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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Steine in der Hoffnung, einen besseren Ansatzpunkt zu finden, und zog und zerrte mit aller Macht. Der Felsbrocken wackelte noch nicht einmal.
    Über dem Stein war die Decke mit Rissen und Spalten durchzogen und so unsicher wie die Stelle, die die Responsivisten mit ihrer Handgranate zum Einsturz gebracht hatten. Bergleute bezeichneten eine solche Decke auch als »Sargdeckel«, und Juan wusste, dass ein einziger Stein, wenn er an der falschen Stelle entfernt wurde, die ganze Decke ohne Vorwarnung zum Absturz bringen konnte. Er hatte sich vorher noch nie mit den lähmenden Auswirkungen einer Klaustrophobie auseinandersetzen müssen. Aber jetzt spürte er, wie sich die eisigen Klauen der Panik in sein Bewusstsein tasteten.
    »Was ist das Problem?«, keuchte Linc hinter ihm.
    Juan musste die Zunge in seinem Mund hin und her bewegen, um seinen Kiefer so weit zu lockern, dass er sprechen konnte. »Hier ist ein Stein, den ich nicht vom Fleck kriege.«
    »Lass mich mal.«
    Mühsam wechselten sie die Plätze, und Linc rutschte mit den Füßen voraus in die enge Nische. Er stemmte seine Schuhe gegen den Fels und seinen Rücken gegen Cabrillos ausgestreckte Beine und setzte seine ganze Kraft ein. Im Fitnesszentrum schaffte er es oft, mit den Beinen 1000 Pfund zu drücken. Der Felsbrocken wog höchstens die Hälfte, aber er war fest verkeilt, und Linc befand sich in den ersten Stadien der Dehydrierung. Cabrillo konnte die Anstrengung in jeder Faser und Sehne von Lincs Körper spüren, als dieser sich spannte und die Kraft seiner Beine einsetzte. Linc gab ein kehliges Knurren von sich, und der Fels rutschte wie ein fauler Zahn hoch und aus seinem Bett loser Steine und festgestampfter Erde.
    »Nun, das gefällt mir«, frohlockte er.
    »Gut gemacht, großer Mann.«
    Linc konnte sich vorwärtsschlängeln, und während Juan ihm folgte, stellte er fest, dass der Platz über seinem Kopf allmählich größer wurde. Sie hatten den höchsten Punkt des Schutthaufens überquert und suchten sich auf der anderen Seite einen Weg abwärts. Schon bald konnten er und Linc auf Händen und Knien die restlichen Steine übersteigen, und dann stellten sie sich aufrecht hin, daher beendeten sie den Abstieg von dem Hügel hinunter zur Tunnelsohle in aufrechter Haltung. Als Juan den Lichtstrahl wieder auf den Geröllberg richtete, erschien die Lücke an seinem höchsten Punkt unglaublich klein.
    Er und Linc ruhten sich einige Minuten lang aus. Dabei ließen sie die Taschenlampe ausgeschaltet, um die Batterien zu schonen.
    »Riechst du das?«, fragte Juan.
    »Wenn du ein Glas eiskaltes Bier meinst, haben wir beide die gleiche Wahnvorstellung.«
    »Nein. Ich rieche Meerwasser.« Juan stand auf und knipste die Taschenlampe wieder an.
    Sie folgten dem Tunnel weitere hundert Meter, bis er sich zu einem natürlichen Meerwasserbecken erweiterte. Die Grotte war mindestens fünfzehn Meter hoch und vier Mal so breit. Die Japaner hatten auf einer Seite der unterirdischen Lagune einen Pier aus Beton gebaut. In den Zement war ein schmales Gleis für einen Fahrkran eingelassen worden, der früher zum Entladen von Nachschubmaterial benutzt worden war.
    »Haben sie etwa Schiffe hier reinfahren lassen?«, fragte Linc ungläubig.
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Juan. »Als die Fähre anlegte, hatte die Flut gerade ihren höchsten Stand erreicht. Das war vor sieben Stunden, daher dürften wir jetzt Ebbe haben.« Er ließ den Lichtstrahl am Kai entlangwandern, wo ein dicker Muschelteppich, der am Zement klebte, anzeigte, dass das Dock bei Hochflut beinahe überspült wurde. »Ich glaube, diese Basis ist mit U-Booten versorgt worden.«
    Er löschte das Licht, und zusammen starrten sie in die Dunkelheit, immer auf der Suche nach Tageslicht, das so weit in die Höhle eindrang. Gegenüber dem Pier entdeckten sie einen Fleck, der so schwach leuchtete, als wäre das Wasser dort nicht blau, sondern nur etwas weniger schwarz.
    »Was meinst du?«, fragte Juan und knipste die Lampe wieder an.
    »Die Sonne steht im Zenith. Damit es hier immer noch so dunkel ist, muss der Tunnel an die vierhundert Meter lang sein oder sogar noch länger.«
    Er fügte nicht hinzu, dass die Strecke viel zu lang war, um mit einem Atemzug schwimmend überwunden zu werden. Das war beiden Männern sonnenklar.
    »Na schön, dann schauen wir uns mal um, ob wir hier noch irgendetwas finden, das wir benutzen können.«
    Es gab nur eine einzige Seitenhöhle. Dort entdeckten sie ein winziges Rinnsal

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