Seuchenschiff
chromblitzenden Gashebeln aus.
»Juan! Warte einen Moment!« Eric Stone lehnte sich über ihnen weit über die Reling der
Oregon,
um sich bemerkbar zu machen.
»Was ist los?«
»Ich habe etwas gefunden.«
»Kann das nicht warten? Sie halten für uns einen Helikopter bereit, der uns zum Flughafen von Nizza bringen soll.«
»Warte einen Moment.« Eric schwang sich über die Reling und kletterte unbeholfen die Leiter hinunter, während er einen Laptop im Arm hielt. Er bemerkte Donatella zum ersten Mal, als er das Boot erreichte, und hatte kaum einen ersten und erst recht keinen zweiten Blick für sie übrig. Offensichtlich war er von seinen Neuigkeiten, wie immer die aussehen mochten, zu sehr abgelenkt.
Juan nickte ihr zu, und sie schob die Gashebel behutsam nach vorn. Er ging nach hinten und überließ es Linc, mit ihr ein Schwätzchen anzufangen, während er selbst das Gepäck beiseite schob, damit Eric Platz zum Sitzen hatte. Sie mussten ihre Stimmen erheben, um das Rauschen des Windes und das Pulsieren des starken Motors zu übertönen.
»Was hast du?«, fragte Juan.
Eric klappte seinen Computer auf. »Ich habe nach irgendwelchen ungewöhnlichen Ereignissen gesucht, die auf Schiffen stattgefunden haben, auf denen die Responsivisten ihre Kreuzfahrtseminare abhalten.«
»Und hast du etwas gefunden?«
»Ob ich das habe? Na klar. Erinnerst du dich an kürzlich veröffentlichte Berichte über Virusepidemien auf Kreuzfahrtschiffen? Meistens soll es ein gastrointestinales Norovirus gewesen sein.«
»Es scheint, als sei das in den vergangenen zwei Jahren erheblich häufiger vorgekommen«, stellte Juan fest.
»Es ist kein Zufall. Zuerst habe ich die Passagierlisten der Kreuzfahrtgesellschaften überprüft.« Juan brauchte nicht nachzufragen, wie sich Eric solche vertraulichen Informationen beschaffte. »Diese habe ich dann mit den Mitgliederlisten der Responsivisten verglichen. Als sich ein erstes Muster abzeichnete, habe ich mich auf Kreuzfahrtschiffe konzentriert, auf denen es zu ungewöhnlichen Krankheitsfällen kam. Und da landete ich einen Treffer. Von den siebzehn Epidemien während der letzten beiden Jahre brachen fünfzehn aus, wenn Responsivisten an Bord waren. Die siebzehnte wurde jedoch nicht durch ein Norovirus ausgelöst, sondern ließ sich auf einen E.coli-Erreger zurückführen, der auf Salat gefunden wurde, der von einer bestimmten Farm in Kalifornien stammte. Dieser Stamm hat auch Leute in Florida, Georgia und Alabama infiziert.«
»Ich fasse es nicht.«
»Es kommt noch schlimmer. Hinsichtlich Kreuzfahrtlinien oder Heimathäfen gibt es kein spezielles Muster. Aber ein Muster war dennoch zu erkennen. Während des ersten Vorfalls erkrankte nur eine Handvoll Passagiere, von denen die meisten schon in vorgerücktem Alter waren. Beim zweiten Vorfall zeigten bereits vierzig Passagiere Krankheitssymptome. Aber bei der siebzehnten Epidemie, die vor zwei Monaten auf einem Schiff namens
Destiny
ausbrach, wurde fast jeder Passagier und auch jedes Mannschaftsmitglied infiziert. Die Schifffahrtslinie musste per Hubschrauber ein medizinisches Team und eine Gruppe gesunder Offiziere einfliegen, um das Schiff in den nächsten Hafen zu bringen.«
Juan lehnte sich auf der Lederbank zurück und spürte, wie die Vibrationen des Motors die verkrampften Muskeln in seinem Rücken zu lockern versuchten. Im Cockpit stand Linc hinter der Bootslenkerin und konnte erkennen, dass sie seine Gesellschaft genoss. Ihr Lachen drang bis zu ihm. Er beugte sich ruckartig vor. »Sie sind dabei, die Verbreitungsmethode zu perfektionieren.«
»Das ist auch Marks und meine Vermutung. Sie wurden von Mal zu Mal besser, bis sie eine fast hundertprozentige Infektionsrate erreichten.«
»Wie passt die
Golden Dawn
in dieses Muster?«
»Sobald sie eine Methode entwickelt hatten, mit der sie eine gesamte Schiffsladung Menschen infizieren konnten, mussten sie die tödliche Wirkung ihres Toxins testen.«
»Bei ihren eigenen Leuten?« Cabrillo war geschockt.
»Sie konnten diejenigen sein, bei denen der Erreger sich zuerst entwickelte. Warum sollten sie das Risiko eingehen, dass einer von ihnen es sich anders überlegte und abspringen wollte?«
»Lieber Himmel. Warum?« Die Teile des Puzzles lagen offen vor ihm, er wusste nur noch nicht, wie sie zusammenpassten. Was konnten die Responsivisten gewinnen, wenn sie Menschen an Bord eines Kreuzfahrtschiffes töteten? Auf diese Frage fand er keine Antwort.
Er konnte sich andere
Weitere Kostenlose Bücher