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Setz dich über alles weg

Setz dich über alles weg

Titel: Setz dich über alles weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Bard
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obwohl ich wüßte,
sie täten es nur, weil der Herr Doktor krank ist, und es ohne ihn zu Hause
nicht auszuhalten sei.
    Miss Witherspoon nahm mit
zusammengepreßten Lippen das unberührte Tablett, sah mich traurig an wie ein
Jagdhund seinen Herrn, wenn es ihm nicht geglückt ist, das Wild zu apportieren,
und rauschte zur Tür hinaus. Jim machte hinter ihrem davoneilenden Rücken eine
lange Nase und schnaubte verächtlich. »Sie ist eine tüchtige Pflegerin. Es gibt
keine bessere. Mir macht es bloß keinen Spaß, im Krankenhaus zu liegen!« Ich
erwiderte, nach allem, was ich gesehen hätte, müßten die Gefühle auf
Gegenseitigkeit beruhen, und fragte ihn, ob ich ihm etwas besorgen solle. Er
winkte mich näher heran und flüsterte: »Lauf hinunter und hol mir was
Ordentliches!« Dann erhob sich seine Stimme wieder zu ihrem normalen, munteren
Nörgelton. »Sahnehuhn, Sahnereis und Sahnekartoffel — und hinterher Quark!
Weißt du, wenn man Quark in den Mund nimmt, braucht man ihn nicht einmal
richtig schlucken — er rutscht von selber ‘runter! Weg mit dem Papp und her mit
richtigen Essen, dann bin ich morgen draußen. Gib mir eine Zigarette!«
    Miss Witherspoon hatte das offenbar von
ihrem Lauscherposten gleich vor der Tür aus gehört. »Heute rauchen wir noch
nicht — wir warten bis morgen früh, jetzt wollen wir ein wenig schlafen!« Sie
stopfte Jim zwei Tabletten in den Mund, auf die Gefahr hin, von ihm in den
Finger gebissen zu werden, reichte ihm ein Glas Wasser und wandte sich zu mir.
»Wir erholen uns zusehends — es ist am besten, wenn Sie erst morgen mittag
wiederkommen. Dann werden wir uns schon viel wohler fühlen.« Sie schob das
Thermometer in ›unseren‹ Mund, um das Geschimpfe nicht hören zu müssen, und ich
schlich hinaus. Draußen begegnete ich einer Delegation, die gerade zu Jim
unterwegs war. Zwei Internisten, zwei Chirurgen, angeführt von Dr. Marsh, und
hinter ihnen ein respektables Gefolge, bestehend aus dem Stationsarzt, zwei
Assistenzärzten, der Oberschwester, der Stationsschwester und zwei
untergeordneten Pflegerinnen. Miss Witherspoon drückte sich gegen die Wand und
machte ein betont heiteres Gesicht. Die Delegation zwängte sich durch die Tür,
und ich ging hinterher, um zu sehen, was diese neue Wendung in der
Krankengeschichte des Herrn Doktor bedeute.
    Lautes Gelächter, dann: »Wie geht’s,
alter Freund?« — und: »Na, haben dich die Chirurgen am Schlafittchen erwischt?«
Diese geistreichen Bemerkungen kamen aus dem Munde der Internisten. Dann folgte
eine Sturzflut von Fachausdrücken: »Pulmonalinfarkt«, »retrocekale Involution«
und ähnliche terminologische Leckerbissen. »Ich stehe auf!« sagte Jim zwischen
den Zähnen hindurch. Nun entspann sich sogleich eine verworrene und verwirrende
Diskussion über die Frage, ob es ratsam sei, einen operierten Patienten so
schnell wie möglich aufstehen zu lassen, oder ob er das Bett hüten solle. »Und
ich will keine Spritzen mehr haben!« Jims Stimme klang freundlich, aber seine
Augen funkelten.
    Sofort begannen sie sich alle darüber
zu unterhalten, ob Spritzen das Wohlbefinden des Patienten steigern und daher
den Heilungsprozeß fördern — oder nicht. Es ging recht heiter und
freundschaftlich zu. Mir kam es vor, als wäre Jim der erste chirurgische Fall,
den sie kennengelernt hatten, und zum Kuckuck, als wenn sie alles mögliche an
ihm ausprobieren würden, solange er sich nicht wehren konnte! Bei jeder
diametral entgegengesetzten ärztlichen Meinungsäußerung nickten der
Stationsarzt und die Praktikanten im Takt, während die Krankenschwestern starr
ins Leere blickten. Schließlich, nachdem sie eine Menge plumpe Scherze und
Tausende von achtsilbigen Wörtern verzapft hatten, machten sie alle Mann kehrt
und marschierten davon. Die Konsultation war vorbei, und der Herr Doktor befand
sich auf dem Wege der Besserung. Es war ihnen gelungen, bei mir den Eindruck zu
erwecken, daß Jim seine Genesung mehr der Gnade des Himmels in glücklichem
Verein mit Mutter Natur und einer kräftigen Konstitution verdanke als den
chirurgischen Fähigkeiten, die seine Herren Kollegen besitzen mochten. Ich
verließ das Krankenlager und begab mich zu meinem lieben, vertrauten
Rundfunksender.
    Norman und ich verbrachten einen
friedlichen Nachmittag über den Entwürfen eines Werbeprogrammes für meinen
netten, hemmungslos reklamehungrigen Zahnarzt. Phrasen wie Uneingeschränkte
Garantie für das natürliche Aussehen des Gebisses!‹ — »Völlig

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