Sevenheart-3
euch kennen und konnte es nicht ertragen, dass ich mich irgendwann von euch verabschieden muss, denn ich hatte eine Familie in meiner Welt, die auf mich wartete. Also nutzte ich die erstbeste Gelegenheit, um zu fliehen und versuchte damit zu vermeiden, dass ich euch noch mehr in mein Herz einschließe“
Ich machte ein Pause und fragte mich, wie Will das alles wohl empfinden würde. Er erfuhr gerade, dass ich ihn die ganze Zeit belogen und betrogen hatte.
„Als ich floh, starb Enroe wegen mir und der Krieg konnte beginnen. Ich erfuhr viel von der Wahrheit um Tandera und fand heraus, dass Clodagh zurückgekehrt war. Deshalb musste ich zurück. Dann wurde ich von Skar gefangen genommen und schaffte es nur mühsam, ihm zu entfliehen“
Ich sah William in die Augen. Er sah mich mit herzzerreißendem Blick an.
„Das ist die Wahrheit“
Es war aber nur die halbe Wahrheit. Will wusste immer noch nicht, dass ich ihn mit seinem eigenen Cousin betrogen hatte, doch das sollte er auch nicht erfahren. Ciaran hatte mich nur als Spielzeug benutzt und wie eine Puppe weggeworfen, als er mit mir fertig war. Ciaran gehörte mir nicht. Es war auch besser so.
„Wenn du willst, gehe ich jetzt. Dann kannst du in Ruhe darüber nachdenken, was für ein gemeines Stück ich doch bin“
Ich wandte mich zum Gehen, doch ich spürte einen festen Griff um meinen Arm.
„Gebbie, bleib“
Er zog mich wieder zurück.
„Warum hast du mir nicht gleich die Wahrheit gesagt?“
Wills Blick begegnete meinem. Nach allem, was er gerade gehört hatte, sah er mich trotzdem nicht vorwurfsvoll an.
Er sah mich so an, als ob ich das einzige auf der Welt war, was es gab.
„Ich hatte Angst, dass ihr mir nicht glauben würdet und ich hatte Angst, nicht nach Hause zurückzukehren. Will, du musst wissen, dass diese Welt etwas völlig anderes war als das, was ich bisher kannte. Ich war fremd hier, ich war auf mich alleingestellt. Und nach Ciarans Gefangenschaft lernte ich, niemanden an mich heranzulassen. Was aber nicht geklappt hat...“
Nach einem weiteren Blick auf ihn, fügte ich hinzu:
„Als mir bewusst wurde, dass ich Königin von Tandera werde, wenn ich dich heirate, musste ich handeln. Ich konnte keine Königin werden, weil ich diejenige war, die euere Welt am Wenigsten kannte. Ich fühlte mich so, als ob ich hier nicht hingehören würde“
William schüttelte den Kopf.
„Das ist Wahnsinn. Ich kann das nicht glauben“
Er tat mir augenblicklich ungeheuerlich leid.
„Will, ich wollte mich nur bei dir entschuldigen, weil du mir etwas wert bist. Du bist derjenige, der einen Anspruch auf die Wahrheit verdient hat“
Er nickte mir zu. Nun war alles gesagt.
Ich wandte mich erneut zum Gehen. Er hinderte mich wieder daran.
„Warum hat Ciaran dich entführt?“
Ich hatte gewusst, dass ihm daran etwas nicht passte.
„Damit ich Clodagh nicht aus dem Bild holen konnte “
Er nickte leicht.
„Das erklärt auch, warum du mit seinen Waffen gekämpft hast“
Ich ließ den Anflug eines Lächelns erkennen.
„Wenn du sie zu sehen wünschst, kann ich dich zu ihnen bringen“
Ich versuchte, seinen Worten zu folgen.
„Die Zauberer?“
Wieder nickte er.
„Ciaran wurde verraten, also hab ich ihm meinen Schutz angeboten“
Ich lächelte ihn leicht an.
„Danke, aber vorerst wünsche ich ihn nicht zu sehen“
Obwohl sich jeder Faser meines Körpers danach verzehrte, hinderte mich mein Stolz daran.
„Gute Nacht“
Ich fasste an die Türklinke.
„Ich werde dich zu deinem Zimmer begleiten“, sagte er und trat dicht zu mir, um zur Tür zu kommen.
Ich hielt ihm eine Hand an die Brust. Es war zu viel des Guten.
„Nein, Will. Ich werde alleine gehen“
Er stand nahe an mir und sah auf mich herab.
Es war das erste Mal, dass ich wirklich den Drang verspürte, ihn von selbst zu küssen. Ich war mir sogar sicher, dass ich es getan hätte, wenn er noch eine Sekunde länger verharrt hätte.
„Gute Nacht“
Dann hielt er mir die Tür auf und ließ mich durchgehen.
Er ließ mich tatsächlich alleine gehen.
Gegen Morgengrauen wachte ich davon auf, dass jemand an meine Tür klopfte. Ich schwang die Bettdecke zurück, steckte meinen Dolch unter mein Shirt und öffnete die Tür.
Es war eine Wache.
„Guten Morgen, Miss. Ich habe ein Schreiben für Euch“
Der Mann überreichte mir eine Papyrusrolle. Ich nickte ihm zu.
„Danke“
Dann war er verschwunden.
Ich schloss die Tür wieder und rollte das Blatt auf. Mit einer
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