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Sex and the Office

Sex and the Office

Titel: Sex and the Office Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Sternberg
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geleitete, stand Ulrike Burbach vor der Tür, die Hand zum Klopfen gehoben. »Die Einschaltquoten von letzter Woche.« Sie überreichte ihm eine mit Zahlen bedruckte Liste und machte auf dem Absatz kehrt, als ich erneut niesen musste und sagte: »Ich bin eigentlich nur in die Redaktion, um …«
    »Gütiger Himmel, wer hat die denn reingelassen?«, fiel mein Chef mir ins Wort und war plötzlich zur Salzsäule erstarrt.
    »Wer ist das?«, fragte ich, seinem Blick zum Flur folgend, durch den in diesem Moment eine schlanke Frau meines Alters mit pflaumenfarbenem Pagenkopf und dunkel umrandeten Augen im Stechschritt in unsere Richtung gestakst kam.
    »Die letzte Person, die ich hier sehen will«, gab Leon Wenzel zur Antwort.
    Ich kam nicht ganz mit.
    »Ist eine ehemalige Praktikantin, genau genommen ist sie Ihre Vorgängerin«, sagte er knapp. »Leider will sie partout nicht wahrhaben, dass ihre Zeit bei NEWS direct vorbei ist.« Kopfschüttelnd zog er Luft durch die Zähne. »Ich weiß ja, wie schwer es heutzutage sein muss, einen Job zu finden, aber leider besitzt sie die Auffassungsgabe einer Heftklammer.« Er seufzte und schob eilends hinterher: »Ich wollte mir ohnehin gerade etwas aus der Cafeteria holen. Möchten Sie auch etwas?«
    »Ich? Äh, nein. Eigentlich wollte ich nur …«
    »Gut, dann sehen Sie zu, dass diese Plage hier weg ist, wenn ich zurück bin!«
    »Ich?«
    »Und halten Sie die bloß von meinem Büro fern!« Fluchtartig verschwand er, ehe ich etwas erwidern konnte. Was, zum …?
    »Wo ist er denn plötzlich hin?«, erkundigte sich meine Vorgängerin mit den pflaumenfarbenen Haaren, als ich sie Momente später an der Türschwelle zu Wenzels Büro abpasste.
    »Wen meinst du?«, fragte ich, mehr um Zeit zu schinden, bis ich einen Plan hatte.
    »Na, Leon Wenzel – der war doch eben noch hier.«
    Scheinheilig hob ich die Schultern. »Wie es aussieht, hast du ihn gerade verpasst«, erklärte ich und schnäuzte in ein Taschentuch.
    »Du weißt aber nicht zufällig, wohin er wollte?«
    »Ich glaube, er wollte ins Außenstudio nach Potsdam«, brachte ich unter meinem Taschentuch hervor.
    »Nach Potsdam …«, wiederholte sie mit zusammengezogenen Brauen und spähte mit ihren schwarz umrandeten Augen neugierig über meine Schulter hinweg in sein Büro. Demonstrativ schloss ich die Tür hinter meinem Rücken. »Die S-Bahn nach Potsdam fährt gleich um die Ecke am Bahnhof Friedrichstraße ab«, tat ich hilfsbereit.
    Ihre Miene erhellte sich. »Dank dir.«
    »Gern geschehen«, sagte ich und verbarg ein Grinsen. Und schon lief sie zurück zu den Aufzügen. Zumindest dachte ich das. Moment mal, was soll das denn jetzt?! Ich traute meinen Augen kaum, als ich sah, wie sie an meinem Schreibtisch haltmachte und hastig die Schubladen durchwühlte.
    »Das ist zufälligerweise mein Schreibtisch!«, blaffte ich, als ich sie eingeholt hatte, und stemmte die Hände in die Hüfte. »Was hast du da zu suchen?«
    Sie brachte ein ertapptes Lächeln zustande und straffte sich. »Ich habe mein Ladegerät vergessen, von meinem Handy.«
    Warum wurde ich das Gefühl nicht los, dass sie etwas mit dem Kuvert zu tun hatte, das ich in meinem Büroschreibtisch gefunden hatte? Doch ehe ich sie darauf ansprechen konnte, war sie bereits im Aufzug verschwunden. Zugegeben, ich war nicht gerade stolz darauf, was ich gerade getan hatte, und ganz bestimmt nicht scharf darauf gewesen, Wenzels Bodyguard zu spielen, doch wenn es darum ging, lästige Mitbewerber loszuwerden, machte ich gerne eine Ausnahme. Tobi kreuzte bei seinem allmorgendlichen Postrundgang mein Blickfeld, da fiel mir noch etwas anderes ein. Ich wartete, bis er seinen Postwagen an meinem Schreibtisch vorbeischob, und fragte: »Hast du in der Mittagspause schon was vor?«
    »Äh, meinst du mich?«, fragte er und blickte sich irritiert um.
    Ich nickte.
    »Bisher nicht, warum?«
    »Gut, dann lass uns auf dem Dach treffen. Es gibt da etwas, worüber ich mit dir reden muss.«
    »Ist sie weg?«, fragte Leon Wenzel, als er einige Zeit später mit einem Croissant in der Hand zurückkam.
    »Auf dem Weg nach Potsdam«, brachte ich schniefend hervor.
    »Gute Arbeit«, sprach er mit vollem Mund. »Sie glauben ja gar nicht, wie penetrant diese Jenny ist.«
    Ich kniff die Augen zusammen. »Ihr Name ist Jenny?«
    Er nickte. »Jenny Schmidt. Warum fragen Sie?«
    Abwesend sah ich durch ihn hindurch, als mir die Initialen J. S. auf dem Kuvert in den Sinn kamen, das offenbar von größerer

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