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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Während sich die Explosion ausdehnte, sandte sie eine Schockwelle durch die Insel, die Hunderte Tonnen Geröll in die Luft schleuderte. Gestein verflüssigte sich zu kleinen Lavatropfen, die knallten und zischten, als sie ins Meer fielen.
    Die Wachen, die in Panik flüchteten, wurden auf der Stelle verbrannt, und ihre Asche vermischte sich mit dem Staub und den Trümmern.
    Als die Schockwelle die unterirdische Einrichtung erreichte, zerbröselte der gehärtete Stahlbeton, aus dem sie erbaut worden war, wie empfindliches Porzellan. Das Gebäude stürzte nicht ein, sondern wurde entwurzelt und aus der Erde herausgeschleudert. Wände, Decken und Fußböden falteten sich aufeinander und zerquetschten alles, was sich zwischen ihnen befand. Die Zerstörung war total. Die kilometerlangen Kupferdrähte, die die ELF-Antenne bildeten, wurden aus der Erde gerissen und zu einem Strom flüssigen Metalls geschmolzen, der sich in den Ozean ergoss.
    Die Erde bebte so heftig, dass riesige Brocken von den Klippen abgesprengt wurden, und Risse, die vom Epizentrum des Aufpralls ausstrahlten, zersplitterten die Insel in mehrere kleine Eilande.
    Eine riesige Flutwelle bewegte sich von Eos weg in die Richtung, in der das Orbital Ballistic Projectile geflogen war. Im Gegensatz zu einem Tsunami, der unter der Wasseroberfläche entsteht und nur an Höhe zunimmt, wenn er auf Untiefen stößt, war diese Welle eine solide, knapp fünfzehn Meter hohe Wand aus Wasser mit einem schäumenden Kamm, der eine riesige Röhre bildete. Das Wasser brüllte, als wären die Tore der Hölle geöffnet worden, während die Wand mit einer astronomischen Geschwindigkeit übers Meer raste. Die Welle hatte jedoch keinen Bestand. Reibung und Windeinwirkung verringerten nach und nach ihre Dimensionen, bis sie nicht einmal mehr ein harmloses Plätschern war. Doch solange sie bestand, war sie die vernichtendste Kraft auf dem ganzen Planeten.
    Achtzig Kilometer entfernt jagte die
Oregon
mit allem über die See, was ihr an Energie zur Verfügung stand. All ihre Luken waren doppelt gesichert worden. Die beiden Tauchboote waren in ihre Halterungen gehängt und mit Gurten befestigt worden. Jedes lose Objekt, das der Mannschaft einfiel, war in Schränken und Schubladen verstaut worden. Die Mannschaft wusste genau, dass sie aus diesem Inferno nicht ohne einen Schaden herauskäme, aber Letzteres wollten sie auf ein Minimum beschränken.
    »Zeit bis zum Aufprall?«, fragte Juan.
    »Ich schätze fünf Minuten«, meldete der Steuermann.
    Juan betätigte den Einschaltknopf der schiffsweiten Sprechanlage. »Hier spricht der Chef. Jeder soll sich sofort einen sicheren Halt suchen. Wir haben einen Höllenritt vor uns. In fünf Minuten.«
    Die am Mast befestigte Kamera wurde nach achtern ausgerichtet und auf Nachtsicht geschaltet, damit sie die auf sie zurollende Welle sehen konnten. Sie füllte das Meer von Horizont zu Horizont, undurchdringlich, unaufhaltsam. Ihre Frontseite war mit leuchtenden Phosphoradern durchzogen, und ihre Krone erinnerte an ein grünes Feuer.
    »Ich habe sie im Auge«, sagte Juan plötzlich und übernahm die Kontrolle über das Schiff.
    Er hatte bemerkt, dass sie sich in einem leichten Winkel vor der Welle her bewegten, und korrigierte die Position der
Oregon
behutsam mit dem Ruder. Wenn sie diese Welle überstehen wollten, mussten sie dafür sorgen, dass sie genau auf das Schiffsheck traf. Auch nur eine geringe Abweichung hätte zur Folge, dass das hundertsiebzig Meter lange Schiff ein Spielball der Welle würde und ein Dutzend Mal um seine Längsachse gewirbelt würde, ehe es sich aus dem Griff der Wassermassen befreien konnte.
    »Jetzt geht’s los!«
    Es war wie in einem Expresslift. Das Heck kam so schnell hoch, dass für einen Moment kein Wasser unter der Schiffsmitte war. Das Aufstöhnen des Schiffsrumpfs ging im Getöse der Welle unter. Der Bug bohrte sich ins Meer. Juan schaltete den Schub ab, damit sich das Schiff nicht unter Wasser wühlte. Und dann wurde das gesamte Schiff auf der Welle nach oben gehievt. Die Beschleunigung riss die gesamte Besatzung nach vorn. Das Schiff kletterte auf der Welle weiter nach oben, wobei sein Bug steil in den Himmel zeigte. Juan warf einen Blick auf den Geschwindigkeitsmesser, der nur noch vier Knoten anzeigte, aber ihre Geschwindigkeit über Grund betrug nahezu hundert Stundenkilometer.
    Das Heck brach in einer wahren Explosion von Gischt durch den Wellenkamm, der die Decks überflutete. Wasser lief in breiten

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