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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Bewusstsein aufmerksam machte, und diese Zeit nutzen und seinem Organismus Gelegenheit geben, die Betäubungsmittel, die ihn lähmten, weiter abzubauen. Wenn er dem widerstehen wollte, was sicher auf ihn zukäme, musste er so frisch wie möglich sein.
    Eine Stunde verstrich – oder es mochten auch nur zehn Minuten sein. Max war sich nicht sicher. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Er wusste, dass Zeitdeprivation – die Unfähigkeit, die innere Uhr einzustellen – ein wichtiges Instrument im Arsenal eines Verhörspezialisten war, daher zwang er sich, die Zeit nicht mehr als Orientierungshilfe zu benutzen. Ein Gefangener konnte bei dem Versuch festzustellen, ob Tag oder Nacht herrschte, ob Mittag oder Mitternacht war, völlig zusammenbrechen. Indem er dieses natürliche Bedürfnis willkürlich lahmlegte, beraubte Max seine Widersacher der Möglichkeit, ihn damit zu foltern.
    Das war für ihn in Vietnam niemals ein Problem gewesen. Die Käfige und Kisten, in denen er und seine Mitgefangenen hatten ausharren müssen, waren so primitiv gewesen, dass zumindest immer noch vereinzelte Lichtstrahlen eindrangen. Aber Max hielt sich, was Verhörtechniken betraf, auf dem Laufenden, weil er es als zwingend notwendig für seinen Job betrachtete, und er wusste, dass Zeitdeprivation nur dann wirksam wurde, wenn die Gegenseite dazu entschlossen war, sie als Waffe einzusetzen.
    Was die anderen Zwangsmaßnahmen betraf, die sie noch für ihn auf Lager hatten, müsste er abwarten und sich überraschen lassen.
    In der Nähe wurde ein schweres Schloss geöffnet. Max hatte niemanden kommen hören, daher wusste er, dass es sich um eine dicke Tür handeln musste. Der Raum war demnach höchstwahrscheinlich als Gefängniszelle vorgesehen und entsprechend ausgestattet – und nicht als Provisorium, das modifiziert worden war, um ihm vorübergehend als Kerker zu dienen. Dass die Responsivisten überhaupt eine solche Zelle hatten, die nur darauf wartete, benutzt zu werden, war kein gutes Zeichen.
    Die Tür öffnete sich mit dem Knarren von rostigen Metallflächen, die aneinanderrieben. Entweder wurden die Scharniere nicht sehr oft bewegt, oder die Zelle befand sich in einem feuchten Klima oder möglicherweise sogar unter der Erdoberfläche. Er rührte keinen Muskel, während er dem Geräusch von zwei verschiedenen Paar Füßen lauschte, die sich dem Bett näherten. Das eine Paar trat schwerer auf als das andere, aber Letzteres war eindeutig männlich. Kovac und ein Komplize?
    »Er müsste mittlerweile zu sich gekommen sein«, sagte Zelimir Kovac.
    »Er ist ein großer Mann, also sollte er das«, pflichtete ihm der andere Mann bei. Er hatte einen amerikanischen Akzent. »Aber jeder Mensch ist anders.«
    Kovac schlug Max leicht auf die Wangen. Max gab ein Seufzen von sich, so als spürte er vage die Berührung und wäre nur noch zu sehr weggetreten, um sich dagegen zu wehren.
    »Es sind jetzt vierundzwanzig Stunden«, stellte der serbische Killer fest. »Wenn er in einer Stunde nicht aufwacht, injiziere ich ihm ein Stimulans.«
    »Du willst einen Herzstillstand riskieren?«
    Max hatte leicht erhöhten Blutdruck. Er würde also ganz sicher dafür sorgen, dass er wach wäre, wenn sie das nächste Mal hereinkämen.
    »Mr. Severance wird bald hier sein. Wir müssen wissen, welche Unterhaltungen zwischen diesem Mann und seinem Sohn stattgefunden haben. Sie haben ihn die ganze Zeit, die er bei ihnen war, in einem Betäubungszustand gehalten. Wer weiß, was er ihnen unter Drogeneinfluss alles erzählt hat.«
    Sie brauchten die Informationen schnell, dachte Max. Im Gegensatz zur allgemein vorherrschenden Meinung nahm ein gründliches Verhör Wochen und oft sogar Monate in Anspruch. Die einzige halbwegs erfolgreiche Methode, Informationen schnell zu Tage zu fördern, bestand darin, Schmerzen zuzufügen, und zwar enorme Schmerzen. Unter solchen Bedingungen erzählt ein Opfer dem Frager alles, was er hören will. Die Aufgabe des Fragers bestand darin, seine Absichten auf keinen Fall zu enthüllen, so dass der Gefangene keine andere Wahl hatte, als die absolute Wahrheit zu sagen.
    Max hatte eine Stunde Zeit, sich darüber klar zu werden, was Kovac hören wollte, denn auf keinen Fall würde er diesem Bastard jemals die Wahrheit sagen.
    Kevin Nixon hatte ein unendlich flaues Gefühl in der Magengegend, als er durch die Sperre ging und den Drehort betrat. Indem er hergekommen war, hatte er den Eid gebrochen, den er seiner toten Schwester geschworen

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