Seuchenschiff
genug Leute zur Verfügung, um nach Verdächtigen Ausschau zu halten.«
Severance blickte zu Lydell Cooper. Der ehemalige Wissenschaftler mochte sein jugendliches Äußeres einer ganzen Reihe von Schönheitsoperationen verdanken, aber das Feuer in seinen Augen kam ganz allein aus ihm. Es war das Feuer vollkommener Überzeugung und Hingabe an ein großes Anliegen.
»Thom«, sagte Cooper, »unsere Rasse taumelt am Rand einer Katastrophe entlang. Es gibt zu viele Mäuler, die gefüttert werden müssen, und unsere Ressourcen schwinden immer schneller. Wir beide wissen, dass dies der einzige humane Weg ist, um den Zusammenbruch von fünftausend Jahren Zivilisation zu verhindern. Und uns stehen die Mittel zur Verfügung, um diese Zivilisation zu retten. So ist es nur gerecht und richtig, und wir müssen alles in unseren Kräften Stehende tun, um unseren Erfolg zu sichern.
Ich weiche nur ungern von unserem ursprünglichen Plan ab, doch ich glaube, dass Mr. Kovac recht hat. Irgendwer irgendwo weiß etwas. Es klingt zwar äußerst vage, aber wir können es uns nicht leisten, ein Risiko einzugehen. Wir stehen zu kurz vor dem Ziel. Es sind nur noch wenige Tage, keine Wochen mehr. Falls sie irgendwelche Leute auf die
Golden Sky
gebracht haben, die nach unserem Virus suchen, können sie den Seefahrtsbehörden auch erklären, wie es freigesetzt werden soll, und unsere ganze Arbeit wäre umsonst.«
Severance nickte. »Ja, du hast natürlich recht. Ich glaube, es ist ein wenig überheblich von mir zu denken, dass wir so gut wie unverwundbar sind. Zelimir, ich spreche mit der Schifffahrtslinie. Treffen Sie Ihre Arrangement, und nehmen Sie alles an Personal und Ausrüstung mit, das Sie für nötig halten. Ich sorge dafür, dass der Kapitän Sie in jeder Hinsicht unterstützt. Denken Sie daran: Unter keinen Umständen darf das Virus das Schiff verlassen. Tun Sie dagegen, was immer getan werden muss. Haben Sie verstanden?«
»Ja, Sir. Was getan werden muss.«
»Könnt ihr es spüren?«, fragte Cooper. Beide Männer sahen ihn fragend an. »Wir kämpfen gegen den dunklen Einfluss von jenseits der Membrane unserer Dimension. Seit Tausenden von Jahren haben sie den Menschen zu jener selbstzerstörerischen Kreatur geformt, als die wir ihn heute kennen. Diese Mächte haben die Menschheit bis zu einem Punkt gedrängt, an dem sie bereit ist, sich selbst zu vernichten. Aber wir wehren uns und nehmen unser Schicksal wieder selbst in die Hand. Ich kann es spüren. Ich kann ihr Entsetzen darüber spüren, dass wir uns ihrem Willen nicht unterordnen, sondern im Begriff sind, uns unseren eigenen Weg zu suchen.
Wenn uns das gelingt, werden wir ihrem Zugriff entgleiten. Wir werden in einer neuen Welt aufblühen, wo sie uns nicht mehr erreichen können. Wir schütteln die unsichtbaren Fesseln eines Sklaventums ab, unter dem zu leiden die meisten Menschen gar keine Ahnung hatten. Aber wir haben gelitten. Sie haben dafür gesorgt, dass wir unseren niederen Instinkten nicht widerstehen konnten, und seht euch an, wohin uns das gebracht hat: Kriege, Hunger, Durst, Not. Es war ihre raffinierte Art der Kontrolle, die sich über unzählige Generationen hinzog und uns an diesen Punkt gebracht hat.
Bis ich endlich begriff, dass keine halbwegs vernünftige Gesellschaft freiwillig bereit wäre, so zu leben wie wir. Ich erkannte, dass wir überhaupt nichts unter unserer Kontrolle hatten, sondern Einflüssen von außerhalb unseres Universums ausgesetzt waren. Sie kontrollierten unsere Gedanken und führten uns aus Gründen in unser Verderben, die ich ganz und gar nicht begreife. Ich war der Erste, der in ihnen das erkannte, was sie tatsächlich sind, und ähnlich denkende Menschen – so wie ihr – gelangten ebenfalls zu der Erkenntnis, dass die Welt nicht so wäre, wie sie ist, wenn es nicht irgendwen oder irgendwas gäbe, das sich gegen uns verschworen hat.
Das Ende ihrer Machenschaften zeichnet sich ab. Sie werden an dem, was sich in unserer gesellschaftlichen Entwicklung tun wird, keinen Anteil mehr haben, denn wir werden alles dafür tun, dass jedermann begreift, wer diese anderen waren und was sie getan haben. Oh, Gentlemen, ich kann gar nicht ausdrücken, wie aufgeregt ich bin. Ein großes Erwachen wird kommen, und wir stehen Schulter an Schulter, um diesen glücklichen Augenblick ganz auszukosten.«
Kovac hatte schon immer seine Probleme mit der von Dr. Cooper wieder und wieder propagierten transdimensionalen Gedankenkontrolle gehabt. Mit der in
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