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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Süßwasser, das aus einer Spalte hoch oben in der Felswand sickerte. Das Wasser hatte eine kleine Schüssel auf dem Boden ausgewaschen, von wo aus es sich in Richtung Ozean schlängelte.
    »Es ist zwar kein Bier«, sagte Linc und tauchte beide Hände wie zu einer Schöpfkelle geformt in die Schüssel, »aber mir ist noch nie etwas derart erfrischend vorgekommen.«
    Juan ließ den Lichtstrahl weiter durch die Höhle wandern und gab Linc durch eine Geste zu verstehen, dass er sich ruhig satt trinken solle. An einer Felswand lehnte eine Reihe von seltsamen Steinplatten. Juan vergaß seinen Durst, als er die Gegenstände eingehender betrachtete. Die Platten waren etwa einen Meter dreißig hoch und sechzig Zentimeter breit. Sie bestanden aus drei Zentimeter dickem gebranntem Ton. Es waren nicht die Platten an sich, die ihn fesselten. Es war die Inschrift darauf. Sie war mit einem Stab aus Metall oder Holz hineingekratzt worden, ehe der Lehm hart geworden war, und trotz des offensichtlichen Alters der Platten wirkten sie nicht im Mindesten verwittert. Es war, als hätten sie die ganze Zeit über in einem klimatisierten Museum gelegen.
    Dann entdeckte er die Drähte. Dünne Leitungen spannten sich von der Rückseite einer Tafel zur nächsten. Juan richtete den Lichtstrahl auf den Zwischenraum zwischen den Platten und der Höhlenwand. Würfel aus Plastiksprengstoff waren an den Rückseiten der vier alten Texttafeln befestigt und miteinander verbunden worden. Er verfolgte den Draht und erkannte, dass er zum Haupttunnel führte. Er vermutete, dass die Ladungen hätten explodieren sollen, als die Responsivisten die Tunneldecke zum Einsturz gebracht hatten, dass der Draht jedoch durchtrennt worden sein musste, ehe das Signal diese Höhle erreichte. Der Menge an Sprengstoff nach zu urteilen hatten die Responsivisten von den Tafeln nichts als Staub zurücklassen wollen.
    »Was hast du gefunden?«, fragte Linc. Er hatte sich das Gesicht gewaschen, und Wasserrinnsale hatten im Staub, der an seinem Hals klebte, weiße Streifen hinterlassen.
    »Keilschrifttafeln, die mit genug SEMTEX präpariert waren, um sie zum Mond zu schießen.«
    Linc studierte die Sprengladungen und zuckte die Achseln. Sie waren klug genug, sie nicht zu berühren. Wenn die Ladungen nicht losgegangen waren, als sie es hätten tun sollen, dann sollte man ihnen ganz bestimmt keinen Grund liefern, es jetzt zu tun.
    »Was für eine Schrift?«
    »Keilschrift. Die älteste geschriebene Sprache auf der Erde. Sie wurde von den Sumerern benutzt und dürfte an die fünftausend Jahre alt sein.«
    »Was zum Teufel haben diese Dinger ausgerechnet hier zu suchen?«, wollte Linc wissen.
    »Ich habe nicht den leisesten Schimmer«, erwiderte Cabrillo und holte sein Mobiltelefon hervor, um mit dessen eingebauter Kamera Bilder von ihrem Fund zu machen. »Ich weiß, dass spätere Keilschrifttexte um einiges abstrakter aussahen und eher an eine Kollektion von Dreiecken und Sternen erinnerten. Dies hier erinnert dagegen an Piktogramme.«
    »Und was heißt das?«
    »Dass diese Inschriften hier aus der Frühzeit der Sprache stammen.« Er begutachtete die Qualität der mit der Kamera aufgenommenen Bilder und schoss einige neu, um bestimmte Details besser sichtbar zu machen. »Diese Schrifttafeln könnten sehr gut fünftausendfünfhundert Jahre alt oder sogar noch älter sein, und sie sind in einem einwandfreien Zustand. Die meisten Keilschrifttexte müssen aus Bruchstücken, nicht viel größer als Briefmarken, zusammengesetzt werden.«
    »Hör mal, mein Freund, das ist ja alles schön und gut, aber es hilft uns in unserer Situation nicht weiter. Sieh zu, dass du endlich von dem Wasser trinkst, und ich sehe mich weiter um.«
    Cabrillo hatte schon Wein getrunken, von dem eine Flasche eintausend Dollar und mehr gekostet hatte, aber nichts war mit diesem ersten Schluck Wasser aus der Quelle zu vergleichen. Er trank Handvoll für Handvoll und konnte fast spüren, wie sich die Flüssigkeit in seinem Körper verteilte, seine Muskeln mit neuer Kraft erfüllte und den Nebel der Erschöpfung vertrieb, der sich auf seinen Geist herabgesenkt hatte. Als Linc seinen Rundgang beendet hatte, war sein Magen so prall gefüllt wie ein Wasserschlauch.
    »Sieht so aus, als seien wir auf das Liebesnest der Responsivisten gestoßen«, sagte Linc. Er hielt eine Schachtel Kondome hoch, in der sich nur noch zwei Exemplare befanden, sowie eine Wolldecke und einen Abfallsack, gefüllt mit einem halben Dutzend

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