nichts mit Maori-Kultur am Hut. Ich glaube, er war nur ein einziges Mal in einem Marae, mit ungefähr zwölf auf einem Schulausflug. Sein einziger Kommentar dazu war, daß es ihm nicht gefallen hätte, auf dem Boden schlafen zu müssen. Inwiefern also war Mark Maori?«
    »Durch seine Abstammung. Mark kann seine Ahnenreihe zurückverfolgen bis zu den ersten Kanus, die auf diesen Inseln ankamen. Er hat eine spirituelle Verbindung zu Kaikoura. Deshalb sollte er dort begraben werden.«
    »Ich verstehe nicht so recht, wie jemand eine tiefe Verbindung zu einem Ort haben kann, an dem er nie gewesen ist.«
    »Das liegt daran, daß Sie die Welt mit Pakeha-Augen sehen.«
    »Finden Sie das nicht ein bißchen anmaßend?«
    »Es ist die Wahrheit. Er kam im Krankenhaus von Kaikoura zur Welt, und seine Plazenta wurde in der Nähe des Marae begraben.«
    »Es tut mir leid, aber für mich ist diese Diskussion beendet. Sein Name war Mark Saxton, und Liz und ich haben ihn seit seiner frühesten Kindheit gemeinsam erzogen. Es ist allein unsere Entscheidung, wo er begraben wird. Das hat nichts mit Pakeha-Augen zu tun, es ist einfach das Richtige.«
    »Wir sehen es anders.«
    »Mark wird in Governors Bay beerdigt. Punkt.« Die Ungerechtigkeit in Tipenes Argumentation machte Box wütend. »Jetzt hören Sie mir mal zu, verdammt! Er hätte weder Sie noch irgend jemanden aus Ihrer Sippschaft erkannt, wenn Sie ihm auf der Straße begegnet wären. Er wird dort begraben, wo seine Familie es will, seine richtige Familie. Die Menschen, bei denen er aufgewachsen ist und die ihn geliebt haben.«
    Tipene schüttelte langsam den Kopf. »Es hat wohl keinen Sinn, weiter mit Ihnen zu diskutieren.«
    »Da haben Sie ausnahmsweise recht.«
    »Wir würden gern ein Treffen arrangieren, bei dem jeder seinen Standpunkt vortragen kann, und am Ende entscheiden wir dann, was getan wird.«
    »Nein, kein Treffen. Das wäre zwecklos. Ich habe bereits entschieden und werde meine Entscheidung nicht ändern.«
    Tipene sah Box prüfend ins Gesicht. »Nein, das werden Sie nicht.« Er drehte sich um und ging die Stufen hinab. Box sah ihm nach, wie er in seinen SUV stieg und wegfuhr, ohne sich noch einmal umzublicken.

Dritter Teil
Vierzehn
    Box fuhr auf die lange Brücke über den Kaikoura River. Der Fluß unter ihm war auf zwei dünne Rinnsale zusammengeschrumpft, die sich durch das breite Kiesbett schlängelten. Rhythmisch ratterten die Räder über die Dehnungsfugen. Auf der anderen Seite des Flusses bog er zur Küste ab, und fünf Minuten später fuhr er durch Kaikoura, einen kleinen Fischerort, der sich an einer Bucht entlangzog. Der Strand bestand aus von der Dünung glattgeschliffenen Kieseln, grau und gleichmäßig wie Vogeleier. Auf der anderen Straßenseite lagen die Häuser.
    Box fuhr langsam an einem von Möwenkot befleckten Straßenschild vorbei. Wie in beinahe jedem Ort, der eine Straße am Meer entlang besaß, hieß auch diese Marine Parade. An ihrem östlichen Ende befand sich ein langer Kai, ein halbes

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