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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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die Unterhose anzuziehen.«
    »Tja. Übrigens ist mir gestern beim Anziehen dasselbe passiert.«
    Sie lächelte durch ihre Tränen. »Hilf mir, ihn wieder auszuziehen.«
    Die Jeans wurden wieder abgestreift. Box übernahm es, das Laken zu heben und ihm die Unterhose über Hüften und Hintern zu ziehen. Und dann kamen erneut die Jeans dran. Zusammen zogen sie Mark das fast neue Hemd an. Es war blaßgelb mit dem kleinen Logo eines sich aufbäumenden Pferdes auf der Brusttasche. Erst ein Ärmel. Dann das Hemd unter dem Körper durchziehen, während Box die Schultern anhob. Der zweite Ärmel. Alles glattziehen und zuknöpfen.
    »In die Hose oder drüber?« fragte Box, obwohl er die Antwort schon kannte.
    Sie lächelte zurück.
    Das Hemd blieb draußen.
Dreizehn
    Box hatte seit fünfzehn Jahren keine Zigarette mehr geraucht. Er hatte mit dreißig aufgehört, doch gab es anfangs immer wieder Rückfälle. In den Monaten, als sein Unternehmen langsam bankrott ging, hätte er mehrmals fast wieder angefangen, und vor ziemlich genau einem Jahr hatte er an einem Kiosk plötzlich nach einer Packung Camel gefragt; er nahm sie in die Hand, ließ sie dann aber doch auf der Verkaufstheke liegen und ging schnell weg, bevor er es sich anders überlegen konnte. Und als sein Haus auf Clifton Hill zwangsversteigert wurde für hundertfünfzigtausend Dollar unter dem Schätzpreis der Bank – er stand ganz hinten in der Menschenmenge und hörte zu, wie der Auktionator versuchte, ein paar Dollar mehr aus diesen Geiern herauszupressen, die seine Existenz zerfledderten –, da hätte er für eine Zigarette gemordet. Bislang aber hatte er es immer geschafft, der Versuchung zu widerstehen.
    Jetzt stand er auf seiner Veranda und zupfte die Tabakfäden in das kleine Papierrechteck in seiner Hand. Seine Finger erinnerten sich daran, wie man das machte.
    Der Abend war kühl, der Smog, der über der Stadt lag, verbreitete einen Chemiegeruch und einen Geschmack, den ein in der Wolle gefärbter Einheimischer in seinem Mund hin und her bewegen und darüber sprechen konnte wie ein Weinkenner über einen schlechten Merlot.
    Noch bevor Box das Zündholz anstrich, trug ihn der Tabakgeruch durch die Jahre nach Whitecliffs zurück. Dee hatte verboten, im Haus zu rauchen, deshalb trat Pop, wenn es windig war oder regnete, am Abend zum Rauchen auf die Veranda an der Nordseite hinaus, doch wenn das Wetter auch nur einigermaßen gut war, ging er auf den großen Rasen neben dem Haus. Dort stand er dann am Rand der Obstplantage, nahe den schuppigen Birnbäumen und den niedrigen Apfelbäumen, und qualmte. Auch während des Tages rauchte sein Großvater manchmal bei der Arbeit, doch nur nebenher. Pops letzte Zigarette des Tages hingegen war ein richtiges Ritual.
    Manchmal stand Box am Fenster seines Zimmers und beobachtete, wie Pop sich auf der anderen Seite des Rasens sorgfältig eine Zigarette drehte. Er hob sie an den Mund und seine Zunge glitt über den Rand des Papiers. Mit einer raschen Bewegung seines Handgelenks entzündete er eine Flamme. Selbst wenn es kalt war, rauchte er die Zigarette immer ganz zu Ende. An windstillen Abenden stieg der Rauch in die Bäume und weiter in den Himmel. Manchmal inspizierte er die Zweige in seiner Nähe, während er rauchte, riß ein Blatt ab und rollte es prüfend zwischen Zeigefinger und Daumen. Oder er fegte geistesabwesend mit der Sohle seines Stiefels über den Boden unter ihm, als vergewisserte er sich der Qualität der Erde, die er freilegte.
    Box hatte die Zigarette fertig gedreht und steckte sie an. Er hielt kurz inne, dann nahm er einen Zug. Er spürte den Rauch in seiner Lunge wie die Umarmung einer alten Freundin – zu hübsch, um wirklich gut für dich zu sein. Er hielt den Rauch kurz in der Lunge und blies ihn dann über die drei verkümmerten Rosenstöcke, die sie mit dem Haus geerbt hatten.
    Den ganzen Tag waren Leute aus und ein gegangen. Zumeist waren es Verwandte von Tipene; Fremde für ihn, doch Liz kannte ein paar von ihnen von früher – aus den drei Jahren, die sie mit Tipene zusammengewesen war. Auch andere Leute waren gekommen; Jill, ihre Nachbarin aus Clifton Hill, brachte mit leicht zitternden Händen eine Platte voller Pfannkuchen mit Marmelade und Sahne. Und eine Schüssel mit gebratenen Hähnchenstücken. Ein Ehepaar, dessen Sohn mit Mark in derselben Klasse gewesen war, stand kurz nach Mittag vor der Tür. Die Jungen hatten zusammen Leichtathletik trainiert und waren eine Zeitlang enge Freunde

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