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Sex and the Office

Sex and the Office

Titel: Sex and the Office Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Sternberg
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Bedeutung war, als ich angenommen hatte.
    »Ach, schon gut …«, murmelte ich und musste abermals niesen.
    »Sie sind doch nicht etwa erkältet?«, fragte Leon Wenzel und reichte mir ein Taschentuch.
    Ich unterdrückte ein Husten. »Um ehrlich zu sein …«
    »Dann müsste ich nämlich jemand anderen für das Cooper-Interview heute Abend finden«, unterbrach er mich erneut. »Franziska hat sich den Magen verdorben, dabei hat die Ärmste sich schon so auf das Interview gefreut.«
    Kurz glaubte ich, mich verhört zu haben. »Ich soll heute auf der Premiere das Interview mit Adrien Cooper führen?«
    Mein Chef nickte zustimmend.
    Volltreffer! Das war meine Chance, endlich unter Beweis zu stellen, was in mir steckt! Und so viel stand fest: Franziska würde vor Neid platzen und mir im Bauch-Beine-Po-Kurs so schnell keine mitleidigen Blicke mehr zuwerfen.
    »Meine Assistentin wird Ihnen dann die Einzelheiten mailen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, ich muss zu einem Meeting«, sagte er und ging in sein Büro. Momente später lief er mit seiner Golftasche an meinem Schreibtisch vorbei und drehte sich auf dem Flur noch einmal nach mir um. »Ach, und, Charlotte – vermasseln Sie es nicht wieder.«
    »Keine Sorge«, gab ich mit einem kessen Augenzwinkern zurück, »dieses Mal können Sie sich auf mich verlassen.«
    Kaum war mein Chef außer Sichtweite, setzte mein Husten wieder ein. O nein, du wirst jetzt nicht krank – den Gefallen tust du Franziska nicht! Ich schnäuzte erneut ins Taschentuch, da kreuzte Ulrike Burbach meinen Weg.
    »Charlotte, da sind Sie ja endlich – die hier müssen in chronologischer Reihenfolge sortiert werden«, befahl sie und legte, nein schleuderte einen Stapel Tapes auf meinen Schreibtisch. »Los, los! Worauf warten Sie noch?« Sie tippte sich aufs Handgelenk. »Das muss bis zum Mittag erledigt sein.«
    Hilflos ließ ich mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen. Bei dem Anblick der vielen Bänder fühlte ich mich noch elender als zuvor.
    Leider verbesserte sich mein Zustand auch nach getaner Arbeit nicht im Geringsten. Im Gegenteil, mir lief die Nase, meine Kehle kratzte vom vielen Husten wie Schmirgelpapier, und meine Augen waren gläsern, als hätte ich etwas geraucht. Doch eine echte Paul kennt keinen Schmerz! Ich zückte mein Handy und wählte die Nummer meines Mitbewohners. Nach dem achten Klingeln hob er endlich ab. »Max, du musst mir helfen … – was? Nein, jetzt vergiss mal deine blöden Chakren.« Schließlich überredete ich ihn, mir auf dem Weg zu seinem Meditationskurs eine Hand voll Pillen aus seinem »Schatzkästchen« vorbeizubringen, womit der Schuhkarton unter seinem Bett gemeint war. Darin befand sich neben diversen Aufputschmitteln allerlei illegales Zeug, das angeblich Wunder wirkte. Und siehe da, Max hatte nicht zu viel versprochen.
    Zwar strotzte ich nicht gerade vor Vitalität, doch als ich mich am frühen Abend auf den Weg zur Filmpremiere machte, fühlte ich mich schon deutlich besser. Hochmotiviert stieg ich am Potsdamer Platz aus dem Taxi und steuerte zwischen einer Vielzahl Kamerateams, Groupies und Security-Menschen auf den roten Teppich zu, auf dem sich mehr oder weniger bekannte Gesichter der deutschen Fernsehlandschaft tummelten. Ich war ja nie der Typ gewesen, der gerne im Rampenlicht stand – nicht dass ich je die Chance dazu bekommen hätte. Davon abgesehen hatte man optisch durch eine Fernsehkamera automatisch ein paar Kilogramm mehr auf den Rippen. Und wer wollte schon ständig den Bauch einziehen? Plötzlich wurde hysterisches Gekreische laut. Adrien Cooper lief in zerrissener Jeans, Lederjacke und lässig ins Gesicht gezogenem Hut über den roten Teppich und gab im Blitzlichtgewitter der Fotografen Autogramme, während ein regelrechtes Bombardement an Stofftieren einsetzte. Kreisch. In heller Vorfreude auf das Interview, das im Anschluss an die Filmvorführung stattfinden würde, begab ich mich in das Foyer des Kinos und reihte mich in die Schlange vor dem Presse-schalter ein. Die Vorstellung fing in fünf Minuten an, und mir wurde ganz schwindelig, als ich sah, wie lang die Schlange war. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet, aber Zeit-management war eben noch nie meine Stärke. Geht das denn hier nicht schneller? Ich schnäuzte in mein Taschentuch und blickte immerzu ungeduldig auf die Uhr. Mister Superstar war inzwischen samt Entourage im Kinosaal verschwunden, und wenn ich nicht bald an die Reihe käme, verpasste ich noch den Anfang des

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