Seuchenschiff
genau das haben sie auch mehr oder weniger getan.«
Er legte ein drittes Bild auf den Hauptmonitor. Von der riesigen Grube war nichts mehr zu sehen. Alles wirkte so, als sei dort nie gebaut worden. Der gesamte Aushub war wieder in die Grube gekippt worden, und die Oberfläche hatte man auf eine Art und Weise bearbeitet, dass sie ein völlig natürliches Aussehen zurückerhalten hatte. Übrig geblieben waren lediglich der Pier und eine Asphaltstraße, die scheinbar nirgendwohin führte.
»Dieses Bild stammt aus dem offiziellen Umweltbericht der türkischen Regierung«, sagte Hali. »Wir müssen davon ausgehen, dass ein Bakschisch von Hand zu Hand gegangen ist und der Bericht frisiert wurde, um den Eindruck zu erwecken, dass sich die Insel Eos wieder in ihrem ursprünglichen Zustand befindet.«
»Wo ist die ELF-Antenne?«, wollte Juan wissen.
»Unter dem unterirdischen Bunker«, erwiderte Eric. »Max hat ausdrücklich verlangt, den Bunker mit Atomwaffen zu zerstören. Er hätte auch einfach nur von
Bombardieren
sprechen können. Es hätte die Sendezeit nicht wesentlich verändert, aber er hat ausdrücklich das Wort Atom gesendet.
Ich hätte mich zwar liebend gerne mit Mark darüber beraten, aber ich habe eine kurze Computer-Simulation gestartet, und wenn sie fünf oder sechs Monate lang in einem fort Beton gegossen und anschließend den Schutt daraufgehäuft haben, so schätze ich, dass mindestens eine Zwei-Kilo-Tonnen-Bombe nötig wäre, um diese Nuss zu knacken.«
»Warum nicht gleich eine dieser bunkerbrechenden Bomben der Air Force?«, fragte Juan mit leisem Spott.
»Das würde bestens funktionieren, wenn wir entweder die Antenne oder die Stromgeneratoren direkt erwischen. Aber wenn man sich das Ganze unter praktischen Gesichtspunkten ansieht, frage ich dich, ob du dir vorstellen kannst, dass wir ein solches Bonbon in die Hände bekommen?«
Eric hatte die Gewohnheit, für Sarkasmus gänzlich unempfänglich zu sein. »Oder dass wir zweitausend Tonnen TNT finden«, schoss Juan zurück und bedauerte sofort seinen scharfen Tonfall. »Tut mir leid.« Er bemühte sich stets, seine Frustrationen nicht an seinen Leuten auszulassen.
»Die einzige Möglichkeit scheint ein Kommandounternehmen zu sein«, sagte Eddie und kam im Operationszentrum nach vorn. »Wir könnten an der Südspitze der Insel an Land gehen oder versuchen, eine der Klippen zu ersteigen.«
»Die Erfolgschancen liegen bei nahezu Null«, erwiderte Eric. »Die Wahrscheinlichkeit diktiert, dass der Eingang zu dem Bunker aufs Heftigste verteidigt wird und leicht hermetisch zu schließen ist. Beim ersten Anzeichen eines Angriffs werden die äußeren Verteidigungsanlagen ausgeschaltet und dafür aufeinanderfolgende Hindernisse innerhalb des Bunkers aktiviert.«
»Also suchen wir den Hintereingang«, schlug Juan vor. »Es muss Einlassöffnungen für das Belüftungssystem geben sowie Abzugsöffnungen für die Abgase der Stromgeneratoren.«
»Die ich beide unter dem Pier vermute.« Eric gab Hali mit einem Kopfnicken ein Zeichen. Das erste Bild von der Baustelle kehrte auf den Monitor zurück. »Seht euch genau an, wo sie noch an der Straße arbeiten.«
Hali verschob das Bild ein wenig und vergrößerte den Bereich, wo eine Maschine einen breiten Asphaltstreifen verlegte. Kurz vor der Maschine schufen Planierraupen eine ebene Trasse, während in einiger Distanz davor Bagger einen tiefen Graben zuschütteten.
»Sie haben entsprechend dem Verlauf der Straße einen Graben ausgehoben, um dort die Ansaug- und Abzugsrohre zu verlegen, und anschließend das Ganze mit Asphalt bedeckt. Auch in diesem Fall müssen wir annehmen, dass die Rohröffnungen sorgfältig bewacht werden und die Anlage sich beim ersten Anzeichen eines Eindringens einigelt. Möglich, dass es ein Team schaffen könnte, in das Rohrleitungssystem einzudringen, aber dort säßen sie bald in der Falle.«
Juan schaute zu Eddie, um seine Meinung über Stones pessimistische Einschätzung zu erfahren.
Seng sagte: »Ein falscher Schritt, und wir wären wie die Zielscheiben auf einem Schießstand. Und selbst wenn wir reinkämen, müssten wir uns mit Schneidbrennern aus diesen Röhren befreien, ohne zu wissen, wer oder was uns erwartet, um uns zu begrüßen.«
»Okay, dann nenn mir eine andere Möglichkeit«, sagte Cabrillo.
»Tut mir leid, Juan, aber Eric hat recht. Ohne den Lageplan des Komplexes zu kennen – seine Sicherheitssysteme, die Stärke seiner Wachen und noch an die hundert andere Dinge
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