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Setz dich über alles weg

Setz dich über alles weg

Titel: Setz dich über alles weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Bard
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braun
geworden, weil du mit dem Schweizer Ski gelaufen bist.« Faith musterte neidisch
Dorothys sonngebräunte Arme.
    »Du lieber Gott, nein! Ich hätte nie
mit ihm laufen können. Frühmorgens zog er mit den Kindern los, und dann sind
sie den ganzen Tag Ski gelaufen. Ich habe sie so gut wie nie zu sehen bekommen.
Ein- oder zweimal habe ich auf Skiern gestanden, bevor ich mir den Fuß
verstauchte, aber ich war ganz steif, mein Ischias hat mich fast umgebracht. Es
gab dort oben eine Unmenge österreichische und norwegische Skisportler — wir
hörten Musik und saßen den ganzen Tag auf dem Sonnenaltan. Oh, es war himmlisch
— die Berge sind das Herrlichste, was man sich denken kann.«
    Faith kam mit den Cocktails ins
Eßzimmer, hörte ein paar Sekunden lang aufmerksam zu, schüttelte den Kopf und
wandte sich zu Dorothy. »Skilaufen ist doch vor allem eine Sache der Übung und
Selbstbeherrschung?«
    »Absolut! Ich bin einfach zu alt, um so
die Abhänge hinunterzusausen wie früher, und viel zu ungeduldig, um mich mit
der Technik abzuplagen. Das überlasse ich den Kindern.«
    Faith sagte: »Ich könnte mir denken,
wenn man ein bißchen Unterricht nimmt und viel übt — «
    Dorothy unterbrach sie. »Du würdest
eine himmlische Skiläuferin werden, mit der Figur — einfach toll!«
    »Und außerdem werden dir die
Knochenbrüche gratis geschient — das kann ja nicht schief gehen!« fügte Maggie
hinzu.
    Faith ging zum Plattenspieler. »Wer
redet vom Skilaufen? Die Kinder unterbringen und auf dem Sonnenaltan
herumliegen, das ist es, was meine sportlichen Instinkte reizt!« Sie stellte
den Schönberg ab. »Du lieber Gott, klingt das scheußlich! Ich habe es mir
ungefähr fünfzigmal angehört, und es gefällt mir immer weniger.« Sie stöberte
in den Platten herum und legte den neuesten Schlager auf.
    »So! Das entspricht meinem geistigen
Niveau besser. Wißt ihr, seit ich Doktor Randolph und seine kesse Betty eine
ganze Woche lang bei mir gehabt habe, bin ich entschlossen, mir meine Launen zu
gönnen — Tod hat sich bereits an sie gewöhnt, also kommt es nicht mehr darauf
an!«
     
     
    16
     

Raus aus den vier Wänden
     
    Wenn man eine Arztfrau sagen hört: »Bill
muß zu einem Ärztekongreß nach St, Louis. Nein, ich bin noch nie in St. Louis
gewesen. O doch, er hat mich gebeten mitzukommen, aber — ich habe Hausputz und
eine Teeparty, und im Garten wimmelt es von Schnecken« — dann soll man daraus
keine voreiligen Schlußfolgerungen ziehen.
    Sie hat genauso wie wir anderen das
Gefühl, daß sie es in ihren vier Wänden nicht mehr aushalte, und auch ihr Motto
lautet: Ganz gleich, wo es ist! Raus aus den vier Wänden! Aber sie hat durch
bittere Erfahrungen gelernt, daß es angenehmer ist, in der vertrauten Umgebung
des eigenen Hauses zu sitzen, statt in einem ungemütlichen Hotelzimmer in einer
fremden Stadt auf den Gatten zu warten, der sich nicht blicken läßt.
    Von Zeit zu Zeit vergessen wir diese
Lehre und beginnen unsere Männer zu quälen, sie möchten uns mitnehmen, wenn sie
zu einem Kongreß fahren. Der Mensch hört nie auf zu hoffen, und wir sind
überzeugt, diesmal würde es ganz anders werden.
    Schon früh im Herbst beschlossen Maggie
und ich, an der Jahresversammlung des amerikanischen Ärzteverbandes
teilzunehmen. Barbara sagte: »Du mußt ihm erklären, wenn er dir einen kleinen
Urlaub gönnt, werden dir die Kinder weniger auf die Nerven gehen. Ich hab’s
neulich ausprobiert — es hat gewirkt.«
    Jim erwiderte, ich hätte auch auf seine
Nerven Rücksicht zu nehmen, und Pete sagte, er habe nicht den Mut, den Jungens
auch nur eine Woche lang Maggies persönliche Anziehungskraft zu rauben.
    Barbara empfahl uns, zum Angriff
überzugehen und an verschiedene strategische Punkte gepackte Koffer zu stellen.
»Aber du mußt sie so hinstellen, daß er darüber stolpert, sonst wird er es
natürlich nicht merken.« Diese Taktik hatte ihr eine Einladung nach Chicago
verschafft, obgleich es eine Zeitlang so ausgesehen hatte, als würde sie
endgültig zu ihrer Mutter übersiedeln müssen. Der Kampf war etwas härter
gewesen, als sie gehofft hatte.
    Fait’n kam mit einem Vorschlag, der als
einziger einschlug und sonderbarerweise hieß: Die Wahrheit. »Warum sagt ihr ihm
nicht, daß ihr eine Woche lang seine ungeteilte Aufmerksamkeit genießen wollt?
Eine Art zweiter Hochzeitsreise — nur dürft ihr sie ihm nicht verekeln!«
    Maggie und ich telefonierten stündlich
miteinander und schmiedeten Pläne — am Tage

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