Seuchenschiff
ein Leck. Wenn Sie sich den Kahn von innen ansehen wollen, würde ich Ihnen empfehlen, sich zu beeilen.
Oregon
Ende.«
Eine fleischige Hand erschien unter Juans Kinn. Er holte seine Geldbörse aus der Hosentasche und klatschte einen Zwanzigdollarschein auf Max’ Handfläche.
Max roch an dem Schein, als wäre er eine edle Zigarre. »Ich bin nun mal ein echtes Glückskind.«
»Überrascht mich gar nicht, dass du dieses Gefühl kennst.« Cabrillo erhob sich. »Es gibt nichts Besseres als eine kleine Seeschlacht vor dem Frühstück, um anständig Hunger zu bekommen. Navigator, welches ist die geschätzte Uhrzeit unseres Eintreffens am Treffpunkt?«
»Nicht vor Mitternacht«, erwiderte Eric.
»Okay, ich möchte, dass sämtliche Abteilungschefs eine Wache übernehmen, daher solltet ihr einen entsprechenden Dienstplan aufstellen. Ich muss Langston anrufen, mich bei ihm für seine Hilfe bedanken und ihm dann ausführlich erklären, weshalb wir nur einen einzigen Raketentorpedo liefern.« Während er sich anschickte, das Operationszentrum zu verlassen, angelte er sich den Zwanziger aus Max’ Hand. »Dafür, dass du den zweiten Torpedo geopfert hast, schuldest du der Corporation immer noch vier Millionen und neunhundertneunundneunzigtausendneunhundertundachtzig Dollar.«
7
Der salzige Geruch von Meerwasser drang in Dr. Julia Huxleys Nase, sobald sie die Tür zu dem Ballasttank öffnete, der auch als Swimmingpool diente. Auf Grund der Konstruktion der
Oregon
war der Swimmingpool eher ein Schwimmbecken mit der olympischen Länge von fünfzig Metern. Jedoch war das Becken nur zwei Bahnen breit und wurde von einem schmalen Laufgang flankiert, der mit hellem Marmor gefliest und mit Streifen rutschhemmenden Klebebandes gesichert war. Die Beleuchtung bestand aus einer Mischung von Leuchtstoffröhren und Glühlampen, die eine Illusion von Sonnenschein erzeugten. Die Wände waren ebenfalls gefliest und ein ständiges Objekt der Sorge für die Reinigungstrupps, denn immer dann, wenn der Tank gefüllt war, um eine volle Ladung des Schiffes vorzutäuschen, war der glänzende Marmor am Ende unweigerlich mit Algen bedeckt.
Obwohl selbst keine besonders gute Schwimmerin, kannte Hux die vier Grundschwimmarten. Freistil war für hohes Tempo gut, das Brustschwimmen eignete sich besonders für lange Strecken, beim Rückenschwimmen wurde der Auftrieb des menschlichen Körpers genutzt, und der Schmetterlingsstil war reine Power. Ein Schwimmer musste enorme Kraft aufwenden, um seine Arme und seinen Oberkörper aus dem Wasser schnellen zu lassen, sich durchzubiegen, um sich nach vorne zu werfen und durchs Wasser zu ziehen. Sie blieb am Kopfende des Beckens stehen, um dem einsamen Schwimmer zuzusehen, der im Schmetterlingsstil über seine Bahn flog. Er bewegte sich, als sei er zum Schwimmen geboren, mit langen, fließenden Bewegungen und ohne auch nur ein Quäntchen Energie zu vergeuden. Sein Körper glitt wie ein Delphin durch das Wasser, und bei jedem Schwimmzug tauchten seine Arme aus dem Wasser hoch, ohne nennenswerte Spritzer zu erzeugen.
Als sie genauer hinsah, gewahrte sie wasserfeste Gewichtsbänder um seine Handgelenke, um das Training noch strapaziöser zu gestalten. Für sie ging das über ein normales sportliches Training hinaus, es grenzte schon an Masochismus. Andererseits hatte sie die Fitnesseinrichtungen des Schiffes schon seit längerer Zeit nicht mehr benutzt und betrieb lieber Yoga, um sich die unerwünschten Pfunde von ihrem wohlgerundeten, ausgesprochen fraulichen Leib zu halten.
Sie hatte sich längst daran gewöhnt, wie gut sich Juan an den Verlust seines Beins gewöhnt und sich darauf eingestellt hatte. Er ließ sich niemals davon aufhalten oder auch nur bremsen. Wie alles andere in seinem Leben betrachtete er den Verlust als eine Herausforderung, die bewältigt werden musste.
Cabrillo vollführte am Ende des Pools eine Saltowende und ruderte kraftvoll auf sie zu. Dabei versteckten sich seine Augen hinter einer Schwimmbrille, und sein Mund öffnete sich bei jedem Atemzug weit. Er musste sie gesehen haben und wusste, dass sein Solotraining beendet war, denn er beschleunigte plötzlich und mobilisierte seine gesamte Kraft, um den letzten Teil seines Schwimmtrainings abzuschließen, als wäre es ein Endspurt.
Als Schiffsärztin wusste Hux alles über den medizinischen Zustand der Mannschaft, und sie hätte bei seiner Art zu schwimmen geschworen, dass Juan nur halb so alt war, wie aus seiner Krankenakte
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