Seuchenschiff
Orbit. Hätte es am Ende nicht an Geld gemangelt, so wäre sie wahrscheinlich noch immer in Betrieb.
»Roger. Over and Out.«
»Und?«, fragte Taggart.
»Es hat geklappt. Wir haben den russischen Satelliten jetzt unter Kontrolle.«
»Danach habe ich nicht gefragt. Ich wollte wissen, was Sie von dem Flug halten?«
»Colonel, das war das Aufregendste, was ich je erlebt habe«, sagte Eric und spürte, wie das Gewicht seines Körpers allmählich zunahm. Sein Magen rutschte wieder in seine normale Position.
»Ich weiß, dass es nicht offiziell anerkannt wird, aber nur damit Sie es wissen, wir haben den Höhenrekord gebrochen. Wir steigen bei unseren bezahlten Flügen nur bis dreihundertdreißigtausend Fuß, daher wird dieser Rekord einige Zeit Bestand haben.«
Eric lächelte versonnen und dachte daran, wie neidisch Murph sein würde – und wie beeindruckt Janni wäre. Aber kaum war dieser Gedanke aufgetaucht, da erstarb das Lächeln auch schon auf seinen Lippen, und Max Hanleys Schicksal ging ihm wieder durch den Kopf.
36
Max hatte sich auf der Suche nach einem Fluchtweg aus der unterirdischen Festung das Gehirn zermartert. Er hatte nur eine Möglichkeit gefunden. Während einer nächtlichen Erkundungstour hatte er an der Treppe zur Garage eine dreifach besetzte Wache entdeckt und erkannt, dass er sich niemals an den Männern würde vorbeischwindeln können. Kovac hatte in seinem Gesicht derartige Spuren hinterlassen, dass die Wächter bei seinem Anblick sofort Verdacht schöpfen würden.
Er würde es nicht bis zum Vordereingang schaffen, also musste er sich nach hinten hinausschleichen.
Er verließ sein Versteck im Schrank des Verwaltungsflügels und begab sich zum Generatorraum. Dabei achtete er darauf, sein Gesicht vor den wenigen Leuten, denen er in den Korridoren begegnete, so gut wie möglich zu verbergen. Dann bog er um eine Ecke, ganz in der Nähe des Saales, in dem die Strahlmotoren die Turbinen antrieben, die die Anlage mit Energie versorgten, und sah, dass Kovac auch dort eine Wache aufgestellt hatte. Zügig und festen Schrittes ging er durch den Korridor. Der Wächter, ein junger Mann von etwa zwanzig, bekleidet mit einer blauen polizeiähnlichen Uniform und mit einem Schlagstock im Gürtel, musterte ihn aufmerksam.
»Na, wie geht’s?«, fragte Max freundlich, als er noch drei Meter von ihm entfernt war. »Ja, ich weiß, mein Gesicht sieht aus wie ein Hamburger. Eine Bande von fanatischen Abtreibungsgegnern hat mich vorgestern während einer Razzia in Seattle aufgemischt. Ich bin gerade erst hier angekommen. Der Laden hier ist der reine Wahnsinn, stimmt’s?«
»Dies hier ist ein gesperrter Bereich, es sei denn Sie haben einen Ausweis, der Ihnen den Zutritt erlaubt.« Der Junge bemühte sich um eine tiefe Stimme, um seiner Autorität Nachdruck zu verleihen. Aber er schien nicht besonders wachsam zu sein.
»Tatsächlich? Das Einzige, was man mir bisher ausgehändigt hat, sind die hier.« Max holte seine letzten beiden Wasserflaschen aus den Taschen seines Overalls. »Da.«
Anstatt sie dem Jungen anzubieten und ihm die Gelegenheit zu geben abzulehnen, warf er dem Wächter eine Flasche zu. Der fing sie unbeholfen auf und starrte Max wütend an. Max grinste nur und schraubte den Verschluss von seiner Flasche. Er hielt sie einladend hoch.
Etikette und Durst dominierten das begrenzte Sicherheitstraining des jungen Wächters, und er öffnete seine Flasche ebenfalls und erwiderte Max’ Geste. Er setzte die Flasche an die Lippen und legte den Kopf in den Nacken, um zu trinken. Max stieß zu wie ein Fechter und rammte die steifen Finger seiner rechten Hand in die weiche Stelle am Halsansatz des Jungen.
Wasser spritzte aus seinem Mund, als seine Luftröhre zuschwoll. Er konnte nicht husten, sondern brachte einen gurgelnden Laut hervor, während ihm die Augen aus dem Kopf quollen und er verzweifelt an seinen Hals griff und nach Luft schnappte. Max schaltete den Wächter mit einem Schwinger gegen sein Kinn aus, und er sackte vor seinen Füßen zusammen. Er bückte sich, um nach seiner Atmung zu schauen. Nun, da der Wächter ohnmächtig war, atmete er etwas ruhiger und sog ein wenig Luft durch seinen beschädigten Kehlkopf. Seine Stimme wäre für den Rest seines Lebens nicht mehr als ein heiseres Flüstern, aber ansonsten war er okay.
»An deiner Stelle würde ich mir das Geld zurückgeben lassen, das du für dein Sicherheitstraining ausgegeben hast.«
Max öffnete die Tür zum Generatorraum. Die
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