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Sex and the Office

Sex and the Office

Titel: Sex and the Office Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Sternberg
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zum Konferenzraum und öffnete die Tür. »Guten Morgen allerseits«, gab ich mich gut gelaunt und hielt nach einem freien Platz Ausschau. Ulrike Burbach, die mir mit dem Rücken zugewandt stand, drehte sich nach mir um. »Na, Sie haben vielleicht Nerven, hier noch mal aufzukreuzen.«
    Ich verstand nicht ganz. Doch als mein Blick zu dem gigantischen Flatscreen schweifte, auf dem wir uns stets die Sendung vom Vortag ansahen, spürte ich, wie ich rot anlief, und hatte augenblicklich das Gefühl, dass die Wände im Konferenzraum auf mich zukämen. Leugnen war zwecklos. Ich war erledigt. Die Giftspinne stand mit der Fernbedienung in der Hand neben dem übergroßen Monitor und spulte immer wieder die letzte Szene meines Interviews ab, um mein peinliches Malheur zur Schau zu stellen. Es war die reinste Folter. Erst jetzt bemerkte ich, dass auch Franziska unter den Anwesenden war und mit einem diabolischen Grinsen in meine Richtung starrte. Na toll, nach meinem verpatzten Interview war die Aerobic-Ziege auf dem besten Weg, sich das Volontariat unter ihre french-manikürten Nägel zu reißen. Sie saß direkt neben Claudia Krüger, die mit angespannter Miene etwas in ihren Blackberry eintippte. Noch ehe ich einen weiteren Gedanken fassen konnte, sprach Ulrike Burbach plötzlich die magischen drei Worte aus: »Sie sind gefeuert!«
    »Was?! Aber, was soll ich denn jetzt machen?«
    Die Giftspinne lachte gehässig auf. »Vielleicht wäre es für Sie besser, wenn Sie Kontakt zu einem Headhunter aufnehmen würden.«
    »Als Praktikantin?«
    Sie spannte ihre Lippen zu einer dünnen Linie. »Das war ein Scherz. Dieses Mal wird Ihnen auch Ihre Affäre mit Leon Wenzel nichts nützen.«
    Ich? Eine Affäre? Mit Leon Wenzel?
    Ein Tuscheln wurde laut.
    Ich stand da wie gelähmt.
    »O bitte, spielen Sie jetzt nicht das Unschuldslamm«, setzte Ulrike Burbach meinen fragenden Blicken entgegen und erklärte vor versammelter Belegschaft: »Ich habe zufällig mitbekommen, wie er Ihnen Ihr Armband zurück gegeben hat, das Sie, ›bei was auch immer‹, in seinem Wagen verloren haben.«
    »Aber, das ist nicht wahr! Ich habe keine Affäre mit Leon Wenzel!«
    Das Tuscheln wurde lauter, und ein Dutzend Augenpaare waren auf mich gerichtet, während ich mich um Kopf und Kragen redete. »Wir waren bei dieser Vernissage. Und dann waren wir auf diesem abgelegenen Parkplatz und …« Ich brach ab, als ich begriff, wie verfänglich meine Worte klingen mussten. Plötzlich wurde ein verhaltenes Räuspern hinter mir laut. Ich drehte mich um. Leon Wenzel stand in der Tür zum Konferenzraum. Zu meinem Entsetzen hatte er eine Boulevardzeitung unter dem Arm, und wir alle wussten, was darin stand.
    »Ruhe, bitte! Wenn ich einen Moment um eure Aufmerksam bitten dürfte!«
    Als er sich mir unter den hämischen, schadenfrohen Blicken der Anwesenden zuwandte, drehte sich mir fast der Magen um.
    »Charlotte, Sie sind ein Genie!«, sagte er und klopfte mir anerkennend auf die Schulter.
    Völlig perplex starrte ich ihn an und verstand überhaupt nichts mehr.
    »Im Foyer warten Kamerateams und Horden von Reportern, um die Frau zu interviewen, die den begehrtesten Mann Hollywoods vor laufender Kamera … na, Sie wissen schon.« Er legte eine Kunstpause ein und wandte sich mit einem breiten Lächeln den Mitarbeitern zu: »Ich bin extra früher zurückgereist, um zu verkünden, dass wir Rekordeinschaltquoten haben – jeder will Charlottes oscarverdächtigen Auftritt sehen!«
    Sämtliche Köpfe drehten sich zu mir um. Peinlich berührt zuckte ich die Achseln. »Heißt das, ich bin wieder eingestellt?«
    »Soll das ein Witz sein? Na los, an die Arbeit, geben Sie den Reportern da draußen die Charlotte, die sie verdienen – oder wollen Sie hier Wurzeln schlagen?«, fragte er mit gespielter Schroffheit. »Und vergessen Sie nicht zu erwähnen, für welchen Sender Sie arbeiten.«
    Ich gestattete mir ein Lächeln. »Okay.« Ich schnäuzte kräftig in ein Taschentuch und warf einen schadenfrohen Blick zu Franziska und der Giftspinne.
    Der Kampf um das Volontariat war soeben in die zweite Runde gegangen …

14
    In den darauffolgenden Tagen war ich gefragt wie nie zuvor. Kaum zu glauben, aber ich bin sogar von wildfremden Leuten auf der Straße angesprochen worden. Das war fast schon unheimlich. Doch nichts ist so alt wie eine Schlagzeile von gestern, und so flaute auch der Hype um meine Person ebenso schnell wieder ab, wie er gekommen war. So konnte ich mich wenigstens wieder auf

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