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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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okay. Ich fände vielleicht die Delphine interessant.«
    »Da kann ich Ihnen nur zuraten. Um diese Jahreszeit haben wir Unmengen davon. Die Chancen stehen sehr gut, daß Sie mindestens eine große Gruppe sehen, wenn Sie morgen früh rausfahren.«
    »Klingt gut. Ich bin viele Jahre nicht hiergewesen. Hat sich ganz schön verändert.«
    »Ja, der Tourismus hat sehr viel bewirkt.«
    Box nickte. »Und viele Geschäfte werden von Maori geführt?«
    »Richtig. Der hiesige Hapu war sehr aktiv, von ihm ging das alles aus. Wenn Sie sich für die Geschichte des Tangata Whenua interessieren, kann ich Ihnen eine Führung zu dem früheren Pa hier anbieten, beginnt in einer halben Stunde.«
    »Das überlege ich mir. Sind Sie von hier?«
    »Mütterlicherseits ja, aber ich bin in Napier aufgewachsen.«
    »Und wie lang leben Sie jetzt schon hier?«
    »Fast fünf Jahre.«
    »Dann kennen Sie bestimmt Tipene Pitama?«
    »Natürlich.« Wieder das Hundert-Watt-Lächeln. »Tipene ist einer der Chefs bei Pacific Encounter.«
    »Wirklich? Ich kenne ihn von früher. Ich dachte, ich schaue mal bei ihm vorbei, wenn ich in der Stadt bin.«
    Ihr Lächeln verschwand abrupt, und sie runzelte die Stirn. »Normalerweise ist er hier unten in seinem Büro, aber heute wohl nicht. Er wird bei dem Tangi sein, oben auf dem Marae. Es tut mir sehr leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber Tipenes Sohn ist gestorben.«
    Box gab sich alle Mühe, sich nichts anmerken zu lassen, als er antwortete: »Oh, das tut mir sehr leid. Wie ist es denn passiert?«
    »Ich weiß nicht genau. Sein Sohn hat nicht hier gelebt, sondern irgendwo im Süden, bei seiner Mutter. Ich habe nur gehört, es sei ein Unfall gewesen.«
    »Sicher nicht der beste Zeitpunkt, Tipene zu besuchen. Ich verschiebe das lieber.«
    Sie nickte. »Das ist sicher besser.«
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    Box wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal um und kam zurück, als wäre ihm noch etwas eingefallen. »Vielleicht stecke ich Tipene doch eine Kondolenzkarte in den Kasten. Wissen Sie, wo er wohnt?«
    »Das ist eine nette Idee. Wird ihm gefallen. Ich habe seine Adresse irgendwo hier.«
    Sie ging hinter die Theke zurück. Beim Gehen pendelte der Jadestein vor ihrer Brust. Box schaute zu, wie sie einen blauen Aktenordner mit dem Logo von Pacific Encounter durchblätterte.
    »Er wohnt oben im Neubaugebiet. Ich weiß nur die Hausnummer nicht.« Sie sprach, ohne aufzuschauen. Ihr Finger glitt an einer Liste entlang. »Hier ist es. Plover Crescent Nummer sechzehn.«
    »Plover sechzehn.«
    »Sie müssen auf den Highway zurückfahren und dann etwa zehn Minuten nach Norden. Das Neubaugebiet heißt Seaview, liegt auf einem Hügel. Es ist ausgeschildert, Sie können es nicht verfehlen.«
    »Danke.«
    Ein Ausdruck des Zweifels machte sich auf ihrem Gesicht breit. »Woher kennen Sie Tipene noch mal?«
    »Durchs Rugby. Nur daß er damals noch Steve hieß, der gute alte Steve Sullivan.«
    Sie lächelte beruhigt und nickte.
    »Noch mal vielen Dank für Ihre Hilfe«, sagte Box.
    »Denken Sie daran, wenn Sie etwas für morgen buchen wollen, wir haben heute bis spät geöffnet und morgen früh ab acht Uhr wieder.«
    »Das überlege ich mir auf jeden Fall noch.«
    Draußen spürte er die Sonne warm auf seinem Gesicht. Auf dem Parkplatz scharten sich mehrere Möwen um eine asiatische Familie, ein etwa zehnjähriger Junge warf ihnen Kartoffelchips zu. Box hielt sie für Japaner, hatte aber in Wirklichkeit keine Ahnung. Japaner entsprachen einfach dem Touristenklischee. Ebensogut konnten sie Koreaner oder Chinesen sein. Er würde den Unterschied nicht erkennen. Ihr Reisebus stand quer auf dem Parkplatz wie ein riesiger roter Legostein. Noch immer lief der Motor. Der Tourguide redete laut auf die Leute ein, offenbar wollte er aus dem Gewusel von bunten Jacketts und Fotoapparaten so etwas wie eine ordentliche Touristengruppe machen.
    Box ging mitten durch die Möwen hindurch. Sie machten ihm Platz. Ein paar flogen kurz auf, aber die meisten trippelten nur zur Seite. Der Junge sagte etwas in einer Sprache, die Box nicht verstand, und lachte. Sein Lachen mischte sich mit dem Benzingeruch des Busses und dem beleidigten Kreischen der Möwen.
    Box drehte sich der Magen um, er glaubte sich übergeben zu müssen.
***
    »Was darf ich Ihnen bringen?«
    Einen Moment lang wußte er nicht, was die Frau von ihm wollte. Dann wurde sein Kopf wieder klar. »Einen Kaffee bitte, schwarz.«
    »Gerne.«
    Er war wie bewußtlos über die

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