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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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davon nicht beeinträchtigen. Zuerst sah er nur gezackte Felsen, die mit Muscheln und Algen bedeckt waren. Doch als er eine Tiefe von fünf Metern erreichte, öffnete sich ein schwarzer Tunnel vor ihm.
    Er hatte einen Umfang von gut achtzehn Metern und bot damit einem U-Boot aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs ausreichend Platz. Als er die Taschenlampe ausknipste, konnte er den fernen Schimmer von Tageslicht am äußersten Rand seines Gesichtskreises erkennen.
    Er kehrte zur Wasseroberfläche zurück und schnappte sich den Plastiksack. Er begann, tiefe Atemzüge zu machen, füllte seine Lunge bis zum Maximum und presste so viel Kohlendioxid aus seinem Körper wie möglich. Als sich eine leichte Benommenheit bemerkbar machte, hob er sich mit der Brust so weit wie möglich aus dem Wasser, um einen noch tieferen Atemzug zu machen, füllte seine Lungen mit Luft und ließ sich dann in die Dunkelheit hinabsinken. Er folgte dem Lichtstrahl seiner Lampe und drang in den Tunnel ein. Der Gezeitenrhythmus, der die Höhle geschaffen hatte, hielt die Tunnelwände frei von jeglichen maritimen Lebensformen. Im Geiste zählte er die Sekunden, während er schwamm. Als er eine Minute erreicht hatte, bemerkte er, dass das eindringende Tageslicht am Ende des Tunnels merklich heller geworden war. Er schwamm weiter, konzentrierte sich auf seine Aufgabe und entspannte sich so gut es ging, während er weiter in den Tunnel vordrang. Nach anderthalb Minuten richtete er den Lichtstrahl zur Tunneldecke. Nach gut drei Metern entdeckte er eine konkave Vertiefung im Gestein, eine natürliche Wölbung mit einem Durchmesser von knapp zwei Metern, die etwa einen halben Meter tief war.
    Im Plastiksack befand sich genügend Luft, um ihn an der Decke zu fixieren. Juan ertastete durch die Plastikfolie den Zündstift und aktivierte den Zünder. Er machte kehrt und schwamm zurück. Dabei behielt er die gleiche Geschwindigkeit wie beim Eindringen in den Tunnel bei. Er blieb unter drei Minuten, als er die Tunnelmündung erreichte und zur Wasseroberfläche aufstieg. Er schoss hoch wie ein Delfin, stieg fast bis zur Taille aus dem Wasser und atmete explosionsartig aus.
    »Bist du okay?«, fragte Lincoln aus der Dunkelheit.
    »Ich glaube, ich sollte in Zukunft lieber auf meine gelegentliche Zigarre verzichten. Aber ja, alles klar.«
    »Ich komme rüber.«
    Kurz nachdem Linc es gesagt hatte, hörte ihn Juan ins Wasser tauchen. Sekunden später war er bei Cabrillo. Ihre Schuhe hatte er mit den Schnürsenkeln an seinen Schultern festgebunden, und ihre Kleider hatte er um seine Taille gewickelt. »Ich habe dein Mobiltelefon wasserdicht in den Kondomen verpackt«, sagte Linc. »Es steckt in deiner Hosentasche.«
    »Danke. Das hatte ich völlig vergessen.«
    »Deshalb bekomme ich auch eine Gehaltserhöhung, wenn wir wieder auf dem Schiff sind«, scherzte Linc. Doch dann wurde er wieder ernst. »Nur damit ich es richtig verstanden habe, falls dein kleines Frankenstein-Experiment nicht geglückt ist und wir keinen Sauerstoffvorrat vorfinden, schwimmen wir weiter?«
    Die Entfernung war auch für den besten Schwimmer zu groß, daher hielt es Juan, als er die Frage beantwortete, für möglich, dass es ihr Todesurteil war. »Das ist der Plan.«
    Die Zündkapsel war zu weit entfernt und zu klein, als dass sie die Explosion im Wasser hätten spüren können, daher ließ Juan zehn Minuten auf seiner Uhr verstreichen, ehe er Linc fragte, ob er bereit sei. Sie begannen heftig zu atmen, wobei jeder seinen Körper gut genug kannte, um zu vermeiden, dass die höhere Sauerstoffzufuhr sie in einen Rausch versetzte.
    Zusammen tauchten sie zum Tunnel hinab. Aus irgendeinem Grund empfand Juan seinen Anblick als bedrohlich. Aufklaffend wie ein riesiges Maul und vom leichten Sog der Ebbe zu ihm hingezogen, schien es, als wolle der Fels ihn verschlingen. Das Licht der Taschenlampe wurde deutlich schwächer, und er knipste sie aus, während er und Linc dem fernen Lichtschein am Ausgang des Tunnels entgegenschwammen. Nach anderthalb Minuten schaltete er die Lampe wieder ein und suchte nach der Sauerstoffblase. Die Decke des Tunnels bestand aus konturlosem Fels. Die Unterseite der Blase sollte silbern glänzen wie Quecksilber, aber im Lichtstrahl war nichts anderes zu erkennen als glattes Gestein. Juan war während seiner Suche langsamer geworden und hatte höchstens eine Sekunde Zeit, um zu entscheiden, ob sie den verzweifelten, aber hoffnungslosen Versuch machen sollten, zum Ausgang zu

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