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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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dann berichteten sie, von einem schwarzen Helikopter angegriffen zu werden. Für einen kurzen Moment befürchtete er, dass die Vereinten Nationen hinter diesem Angriff steckten, da er Gerüchte über deren Schwadronen schwarzer Hubschrauber aufgeschnappt hatte. Er hörte ein paar verzerrte Gesprächsfetzen in seinem Walkie-Talkie, dann war aber alles verstummt. Die Kamera, die auf dem Wachhaus installiert war, übertrug nicht mehr, daher befahl er, ein Fahrzeug solle zwecks einer Inspektion zum Pier hinausfahren.
    »Sie sind entkommen, Mr. Severance«, berichtete der Chef des Wachdienstes. »Hanley und ein anderer Mann im Hubschrauber. Das Wachhaus wurde zerstört, ebenso der Pier. Viele meiner Leute werden vermisst.«
    »Gibt es noch mehr von diesen Leuten?«
    »Ich habe Patrouillen losgeschickt. Bisher deutet alles darauf hin, dass es nur ein einziger Mann war.«
    »Ein
Mann hat alle Ihre Wachen getötet und den Pier zerstört?«, fragte Severance zweifelnd.
    »Ich habe keine andere Erklärung.«
    »Na schön, setzen Sie die Inspektion fort und melden Sie alles Außergewöhnliche umgehend.«
    Severance fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Lydell Coopers letzte Befehle waren klar und eindeutig gewesen. Er sollte mit dem Senden des Signals mindestens zwei Stunden warten. Aber wenn dies nur die Vorhut einer viel größeren Angriffswelle gewesen war? Wartete man einfach ab, so könnte es ein Scheitern zur Folge haben. Andererseits, wenn er das Signal zu früh sendete, könnte es sein, dass das Virus noch nicht auf allen fünfzig Kreuzfahrtschiffen in den Waschmaschinenkreislauf eingebracht worden war.
    Er wollte seinen Mentor anrufen, aber dies war eine Entscheidung, die er wohl selbst treffen musste. Lydell war mit Heidi und ihrer Schwester Hannah unterwegs. Sie würden erst eintreffen, nachdem das Virus freigesetzt worden war. Er hatte seit Jahren die volle Kontrolle über die Bewegung der Responsivisten innegehabt, und dennoch: wie ein Sohn, der einen Familienbetrieb übernimmt, wusste er, dass er unter ständiger Beobachtung stand und in Wirklichkeit überhaupt nicht das Sagen hatte. Er vergaß nie, dass Lydell jede Entscheidung, die er traf, ohne Vorwarnung oder weitere Erklärung außer Kraft setzen konnte.
    Ein wenig hatte er sich darüber geärgert. Nicht dass Cooper sich häufig einmischte. Aber nun, da so viel auf dem Spiel stand, wünschte er sich, er verfügte über dieses Sicherheitsnetz – dass jemand ihm sagte, was er tun solle.
    Was machte es schon aus, wenn ein paar Schiffe fehlten? Lydells Berechnungen der Übertragungsrate des Erregers verlangten nur vierzig Schiffsladungen an Menschen, um jeden Bewohner des Planeten zu infizieren. Die zusätzlichen zehn Schiffe waren lediglich eine Sicherheitsmarge. Auf die Frage, weshalb einige Schiffe von der Infektion verschont worden seien, könnte er behaupten, das Verbreitungssystem habe versagt. Und wenn alle funktionierten, würde ohnehin niemand etwas bemerken.
    »Das ist es«, sagte er, schlug sich auf den Oberschenkel und sprang auf.
    Er begab sich in den ELF-Transmitterraum. Ein Techniker in einem Laborkittel beugte sich über die Kontrollen. »Können Sie das Signal jetzt gleich senden?«
    »Laut Zeitplan sollen wir das Signal erst in zwei Stunden senden.«
    »Das ist nicht das, wonach ich gefragt habe.« Jetzt, da er seine Entscheidung getroffen hatte, kehrte Severances Arroganz wieder zurück.
    »Ich brauche zwei Minuten, um die Batterien zu überprüfen. Die Energieerzeugung ist wegen der Schäden am Abluftsystem zur Zeit außer Betrieb.«
    »Tun Sie, was Sie tun müssen.«
    Der Mann konferierte mittels Interkom mit einem Kollegen tief im Innern der Anlage und benutzte dabei ein geheimnisvolles wissenschaftliches Kauderwelsch, dem Severance nicht folgen konnte.
    »Es dauert noch einen kleinen Augenblick, Mr. Severance.«
    Das elektronische Gehirn des russischen Satelliten maß die Zeit in winzigen Bruchstücken, während der Flugkörper Europa mit siebzehntausend Meilen pro Stunde überquerte. Die Flugbahn war mit der Genauigkeit einer Hundertstel Bogensekunde berechnet worden, und als der Satellit die Position erreichte, wurde vom Zentralrechner ein Signal an das Abschussrohr gesendet. Kein Laut ertönte im Vakuum des Weltraums, als ein Schwall komprimierten Gases, der sich explosionsartig ausdehnte, den Stab aus Wolframstahl aus der Röhre drückte. Er war fast senkrecht abwärts gerichtet und begann seine feurige Reise zur Erde, während der

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