Setz alles auf Leidenschaft
sie.
„Mir ist etwas an dir aufgefallen.“
„Und das wäre?“
„Du spielst miserabel.“
Brooke riss die Augen auf und lachte lauthals auf. Das war es also, was er ihr sagen wollte!
Er hatte es so ernsthaft vorgebracht, dass sie ihm sofort recht geben musste. Sie spielte wirklich miserabel, aber Blackjack gehörte auch nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. „Gibst du mir ein paar Tipps?“
Zu ihrem Erstaunen bejahte er und zog ein Kartenspiel hervor. „Das verlangt schon die Fairness“, meinte er und grinste. „Ich kann doch nicht zulassen, dass du dein ganzes Geld in meinem Casino verlierst und es allen Leuten erzählst. Das wäre ja geschäftsschädigend. Also aufgepasst, Miss Chamberlain.“
Eine volle Stunde verbrachte er damit, aus Brooke eine routinierte Blackjack-Spielerin zu machen.
„Danke für den schönen Nachmittag, Ian“, sagte Brooke, als er sie zur Villa zurückbrachte.
„Hast du Lust, mich heute Abend zu einer Show zu begleiten?“, fragte er und nahm sie bei der Hand.
„Zu einer Show?“
„Smokey Robinson gibt heute seine erste Vorstellung.“
Brooke riss ungläubig die Augen auf. „ Der Smokey Robinson?“
Da Ian nickte, lächelte sie. „Die einzige Liebe meiner Mutter, außer meinem Vater natürlich.“
„Dann ist es das Mindeste, dass du zu der Show gehst und ihr zu Ehren in Ohnmacht fällst“, sagte Ian grinsend, denn seine Mutter mochte Smokey genauso gern.
„Du denkst, das wäre meine Pflicht als Tochter, stimmt’s?“, fragte sie mit einem spöttischen Glitzern in den Augen.
Auch Ian lächelte nun. „Genau.“
„Also gut. Ich gehe mit.“
Sie standen jetzt vor ihrer Tür. Prüfend sah er sie an. „Ich hole dich zur Zehn-Uhr-Vorstellung ab.“
„Wäre es nicht einfacher, wenn wir uns gleich vor Ort treffen?“
Wieder lächelte er. Ungern, wollte er sagen. Wenn sie wieder so gut aussah wie letzte Nacht in der Lounge, sollte sie auf keinen Fall anderen Männern begegnen. „Ach nein, ich hole dich ab. Die Bewegung tut mir gut.“
„Okay.“
Da sie schon so lange vor der Tür standen, fragte Brooke: „Willst du noch kurz mit reinkommen?“
Er schaute sie noch immer an. Wenn er jetzt mit ihr hineinging, dann sicher nicht nur für einen kurzen Augenblick. Geduld, sagte er sich, Geduld.
An diesem Nachmittag hatte er zwar keine der reizvollen sexuellen Erinnerungen auffrischen können, wie er es eigentlich vorgehabt hatte, aber dennoch hatte er die gemeinsame Zeit genossen. Kommt Zeit, kommt Rat. Es würden sich neue Gelegenheiten ergeben. Notfalls würde er ein bisschen nachhelfen.
„Nein, lieber nicht. Ich muss noch so viel erledigen“, antwortete er schließlich und trat einen Schritt zurück. „Frag mich doch noch mal nach der Show.“ In seinen Augen lag ein verführerischer Glanz.
Grinsend antwortete sie: „Na gut, ich denke darüber nach.“
Er lächelte. „Ja, mach das.“ Dann wandte er sich um und ging davon.
Wenn Smokey singt …
Der Saal war proppenvoll. Bis in die hinterste Ecke standen die Leute dicht gedrängt. Das allgemeine Interesse richtete sich auf den Mann auf der Bühne, der gerade „Tracks Of My Tears“ schmetterte. Die hohe Tenorstimme war sein Markenzeichen, seine Liedtexte waren bedeutungsschwer und füllten den Raum mit Liebe und Romantik.
Mit „O Baby, Baby“ leitete er ein Medley aus weiteren bekannten Songs ein.
Brooke blickte zu Ian. Auch er sah sie an. Dachte er dasselbe wie sie? Dass sie beide Fehler gemacht hatten? Oder gab er noch immer ihr alle Schuld am Ende der Beziehung?
Als alles klatschte, schreckte sie aus ihren Gedanken auf. Smokey Robinson bekam den tosenden Applaus, der ihm gebührte. Als Zugabe sang er „Going To A Go-Go“.
Nun kam richtig Leben in den Saal. Ältere Paare, denen die Lieder aus ihrer Jugendzeit vertraut waren, strömten auf die Tanzfläche. Brooke musste an ihre Mutter denken, die zu Hause genauso getanzt hatte.
„Willst du auch tanzen?“, fragte Ian. Als sie zögerte, fügte er aufmunternd hinzu: „Wir haben doch nichts zu verlieren.“
Mit einem Blick auf die Menge der tanzenden Menschen sagte sie: „Ich möchte lieber niemandem in die Quere kommen. Sie tanzen jetzt den ‚Jerk‘ – und ich habe kein Interesse an einem Ellbogenstoß zwischen die Rippen.“
Ian lachte. Obwohl es in erster Linie laut war, blieb die Musik auf Brooke nicht ohne Wirkung. Sie schwelgte in Erinnerungen: wie Ian und sie miteinander ausgegangen waren, was sie erlebt hatten –
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