Seuchenschiff
Treibstoff der Strahlmotoren entzünden würde, lagen in dem Schrank auch zwei einteilige, silbern glänzende, mit Aluminium bedampfte Anzüge mit Kapuzen, die ihren Trägern Schutz vor der enormen Hitze bieten konnten.
Max hatte all das während seines ersten Besuchs im Generatorraum gefunden, und diese Entdeckung lieferte die Grundlage seines Fluchtplans. Er schnitt die Kapuze von einem Anzug, schlüpfte in den Anzug und zog den zweiten darüber, so dass sein ganzer Körper bis auf den Kopf doppelt geschützt war. In den Fußteilen war kaum genug Platz für seine Füße. Dann schleppte er zwei Druckluftflaschen zur offenen Serviceklappe. Seine Bewegungen waren so unbeholfen und abgehackt wie bei einem Roboter aus einem alten Science-fiction-Film. Die Lufttanks waren mit gepanzerten Schläuchen versehen, die in Hüfthöhe über ein Ventil direkt an den Anzug angeschlossen wurden. Er hätte am liebsten noch mehr Atemluft mitgenommen, aber er war sich nicht sicher, ob sein ramponierter Körper so viel zusätzliches Gewicht mitschleppen konnte.
Er schob die Stahlflaschen ins Abgasrohr und kletterte hinterher. In dem Rohr war es äußerst eng, aber sobald er sich bis zur Verzweigung durchgeschlängelt hätte, würde er mehr als genug Platz haben. Auf dem Rücken liegend schaffte er es, die Klappe zu schließen und einen der Schraubbolzen, die er entfernt hatte, wieder in seine Gewindeöffnung zu drehen, um die Platte zu fixieren.
Nachdem er die Kapuze des äußeren Anzugs geschlossen hatte, öffnete er die Luftflasche und machte einen ersten Atemzug. Die Luft schmeckte schal und metallisch. Max hatte keine Vorstellung, wie weit das Rohr sich erstrecken mochte, ehe es die Erdoberfläche erreichte. Und er wusste auch nicht, was er dort vorfinden würde, wenn er die Öffnung erst einmal erreicht hätte. Aber er hatte keine andere Wahl, als mit dem Aufstieg zu beginnen.
Die Luftflaschen vor sich herschiebend, schlängelte er sich zentimeterweise vorwärts. Die Dunkelheit in dem Rohr war so intensiv, dass er sie fast körperlich spürte, während das Getöse der laufenden Turbine seinen Kopf mit einem Inferno unzähliger Echos füllte.
Der Schmerz in seiner Brust war nicht allzu schlimm und wurde von ihm eher als ein allgemeiner Zustand des Unwohlseins empfunden, der ihn an die erlittene Folter erinnerte. Er wusste jedoch: Dabei würde es nicht bleiben. Schon bald würde er schreckliche Qualen leiden. Schmerz war eine Form der Ablenkung, so hatte Linc ihm erzählt, wie er während seiner SEAL-Ausbildung hatte feststellen können. Auf diese Art und Weise teilte einem der Körper mit, dass man bestimmte Dinge lieber unterlassen sollte. Dass der Körper einem eine Botschaft schickte, musste aber nicht heißen, dass man auch darauf hören sollte. Schmerzen waren auch zu ignorieren.
Er schrammte über die Lamellen des Wärmeaustauschers und erreichte die Verzweigung, wo sich alle vier Abgasrohre vereinten. Selbst im Schutz des Anzugs konnte er einen Hitzeschwall spüren, als stünde er vor der Öffnung eines Glasschmelzofens. Es würde noch schlimmer werden, wenn er erst einmal ins Hauptrohr gelangte. Die Abgase drangen in zehn Metern Entfernung ins Rohr und waren vorher heruntergekühlt worden. Trotzdem kam er sich vor, als befände sich die Maschine direkt hinter seinem Rücken.
Der Druck der Abgase wirkte wie ein Hurrikan. Ohne die Anzüge und die Atemluft wäre Max auf der Stelle vom Kohlenmonoxid erstickt und sein Körper verbrannt worden. Trotz des doppelten Hitzeschutzes brach ihm der Schweiß aus jeder Pore seines Körpers, und es war, als bearbeitete jemand seine Fußsohlen mit einem glühenden Brandeisen.
Das Hauptrohr hatte einen Umfang von etwa zwei Metern und stieg leicht an. Er schlängelte sich in das feuersichere Tragegeschirr des Lufttanks und hielt sich dabei so tief gebückt wie möglich, um nicht von den Füßen geblasen zu werden. Während er sich vorsichtig die Gurte über die Schultern zog, rutschte der Fuß, den er auf den Reservetank gestellt hatte, ab. Der heiße Abgasstrom erfasste die Luftflasche und schleuderte sie durch das Rohr wie eine Kugel durch einen Gewehrlauf. Er konnte über dem Heulen der Turbine deutlich hören, wie die Flasche gegen die Rohrwandung schlug.
Max versuchte sich aufzurichten und zu gehen, aber der Druck auf seinem Rücken war einfach zu groß. Jeder Schritt bedeutete einen gefährlichen Balanceakt, der ihn durch die Röhre zu schleudern drohte, ebenso wie den
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