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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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er in einem sehr flachen Winkel sank, wie seine Erbauer es vorgesehen hatten, damit er mit einem Meteoriten verwechselt werden konnte. Die Berührung mit den ersten Molekülen der Erdatmosphäre erzeugte Reibung, die den Stab aber kaum erwärmte. Je tiefer er fiel, desto mehr Wärme entstand, bis der gesamte Stab rot glühte, sich dann gelb verfärbte und schließlich grellweiß zu leuchten begann.
    Die Hitze war enorm, erreichte jedoch nicht den Schmelzpunkt von Wolfram, der bei über dreitausend Grad Celsius lag. Beobachter auf der Erde konnten den Stab deutlich erkennen, während er über Mazedonien und Nordgriechenland hinwegraste und mehrmals donnernd die Schallmauer durchstieß.
    Die Digitaluhr auf dem Hauptmonitor zählte nur noch einzelne Ziffern. Juan hatte es vor Max’ Rettung vermieden, sie zu betrachten, doch jetzt konnte er den Blick nicht von ihr lösen. Max hatte sich geweigert, sich im Sanitätsrevier behandeln zu lassen, ehe das Projektil auf Eos aufschlug, daher hatte Hux ihren Arztkoffer ins Operationszentrum mitgebracht und versorgte dort seine Blessuren. Die See war so ruhig, dass sie ihre Aufgabe perfekt erledigen konnte, obgleich die
Oregon
mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs war.
    Max hatte gewöhnlich einige sarkastische Kommentare auf Lager, wenn Juan seine Maschinen mal wieder im roten Bereich laufen ließ. Aber jetzt wusste er genau, was auf sie zukam, daher behielt er seine Bemerkungen für sich. Sie befanden sich noch nicht im minimalen Sicherheitsabstand zur Aufschlagzone, und falls Juan glaubte, dass er es mittels kurzfristiger Überbelastung der Maschinen schaffen konnte, dann würde er ihm in jeder Weise dabei behilflich sein.
    Hali Kasim riss den Kopfhörer mit einem Fluch herunter.
    »Was ist los?«, fragte Juan beunruhigt.
    »Ich fange ein Signal auf dem ELF-Band auf. Es kommt von Eos. Sie senden den Auslöse-Code.«
    Cabrillo wurde bleich.
    »Keine Sorge, es wird gut gehen.« Max’ Stimme hatte wegen der Wattepolster in seiner ramponierten Nase einen näselnden Klang. »Die Wellenlängen sind so groß, dass es einige Zeit dauern wird, den vollständigen Code zu senden.«
    »Oder sie setzen das Virus schon beim ersten ELF-Signal frei«, gab Hali zu bedenken.
    Juans Handflächen waren glitschig von Schweiß. Er hasste die Vorstellung, es so weit geschafft zu haben, um im letzten Augenblick doch noch zu scheitern. Er wischte sich die Hände an seiner nassen Hose ab. Man konnte nichts anderes tun als warten. Dabei hasste er nichts mehr als eben das.
    Bekleidet mit ihren Aufsichtsuniformen patrouillierten Linda und Mark abermals durch die unteren Decks der
Golden Sky
und versuchten, sich ins Gedächtnis zu rufen, wo sich die Schiffswäscherei befand. Nur wenige Mannschaftsangehörige waren unterwegs, und jeder hatte mit sich und seinem Unwohlsein genug zu tun, um sich eingehender mit zwei fremden Gesichtern zu beschäftigen.
    Das Summen von anlaufenden Wäschetrocknern führte sie an ihr Ziel. Dampf wallte aus dem schwach beleuchteten Raum. Keiner der chinesischen Arbeiter schaute von seiner Tätigkeit hoch, als die beiden Personen die Wäscherei betraten.
    Ein Mann, der innen neben der Tür lehnte und den sie nicht bemerkt hatten, packte Lindas Arm mit brutaler Härte.
    »Was haben Sie hier zu suchen?«, wollte er wissen.
    Sie versuchte, sich loszureißen. Mark erkannte in dem Mann einen der Kerle, die zusammen mit Zelimir Kovac mit dem Hubschrauber aufs Schiff gekommen waren. Er hätte es wissen müssen, dass sie eine Wache aufstellen würden. Er machte Anstalten, sich einzumischen, und der Mann zog eine Pistole und drückte ihre Mündung gegen Lindas Schläfe.
    »Noch ein Schritt, und sie stirbt.«
    Die Wäschereiarbeiter bekamen sehr wohl mit, was da geschah, aber sie fuhren mit ihrer Tätigkeit fort, holten Kleider aus den Trocknern, falteten Bettlaken zusammen und bügelten Oberhemden.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Mark und wich zwei Schritte zurück. »Wir haben einen Reparaturauftrag für einen defekten Bügelautomaten.«
    »Zeigen Sie mir Ihre Ausweise.«
    Mark löste die ID-Karte von der Brusttasche seines Overalls. Kevin Nixon hatte das genaue Design der Ausweiskarten für die Angestellten der Golden Line zwar nicht gekannt, aber es waren sehr gute Fälschungen, und er bezweifelte, dass Kovacs Handlanger den Unterschied erkennen würde. »Sehen Sie? Da steht es. Ich bin Mark Murphy.«
    Plötzlich erschien Kovac selbst. Sein massiger Körper füllte die gesamte

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