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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Schauspielerin viel zu mager, aber es wäre nicht zu weit hergeholt zu glauben, dass sich Martell in sie verliebt hätte. Er nahm das Bild von der Wand und holte das Foto vorsichtig aus dem Rahmen. Die Glasscheibe zerschlug er an der Schreibtischkante.
    Kovac drückte Martell mit einer Hand in seinen Sessel, während er mit der anderen die größte Glasscherbe aussuchte, einen gläsernen Dolch von etwa fünfzehn Zentimetern Länge. Er ließ Martells Kopf los und ergriff einen seiner Arme. Dabei achtete er darauf, nicht zu fest zuzupacken, um die gebräunte Haut nicht zu verletzen.
    Das Glas schnitt ins Fleisch wie in einen Schwamm, und dunkles Blut quoll aus der Wunde, sammelte sich auf dem Schreibtisch, bis es über den Rand zu Boden tropfte. Gil Martell bäumte sich in seinem Sessel auf, warf sich hin und her, aber er konnte nichts gegen den Serben ausrichten. Er gab lediglich ein Ächzen von sich, das außerhalb seines Büros nicht zu hören war. Seine Bewegungen wurden langsamer und unkontrollierter, während seine Kraft aus der Wunde strömte und er schließlich schlaff wurde.
    Vorsichtig, um keine blutigen Fußabdrücke zu hinterlassen, schob Kovac den Schreibtisch wieder auf seinen alten Platz. Er hievte Martells Körper aus dem Sessel und drehte diesen um, damit er die Leiche rittlings hineinbugsieren konnte. Er senkte Gils Kopf so weit ab, dass er mit der Kehle auf der Rückenlehne ruhte. Der Gerichtsarzt würde den Bluterguss darauf zurückführen, dass der Kopf nach vorn gefallen war, als er auf Grund des Blutverlustes das Bewusstsein verlor. Um die Szene zu vervollständigen, arrangierte Kovac das Foto von Donna Sky dergestalt auf dem Schreibtisch, dass es schien, als sei das Porträt von Donna Sky das Letzte gewesen, was Gil Martell vor seinem Tod betrachtet hatte.
    Während Kovac die Bürotür hinter sich schloss, betrat Martells Sekretärin das Gebäude durch den Haupteingang. Sie hatte eine Kaffeetasse und eine große Handtasche bei sich. Sie war Ende fünfzig, hatte nachlässig gefärbtes Haar und schleppte etwa fünfzig Pfund Übergewicht mit sich herum.
    »Oh, hallo, Mr. Kovac«, begrüßte sie den Besucher freundlich.
    Er konnte sich nicht an ihren Namen erinnern und erwiderte daher: »Mr. Martell ist bereits in seinem Büro. Wie Sie sich vorstellen können, ist er wegen der gestrigen Ereignisse ziemlich aufgebracht.«
    »Eine schreckliche Geschichte.«
    »Ja, das ist sie«, pflichtete ihr Kovac mit einem gewichtigen Kopfnicken bei. Er spürte, wie das Mobiltelefon in seiner Tasche vibrierte. »Er will heute auf keinen Fall gestört werden.«
    »Versuchen Sie herauszufinden, wer uns überfallen hat, um den armen Jungen hier herauszuholen?«
    »Deshalb hat mich Mr. Severance hierhergeschickt.« Patricia, dachte er. Ihr Name lautete Patricia Ogdenburg. Er warf einen Blick auf das Display seines Mobiltelefons. Es war Thom Severance, der ihn bat, ihn über eine abhörsichere Telefonleitung anzurufen. In Anbetracht der Tatsache, dass sie bereits früher am Tag miteinander gesprochen hatten, musste irgendetwas Unangenehmes vorgefallen sein. Kovac verstaute das Mobiltelefon wieder in seiner Tasche.
    Patricia schaute ihn an und musste den Kopf dabei fast in den Nacken legen. »Entschuldigen Sie, dass ich es so unverblümt ausspreche, aber Sie sollten wissen, dass viele Leute hier von Ihnen eingeschüchtert werden.« Als er nichts darauf erwiderte, fuhr sie mutig fort. »Ich denke schon, dass Sie so hart sind, wie Sie aussehen, aber ich glaube auch, dass Sie ein sehr fürsorglicher und nachdenklicher Mensch sein können. Es gibt da draußen so viele dumme Leute, die einfach nicht begreifen wollen, wie viel Gutes wir im Grunde tun. Ich bin froh, dass Sie hier sind, um uns zu beschützen. Vielen Dank, Mr. Kovac.« Sie lachte. »Sie erröten ja. Ich glaube, ich habe Sie verlegen gemacht.«
    »Sie sind sehr freundlich«, sagte Kovac und stellte sich vor, wie einsam sie sich gefühlt haben musste, dass sie ebenso wie er ihr Heil im Responsivismus gesucht hatte.
    »Nun, wenn Sie ein Kompliment zum Erröten bringen kann, dann weiß ich, dass ich recht habe.«
    Oh, wie sehr du dich doch irrst, dachte Kovac, während er das Gebäude verließ, ohne sich noch einmal umzudrehen.

18
    Das Hotel befand sich in einem historischen Gebäude nicht weit vom Kolosseum. Die Suite, die sie gemietet hatten, nahm etwa ein Viertel des obersten Stockwerks ein und verfügte über einen Balkon mit schmiedeeisernem Gitter, der

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