Sevenheart-3
verschwunden und ließ mich mit dem Stück Pergament von William alleine.
Ich ging in mein Zimmer.
Der Vorhang war nach wie vor da, alles stand an seinem Platz, nur Oss fehlte.
Mit einem Seufzer ging ich zu meinem Bett und ließ mich darauf fallen. Ich steckte das Pergament ungeöffnet in meine Hosentasche. Im Moment fühlte ich mich wirklich noch nicht bereit dazu, es zu lesen, auch wenn ich noch so neugierig war.
Ich drückte den Anhänger an meiner Brust und musste an Sunny und Niniel denken.
Was sie wohl gerade machen?
Nach einiger Zeit war mein Kopf erneut von unendlich vielen Gedanken erfüllt, dass ich fast wahnsinnig wurde. Ich musste dringend mit Clodagh oder William reden, doch vorerst entschied ich mich dafür, den ganzen Schmutz und die Anspannung der letzten Tage abzuwaschen.
Während meinem herrlichen Bad störte mich niemand, doch ich hatte auch nicht erwartet, dass sie nach mir suchen würden. Sie dachten, dass ich viel zu wirr im Kopf war und erst einmal mit mir selbst klarkommen musste. Womit sie nicht ganz Unrecht hatten.
Ich zog meinen Pullover, die lange Röhrenjeans und schwarze Stiefel an. Der grüne Anhänger hing selbstverständlich noch um meinen Hals, ich hatte mich noch nicht mal getraut, ihn beim Baden auszuziehen.
Nachdem ich meine Haare gekämmt und zu einem langen Zopf zusammengeflochten hatte, steckte ich meinen Dolch an meine Hose, warf mir meinen Umhang über die Schultern und verließ das Zimmer.
Es war das erste Mal auf dem Schloss, dass ich alleine die Gänge entlanglief. Weder Oss noch Will oder Enroe begleiteten mich. Jedoch stand stattdessen an jeder Ecke eine Wache, die mich aufmerksam beobachtete.
Mein Weg führte mich in das dritte Stockwerk.
Vor dem zweiten Zimmer der rechten Seite blieb ich kurz stehen. Glenna hatte mir einmal erzählt, dass hier Wills Zimmer war.
Zögerlich öffnete ich die Tür, trat hinein und hoffte auf mein Glück.
Ich ging ein paar Schritte ins Zimmer hinein, während ich meinen Blick schweifen lies.
In diesem Teil des Schlosses war ich noch nie gewesen.
Als erstes fiel mir der gewaltige Kamin auf, der eine höchst angenehme Wärme im Zimmer verbreitete. In einer Ecke stand ein dunkler Edelholztisch mit vier außergewöhnlichen Stühlen. Ein wenig weiter befanden sich ein Sofa und einige Bücherregale.
Will war mir mit dem Rücken zugewandt und stand am Feuer. Er schien sehr in Gedanken versunken zu sein.
Vorsichtig ging ich näher zu ihm heran. Sofort drehte er sich um und begegnete meinem Blick.
Seine blauen Augen verrieten hunderte von Emotionen.
Er sagte nichts, sondern sah mich einfach nur einige Augenblicke lang an.
Ich ging langsam auf ihn zu, und bevor er mir irgendetwas vorwerfen konnte, lehnte ich meinen Kopf vorsichtig gegen seine Brust. Er stand immer noch stocksteif da, sagte kein Wort und rührte sich nicht.
Ich fasste mit beiden Armen um seinen muskulösen Körper herum und dachte daran, was für eine großartige Person er war.
„Es tut mir aufrichtig leid, Will“
Die Entschuldigung kam von ganzem Herzen. Ich wusste, dass es egoistisch von mir war, aber ich wollte, dass er mir wieder verzieh. Will war etwas Besonderes für mich. Er saß tief in meinem Herzen.
„Warum bist du von mir geflohen und hast mich alleine gelassen?“, fragte er plötzlich.
Er wich ein paar Schritte zurück und verlangte nach einer Antwort.
„Weil ich nach Hause musste“
Er durchbohrte mich mit seinen Meeresaugen.
„Ich bin nicht Clodaghs Nichte. Ich habe auch keinen Vater hier, der einsam in einem Wald lebt“, erwiderte ich ruhig.
William sagte immer noch nichts, er hörte mir nur mit leerem Blick zu.
„Ich komme aus der Zukunft, Will. Clodagh wurde in ein Bild in meinem Haus verbannt. Sie begann, mir Magie beizubringen und hoffte darauf, dass ich ihr helfen würde, den Fluch zu brechen. Aber nach einiger Zeit wurde ich von Ciaran entführt, der durch das Zeitportal gereist war, und er brachte mich hierher. In eine fremde Welt“
Ich sah zu ihm auf, obwohl ich mich nicht traute, ihm in die Augen zu sehen.
„Ciaran hielt mich so lange in seiner Festung gefangen, bis ich es schaffte, ihm zu entfliehen. Dann traf ich auf dich. Ich wollte nach Hause, aber ich wusste nicht wie. Also ließ ich mich auf das Schloss bringen. Ich begann zu lügen, weil ich euch die Wahrheit nicht sagen konnte. Mein Ziel war es, nach Hause zurückzukehren. Doch ich merkte nicht, dass ich immer mehr ein Teil von dieser Welt wurde. Ich lernte
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