Seuchenschiff
eindeutig auf unserer Seite.«
»Wie ich schon sagte, das alles sind nur vage Vermutungen.«
»Ich weiß, Juan, sie sind ein hohes Risiko eingegangen, um den Jungen zurückzuholen. Es ergibt absolut keinen Sinn, wenn Kyle nur ein einfaches Mitglied ist.«
»Dann ist er auf irgendeine Art und Weise in das verwickelt, was sie planen.«
»Oder zumindest hat er im Lager Informationen darüber erhalten«, sagte Eddie.
»Sie haben ihn nur zurückgeholt, um zu gewährleisten, dass der hohe Sicherheitsstandard erhalten bleibt.«
»Wenn sie sich derart paranoid verhalten, lassen sie Linda niemals in das Lager rein.«
»Ich habe ihre Mission ohnehin bereits gestrichen. Wir haben erfahren, dass sich Kovac an Bord der
Golden Dawn
aufgehalten hat und höchstwahrscheinlich für diese Morde verantwortlich ist. Sie wird Kevin Nixon so lange präparieren, bis er sich an Donna Sky heranmachen kann.«
Eddie dachte einen Moment darüber nach, ehe er meinte: »Ich war nur knapp eine Minute in Kovacs Nähe, ehe ich flüchtete, aber eines konnte ich erkennen: Der Kerl sieht aus wie Boris Karloff, nur hat er einen noch irreren Blick. Mir ist gerade etwas durch den Kopf gegangen. Kovac sagte, Severance habe ihm den ausdrücklichen Befehl gegeben, Jenner nicht zu töten. Ich kann beim besten Willen keinen triftigen Grund dafür erkennen, aber warum lassen sie dann Jenner zurück und nehmen stattdessen Max mit?«
»Sie wissen nicht, ob Kyle während der Zeit mit ihm geredet hat, die er bei uns war.«
»Nein. Was ich meine, ist, weshalb nicht einfach beide töten? Sie hatten dazu die Gelegenheit, und es wäre doch um einiges einfacher gewesen.«
»Gleicher Grund. Sie müssen wissen, ob Kyle geredet hat.«
»Max dürfte eine ziemlich harte Zeit vor sich haben, nicht wahr?«
»Ja«, sagte Juan leise. »Ja, das ist wahr.«
»Was soll ich jetzt tun?«, fragte Eddie nach einer längeren Pause, in der beide Männer sich vorzustellen versuchten, was Cabrillo mit seiner Antwort angedeutet hatte.
»Komm nach Monaco und auf die
Oregon.
Ich übertrage dir die Leitung der Abhörmission.«
»Du willst immer noch auf die Philippinen?«, staunte Eddie.
»Ich muss«, erwiderte Juan mit einem Anflug von Resignation in der Stimme. »Wir müssen versuchen, irgendwie Druck auf Severance auszuüben, wenn wir Max heil zurückbekommen wollen.«
»Es wird fast einen ganzen Tag dauern, dich dorthin zu bringen. Gott weiß, wie lange du danach brauchst, um irgendetwas zu finden, falls es so etwas überhaupt gibt. Glaubst du wirklich, dass Max so lange durchhalten kann?«
Juans nächste Worte sollten sowohl ihn selbst als auch Eddie beruhigen. »Du weißt es nicht, weil Max niemals darüber spricht, aber er hat die sechs Monate seines zweiten Einsatzes in Vietnam als Kriegsgefangener verbracht. Was sie in dieser Zeit mit ihm angestellt haben, übersteigt jede Vorstellungskraft. Er wird durchhalten. Dessen bin ich mir ganz sicher.«
»Juan, das ist vierzig Jahre her. Max ist kein junger Mann mehr.«
»Foltern zu überleben ist keine Frage physischer Kraft. Es kommt darauf an, wie zäh man mental ist. Meinst du, Max hätte irgendetwas von dieser Härte verloren? Wenn sich überhaupt etwas verändert hat, dann ist er heute noch härter als damals. Und er weiß, dass wir alles Notwendige unternehmen werden, um ihn zurückzuholen.«
»Wie ist er denn rausgekommen? Wurde er befreit?«
»Nein. Während eines Gewaltmarsches zu einem neuen Gefangenenlager haben er und zwei Kameraden ihre Wachen überrumpelt. Sie haben vier Vietcong mit bloßen Händen getötet und sind im Dschungel verschwunden. Nur Max schaffte es bis zu einer amerikanischen Geschützstellung. Die beiden anderen gelten immer noch als vermisst.«
Juan stand am nächsten Morgen kurz nach Tagesanbruch auf der Laufbrücke neben dem Ruderhaus, um das Fürstentum Monaco und die Stadt Monte Carlo, die auf den Klippen über dem warmen Mittelmeer thronte, im weichen Licht der aufgehenden Sonne zu betrachten. Der winzige Staat war eine der letzten funktionierenden Monarchien und wurde seit mehr als sieben Jahrhunderten von den Grimaldis regiert. Nur Japans Chrysanthementhron konnte auf eine längere Geschichte zurückblicken.
Monaco galt seit Langem als ein Spielplatz für die Elite und die Privilegierten dieser Welt. Der Hafen war dicht gepflastert mit funkelnden Luxusjachten, viele über dreißig Meter lang und einige sogar fast einhundert Meter lang. Juan entdeckte die
Matryoshka,
Eigentum des
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