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Setz dich über alles weg

Setz dich über alles weg

Titel: Setz dich über alles weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Bard
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großen Baumstämmen und Massen von Treibholz
bedeckt. Zuerst ließ ich Heidi im Laufgitter zurück und schleppte Sally und
Mari mit. Ihre schlaffen Körper zerrten mich zu Boden, während ich über die
Stämme und unter den Ästen wegkletterte, bis ich endlich an den Strand kam. Wie
der Mann mit dem Fuchs, der Gans und dem Kornsack mußte ich mir darüber
klarwerden, welche zwei am wenigsten Schaden leiden würden, wenn sie
beisammenblieben. Nachdem ich Mari und Sally streng ermahnt hatte, Großpapa
nicht von der Seite zu weichen, kehrte ich zurück, um Heidi zu holen. Wenn ich
dann mit Heidi an den Strand kam, waren die beiden anderen verschwunden, und
ich rannte verzweifelt herum, um sie wieder einzufangen, während Großpapa Heidi
hielt. Kaum hatte ich mich in den Sand gesetzt, mußte eines der Kinder aufs
Töpfchen. Am ersten Morgen hatte ich gesagt: »Geht dort drüben hinter einen
Baumstamm!« Die Kinder wichen entsetzt zurück und sagten, meinen geziertesten
Ton imitierend: »Aber Mama — vergiß doch nicht — wir haben für alles unseren
Ort — eine Tasse, um daraus zu trinken — einen Teller, um daraus zu essen — und
ein Töpfchen, um aufs Töpfchen zu gehen — nie gehen wir im Freien aufs
Töpfchen!« Ich mußte sie also wieder etappenweise zum Haus tragen und zurück an
den Strand — dann wieder ins Haus — und zurück an den Strand — und dann wieder
ins Haus. Dann wurden sie hungrig oder schläfrig, oder es wurde ihnen zu kalt
oder zu heiß. Ich durfte sie nicht eine Sekunde lang aus den Augen lassen,
sonst wären sie ertrunken oder im Walde verschwunden. Ich begann von kleinen,
fest vergitterten Käfigen zu träumen — und was meinen frommen Wunsch betraf,
mir einmal das Diabetikerlager anzusehen, hätte es ebensogut am Südpol liegen
können.
    Freitag abend um sieben Uhr war das
Essen vorbei. Bevor ich die Kinder ins Bett steckte, badete ich sie in einem
Waschzuber auf dem Küchenboden. Mari sagte: »Aber Mama, die Sonne scheint
noch.« Ich erwiderte mit gequälter Stimme: »Das weiß ich, aber hier draußen
scheint sie fast die ganze Nacht. Ihr müßt euch ausruhen, damit ihr morgen früh
wieder an den verd — äh — an den Strand gehen könnt.«
    Großpapa kicherte. »Meine Tochter, du
scheinst abgenommen zu haben. Ich glaube, du müßtest dich auch ein wenig
ausruhen.«
    Ich schrie ihn an: »Würdest du nicht
müde sein, wenn du diese schweren Brocken zweihundertmal am Tag hin und her
geschleppt, auf einem rauchigen Holzherd gekocht, Windeln in einer Teetasse
gewaschen hättest und — «
    Großpapa unterbrach mich hastig: »Jetzt
wird es dir zu Hause wieder gut gefallen!« Mari sagte: »Und dann sehen wir Mrs.
Dunny und das Planschbecken und Maggie — « Ich hätte fast zu weinen begonnen.
Nun zeigte mir Großpapa einige rosa Flecken auf ihren runden braunen Körpern.
Heidi hatte Flecken im Gesicht. Mari hatte den ganzen Bauch voller Flecken, und
Sally hatte ein paar Flecken auf dem rechten Arm. Großpapa wollte den
Mekkabalsam holen, aber ich sagte, wahrscheinlich seien es Spinnenbisse, das
Haus wimmle von Spinnen, rieb die Kinder mit Babyöl ein, puderte sie und legte
sie schlafen.
    Ich warf mich auf das Treibholzsofa,
stieß einen verzweifelten Schrei aus, verwünschte Ediths schöne Möblierung —
ebensogut könnte man sich auf einem Stapel Brennholz ausruhen wollen — holte
die Kissen hinunter und legte mich auf den Boden.
    Großpapa sagte, die roten Flecken
gefielen ihm nicht, in Waco hätte er einmal ähnliche Flecken bekommen, und sie
hätten sich als eine Bartflechte entpuppt. Aber er hätte gar nicht erst einen
Arzt aufgesucht, sondern mit Mekkabalsam eingerieben, und da seien sie
verschwunden. Ich müßte mich jetzt auf den Weg machen, wenn ich in den Laden
wollte, um Jims Anruf abzupassen...
    Während ich am Strand entlangging, sah
ich eine fette Möwe nach einem Stück Apfelsinenschale tauchen. Dann ließ sie
sich fallen und rief kreischend ihren Freunden zu, sie hätte einen ganzen
Heringszug gefunden. Ein Schwarm von Möwen machte mitten im Fluge kehrt, fegte
herab und zankte sich um den ungenießbaren Brocken. An dem Morgen, da ich aus
Heidis Mund eine zerbrochene Muschel fischte, die eine rücksichtslose Möwe
hatte fallen lassen, und zu Großpapa sagte, ich könnte die Möwen, die
schmutzigen, schlampigen Vögel, nicht mehr ausstehen, hatte er erwidert, Möwen
seien nicht anders als so vieles andere auch. Wenn man sie von weitem schnell
und frei durch die Lüfte

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