Setz alles auf Leidenschaft
Antwort. „Deine Verführungskünste.“
„Wenn du so über mich denkst, warum verbringst du dann erst Zeit mit mir – und fertigst mich dann so ab?“, fragte er leicht gereizt.
Brooke musste lächeln. „Ja, vielleicht habe ich dich abgefertigt. Aber ich habe damit bewiesen, dass ich anders bin als die albernen Flittchen, mit denen du dich sonst abgibst“, meinte sie und ging mit hoch erhobenem Kopf durch das Zimmer. „Und außerdem, Ian Westmoreland“, fügte sie hinzu und tippte ihm auf die Brust, „deine Verführungskünste ziehen bei mir nicht.“
„Warum nicht?“, wollte er wissen und packte ihren Finger, bevor sie ihm ein Loch in die Brust bohren konnte. „Bisher haben sie immer gewirkt.“
„Nun, das werden wir ja sehen“, rief sie ihm auf dem Weg zum Schlafzimmer über die Schulter hinweg zu. „Ich bin in fünf Minuten fertig.“
„Brauchst du Hilfe beim Anziehen?“
„Nein danke. Wenn ich mich recht erinnere, bin ich dir nackt lieber.“
Sie schlug die Schlafzimmertür zu, und Ian musste wider Willen lächeln. Ja, das hatte er gesagt. Für den Moment würde ihm nicht anderes übrig bleiben, als seine Strategie zu ändern, aber früher oder später würde er sie da haben, wo er wollte.
Der Tag war ideal zum Segeln. Brooke war zuletzt vor ein paar Jahren auf einem Schiff gewesen. Damals hatte Malcolm sie mit einem seiner Kollegen zusammenbringen wollen. Sie hatten ein doppeltes Date auf einem Schiff der Hochseefischerei vereinbart.
Leider konnten sie und Malcolms Kollege nichts miteinander anfangen, sie lagen einfach nicht auf einer Wellenlänge. Zwei Stunden lang verglich sie ihn ununterbrochen mit Ian. Zum Glück für sie, aber zu Malcolms Leidwesen wurde seine Verabredung seekrank. Sie hatten wieder zur Küste zurückfahren müssen.
„Was denkst du?“
Ians Worte drangen in ihre Gedanken, und sie sah zu ihm hinüber, was sie besser gelassen hätte. Seine Silhouette hob sich gegen die Mittagssonne ab. Er stand groß und schlank an der Reling, erotisch und jeder Zoll ein Kapitän. Sie wollte das Bild aus ihrem Kopf bekommen und versuchte, sich auf das Schiff zu konzentrieren. Ian zufolge gehörte es dem Casino, und das bedeutete im eigentlichen Sinn, dass es Ian gehörte. „Das Boot ist wunderschön.“
Sie hatte nicht gewusst, wie gut er segeln konnte. Mit eleganten Wendemanövern glitt das Schiff mühelos durch die Wellen des Lake Tahoe. Ob Brooke es zugab oder nicht, bisher hatte sich Ian als freundlicher Gastgeber gezeigt und zudem als wohlerzogener Gentleman. Letzteres überraschte sie wirklich.
Das Picknick war gut gewesen, einfach und schmackhaft: Schinken-Käse-Sandwich, Pommes frites, Wein und Käsekuchen. Nichts Ausgefallenes, nichts, um Eindruck zu schinden. Gerade das hatte ihr imponiert.
Die gemeinsame Mahlzeit mit Ian war wundervoll gewesen. Sie hatten über Storm gesprochen, wie er im Flugzeug nach Montana seine Frau kennengelernt hatte. Und über die Drillinge – Clint, Cole und Casey – von Ians Onkel Corey, die in Texas lebten. Storm und Ian hatten mit ihnen als neue Cousins im Westmoreland-Clan sofort familiäre Bande geknüpft.
„Casey wird dir gefallen, wenn du sie irgendwann einmal triffst“, sagte er und nippte an seinem Weinglas. Lächelnd fuhr er fort: „Ihre Brüder tun sich genauso schwer, Verehrer von ihr fernzuhalten, wie wir uns damals bei Delaney.“
Brooke schaute zum Himmel und atmete die frische Aprilluft tief ein. Dieser wunderbare Tag auf dem See war genau das Richtige für sie. Beim Shoppen hätte sie doch nur zu viel Geld ausgegeben.
„Bestimmt war es schwer für die drei, als fast Erwachsene zu erfahren, dass ihr Vater doch noch lebt.“
Ian nickte. „Stimmt. Clint und Cole kommen ganz gut damit zurecht. Casey tut sich schwerer. Sie hat zu ihrer Mutter eine enge Bindung. Dass sie sie die ganzen Jahre belogen hatte, war schon verletzend.“
Verwirrt merkte Brooke, dass Ian, der neben ihr saß, näher zu ihr rückte. „So, jetzt haben wir genug über meine Cousins geredet. Zeit für ein Spiel!“, meinte er und beugte sich übermütig zu ihr herüber. Er war also doch kein wohlerzogener Gentleman, wie sie vorschnell gedacht hatte.
„Für welches Spiel?“, fragte sie. Seine Nähe brachte sie aus dem Konzept.
„Ich habe dich letzte Nacht beobachtet.“
Sie ahnte, in welche Richtung das Gespräch gehen würde, und wollte es genau wissen. „Und?“
„Du hast an einem Blackjack-Tisch gesessen.“
„Und weiter?“, fragte
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