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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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bringen.
    Er hatte noch nie an Cooper gezweifelt, und obwohl gelegentlich Zweifel in seinem Bewusstsein aufflackerten, würde er sich mehr auf ihre Beziehung als auf seinen Instinkt verlassen. Also erhob er sich und legte behutsam seine Hand auf Coopers von der Arthritis verformte und von einem Handschuh verhüllte Klaue.
    »Es tut mir leid. Ich hätte über meine banalen Sorgen und Ängste beinahe unser großes Ziel aus den Augen verloren. Was macht es schon aus, wenn ich verhaftet werde? Das Virus wird freigesetzt und wird sich über den Globus verbreiten. Das Joch der Überbevölkerung wird abgestreift, und, wie du vorhin gesagt hast, für die Menschheit wird ein neues Goldenes Zeitalter anbrechen.«
    »Schon bald wird man uns als Helden verehren. Man wird uns Denkmäler errichten, weil wir den Mut hatten, die humanste Lösung für unsere Probleme in die Tat umzusetzen.«
    »Hast du dich jemals gefragt, ob sie uns stattdessen nicht dafür hassen werden, dass wir so viele von ihnen unfruchtbar gemacht haben?«
    »Natürlich werden wir von Einzelnen auch gehasst werden, aber die Menschheit insgesamt ist sich darüber im Klaren, dass drastische Veränderungen notwendig sind. Das erkennen sie bereits in der augenblicklichen Debatte über die globale Erwärmung. Die Dinge können nicht so weiterlaufen wie bisher. Man kann sich vielleicht fragen, mit welchem Recht ausgerechnet wir einen solchen Schritt tun?« Coopers Augen leuchteten fanatisch. »Und ich sage: mit dem Recht dessen, der fähig ist, absolut rational und von Emotionen unbeeinflusst zu handeln.
    Wir tun es, weil wir wissen, dass wir im Recht sind. Es gibt keine Alternative. Ich frage mich, ob Jonathan Swift wirklich eine Satire im Sinn hatte, als er im Jahr 1729
A Modest Proposal
schrieb. Damals erkannte er, dass England von heimatlosen Kindern überrannt wurde und das Land dem Ruin entgegentrieb. Um sich zu retten, meinte er, sollten sie die eigenen Kinder verspeisen, und das Problem verschwände. Achtzig Jahre später veröffentlichte Thomas Malthus einen berühmten Essay über das Bevölkerungswachstum. Er forderte ›moralische Zurückhaltung‹ und meinte damit freiwillige Abstinenz, um die wachsende Bevölkerungszahl zu begrenzen.
    Natürlich konnte das nicht funktionieren, und sogar nach Jahrzehnten billig zu erwerbender Verhütungsmittel wächst die Weltbevölkerung rasend schnell. Ich habe gesagt, dass Veränderungen notwendig sind, aber wir werden uns nicht ändern. Wir haben es in all den Jahren nicht getan, daher meine ich, zur Hölle mit ihnen. Wenn sie ihren Fortpflanzungstrieb nicht im Zaum halten können, gebe ich meinem Selbsterhaltungstrieb nach und rette den Planeten, indem ich die nächste Generation halbiere.«
    Coopers Stimme sank zu einem hasserfüllten Zischen herab. »Und mal ehrlich, sollte es uns wirklich etwas ausmachen, dass uns die Scharen von Ungewaschenen da draußen hassen? Wenn sie zu dumm sind zu begreifen, dass sie sich selbst vernichten, was interessiert uns dann ihre Meinung? Wir sind wie Schäfer, die eine Herde verkleinern. Glaubst du, die Schäfer interessiert es, was ihre Herden denken? Die Schäfer wissen es besser, Thom.
Wir
wissen es besser.«

35
    Eric Stones Magen war viel zu verkrampft, um ein traditionelles Astronautenfrühstück aus Steak und Rühreiern aufnehmen zu können. Dabei war Eric nicht wegen des bevorstehenden suborbitalen Flugs nervös. Im Gegenteil, er konnte es kaum erwarten, endlich zu starten. Es war die Angst vor dem Versagen, die seinen Körper geradezu lähmte und seinen Mund so trocken werden ließ wie die Wüste draußen vor dem Hangar. Er war sich nur zu bewusst, dass dies die wichtigste Mission seiner gesamten beruflichen Karriere war und dass sie, gleichgültig was ihm die Zukunft brächte, von nichts übertroffen werden konnte. Vor ihm lag ein Moment, der sein Leben bestimmte und in dem das Schicksal der Menschheit allein in seinen Händen lag.
    Und als wäre dies noch nicht genug, konnte er nicht verdrängen, dass Max Hanley auf Eos festsaß.
    Genauso wie es sich bei Mark Murphy verhielt, hatte Erics Intelligenz ihm zu unglaublichen Erfolgen verholfen, ohne ihm genug Zeit zu lassen, sie angemessen zu verarbeiten und daran zu reifen. Mark kaschierte dieses Manko, indem er den Rebellen spielte, sich die Haare wachsen ließ, entsetzlich laute Musik hörte und so tat, als wehre er sich gegen jede Form von Autorität. Eric war kein solcher Typ. Er blieb schüchtern und trat in

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