Seuchenschiff
»Juan, der Pilot einer der S-3B-Vikings möchte wissen, was soeben passiert ist.«
»Halt ihn hin«, sagte Juan. Er blickte gespannt zu Linda, die regungslos wie eine Statue dasaß und mit der rechten Hand den Kopfhörer des Sonars an den Kopf presste, während vor ihr die Lichtbalken der sonareigenen Wasserfall-Anzeige auf und ab stiegen.
Sie blickte schließlich zu ihm hinüber. »Keine Schraubengeräusche. Demnach sind die drei restlichen Torpedos tot und höchstwahrscheinlich unterwegs zum Meeresboden. Vom Kilo höre ich Maschinenlärm und Alarmsignale von innerhalb des Rumpfs. Moment … Okay, es sind Pumpen … sie werfen Ballast ab.« Ein strahlendes Lächeln machte sich auf ihrem elfenhaften Gesicht breit. »Wir haben es geschafft! Sie tauchen auf.«
Lauter Applaus und Jubelrufe hallten durch das Operationszentrum, und sogar Max’ bulldoggenhaftes Gesicht verzog sich zu einem Grinsen.
»Gut gemacht, Leute. Vor allem, du, Murph, und natürlich auch du, Max. Bestell der Truppe, die den Raketentorpedo vorbereitet und die Röhre modifiziert hat, dass sie bei ihrem nächsten Gehaltsscheck mit einem Bonus rechnen können.«
Obwohl jedes Mitglied der Mannschaft am Profit der Corporation unterschiedlich hoch beteiligt war, verteilte Cabrillo mit Vorliebe Bonusse für zusätzlich geleistete Arbeiten. Damit erzeugte er ein hohes Maß an Loyalität, allerdings war der Hauptgrund der, dass er die beste natürliche Führungspersönlichkeit war, unter der jeder seiner Leute jemals gearbeitet hatte.
»Seht euch das an!«, sagte Eric Stone entgeistert.
Er hatte die Kamera so geschwenkt, dass sie den Punkt des Ozeans zeigte, wo das Kilo-Boot den Torpedo-Fächer abgefeuert hatte. Das Wasser kochte wie ein Mahlstrom, und in der Mitte der Turbulenz tauchte ein stumpfnasiges Objekt aus dem Meer auf. Während der Bug des iranischen U-Boots hochkam, konnten sie sehen, dass die Rumpfplatten zerbeult waren, als ob es mit voller Geschwindigkeit gegen eine Kaimauer geprallt wäre. Die normalerweise konvex geformte Nase war an der Spitze eingedrückt, nachdem der Raketentorpedo in höchstens zwanzig Metern Entfernung von ihr explodiert war.
Das Schiff blieb an der Oberfläche und tanzte auf den von ihm selbst erzeugten Wellen. Während es zur Ruhe kam, richtete Stone das Zoomobjektiv der Kamera auf die beschädigten Rumpfplatten. Dabei kompensierte der Computer der
Oregon
automatisch die Bewegung des Schiffes, so dass das Bild unverrückbar auf dem Display zu erkennen war. Luftblasen stiegen von dem stählernen Rumpf auf – nicht viel, aber genug, um daraus schließen zu lassen, dass das Kilo-Boot leck geschlagen war und Wasser aufnahm. Luken auf dem Kommandoturm und auf dem Vorder- und Achterdeck wurden aufgestoßen, und ein Strom von Männern quoll aus dem lahmgelegten U-Boot.
»Fängst du irgendwas von ihnen auf, Hali?«, fragte Juan.
»Allgemeine Notrufe, Juan. Die Pumpen schaffen das eindringende Wasser nicht. Sie fordern Hilfe von der Marinebasis an. Der Kapitän hat noch nicht Befehl gegeben, das Schiff zu verlassen, aber er will, dass alle, die nicht gebraucht werden, an Deck kommen, falls der Kahn absäuft.«
»Fordern sie Hilfe von Schiffen in der Nähe an?«
»Negativ, und ich bezweifle auch, dass sie das noch tun werden.«
»Das denke ich auch. Ohne Warnung ein Handelsschiff unter Beschuss zu nehmen, verletzt ungefähr fünfzig internationale Schifffahrtsabkommen.«
»Und wie nennst du das, was wir in Bandar Abbas getan haben?«, fragte Max scherzhaft.
»Das war leichter Diebstahl«, meinte Cabrillo lässig, »dafür gibt’s eine Geldstrafe und ein paar Stunden Dienst in einer sozialen Einrichtung.«
In diesem Moment jagten die beiden S-3BS vom amerikanischen Flugzeugträger über die
Oregon
hinweg und gingen auf weniger als hundert Fuß über dem Meer hinunter, während sie das Kilo überflogen. Matrosen warfen sich flach aufs Deck, während der Sog der Düsentriebwerke an ihren Uniformen zerrte.
»Juan, der Pilot der führenden Viking will immer noch mit dir reden«, sagte Hali. »Außerdem empfange ich eine offizielle Aufforderung vom Flugzeugträger, dass wir in Position bleiben sollen. Es ist ein Commander Charles Martin an Bord der
George Washington.
«
»Gib’s mir rüber«, sagte Juan, setzte den Kopfhörer auf und rückte das integrierte Mikrofon zurecht. »Hier ist Juan Cabrillo, Kapitän der MV
Oregon.
Was kann ich für Sie tun, Commander?«
»Kapitän Cabrillo, wir würden gerne ein
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