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Setz dich über alles weg

Setz dich über alles weg

Titel: Setz dich über alles weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Bard
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ich über ein Käseomelett dächte. Er
würde es zubereiten, während ich mich auszog, und.es mir ans Bett bringen.
    Morgens um halb drei, wenn mich der
Hunger überfällt, wird mir Jim abgehen.
    Als wir das Zeug ins Auto schleppten,
blutete mein Herz bei dem Gedanken an die armen Nomadenstämme, an die
Pilgermütter und sonstigen wenig besungenen Heldinnen der Geschichte.
Wahrscheinlich waren sie ebenso konfus gewesen wie ich, aber sie hatten große
Wanderungen antreten müssen, während ich es nur zum Vergnügen machte und weil
Edith Stokes angedeutet hatte, meine Kinder seien verkümmerte, bleiche,
rachitische Knirpse.
    In diesem Augenblick strahlte die Sonne
auf den Hintergarten herab. Großpapa saß in der Rasenschaukel, von zufriedenen
Kindern umspielt, die Zeder breitete ihre kühlen, grünen Arme über den
Gartentisch und die Stühle, und ehrlich gesagt, ich konnte mir nicht
vorstellen, daß es schöner sein sollte, den August anderswo zu verbringen.
    Jim sagte: »Ediths Trinkwasser kommt
aus einer Quelle, nicht wahr?«
    Ich nickte. »Gib den Kindern nicht
davon zu trinken, ohne es vorher abzukochen — ich werde eine Probe mitnehmen
und es analysieren lassen.«
    Großpapa und Jim setzten sich mit Mari
und Sally vorn ins Auto, und ich zwängte mich zwischen zwei Bündel Gepäck. Jim
setzte mir Heidi auf den Schoß, sagte: »Paß auf den Klappstuhl auf, daß er
nicht auf Heidi drauffällt!« — und wir fuhren los.
    An der Küste angekommen, schlugen wir
den Weg zum Leuchtturm ein und hielten an einem kleinen Blockhaus, das
unterhalb des Hanges in einem Halbkreis struppiger Zwergkiefern stand.
    Großpapa sagte: »Das erinnert mich an
Norwegen, nur ist die Aussicht viel weiter.« Als er das Treibholz sah,
leuchteten seine Augen auf. »Ob sie wohl eine Quersäge haben? Es wäre nett, den
Stokes’ etwas Brennholz zurückzulassen.« Ich versuchte mich zu entsinnen, ob
ich die kleinen Ampullen mit Amylnitrit für Großpapas Herz mitgenommen hätte,
und versuchte die Entfernung vom Lager zum Telefon abzuschätzen.
    Jim sagte: »Ich habe das Amylnitrit in
den Arzneikasten gelegt«, und schlug den langen Weg zu der Haustür ein.
Jenseits des dunkelblauen Kanals umschlangen die grünen Arme der Inseln die
blauen Hügel, die zu den stolzen weißen Olympic Mountains emporstiegen.
    Jim nahm nacheinander die rotbackigen,
schlafenden Kinder, trug sie in das Haus und legte sie in einer Reihe aufs
Bett. Ich bewunderte die Aussicht und schwelgte in dem Gedanken an dreißig
telefonlose Tage, nichts zu tun, außer mit den Kindern an den Strand zu wandern
und am Wochenende mit Jim angeln zu gehen...
    Die Außenwände des Häuschens waren aus
Baumstämmen gezimmert, die Innenseite mit Fichtenholz verkleidet. In dem langgestreckten
Wohnraum war ein riesiger steinerner Kamin. Durch die hohen Fenster, links und
rechts vom Kamin, hatte man einen freien Ausblick auf die Berge und den Sund.
Über den Fenstern hingen Fischernetze, hier und dort mit japanischen
Glasschwimmern befestigt, die wie meergrüne Ballons aussahen. Die gesamte
Einrichtung war aus Treibholz angefertigt — mit hellen Kissen. Die einzigen
Farben waren das matte Blau des Wassers, das Gelb des Fichtengetäfels und das
Grau des Treibholzes.
    Der rückwärtige Teil des Hauses bestand
aus drei kleinen Schlafzimmern und der Küche. Das Badehäuschen lag etwa
fünfzehn Meter vom Haus entfernt in einem Wäldchen. Es enthielt ein W.C. und
eine Menge großer schwarzer Spinnen. Ich war froh, daß ich den Klosettstuhl
mitgebracht hatte.
    Jim machte sich einen Whisky zurecht,
sagte, er hätte keine Waschtröge entdecken können, und ob ich die Windeln in
dem kleinen Ausguß waschen wollte, der nicht größer sei als eine
Suppenschüssel. Ich weidete mich an der Aussicht und erwiderte, es sei gleich,
wo ich sie waschen würde, die Sonne und der Wind würden sie wunderschön
bleichen, sie würden weiß wie Schnee sein.
    Jim wollte mir beim Auspacken helfen.
Ich versicherte, das sei nicht nötig, wir würden vor dem Kamin zu Abend essen,
uns ins Bett legen und dem Sausen des Windes in den Zweigen lauschen, dann
könnten er und Großpapa früh aufstehen und angeln gehen.
    Großpapa und Jim waren bereits vor
Tagesanbruch auf den Beinen, begleiteten ihre hastigen Vorbereitungen mit
lautem Gepolter und Geklapper und flüsterten ab und zu: »Pst, du weckst die
Kinder auf!«
    Die Ebbe legte den Strand fast einen
Kilometer weit trocken und ließ kleine warme Tümpelchen zurück. Die

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