Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sex and the Office

Sex and the Office

Titel: Sex and the Office Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Sternberg
Vom Netzwerk:
mir die frohe Botschaft mitzuteilen? Oder aber ein schlechtes, da er diese für alle Beteiligten unangenehme Situation schnellstmöglich hinter sich bringen wollte? Bemüht, meine Nervosität zu verbergen, kam ich hinter meinem Schreibtisch hervor und schritt auf das Büro zu. Rücken gerade, Brust raus. Obwohl ich bereits unzählige Male in derartigen Situationen gewesen war, hatte ich die leise Ahnung, dass nun endlich einmal ich diejenige sein würde, die ihre enttäuscht dreinblickende Mitstreiterin mit einem bemitleidenden Lächeln und den Worten »Jemand wie du findet sicher bald etwas Neues« verabschiedete. Leon Wenzel saß selbstzufrieden in seinem Chefsessel und drehte einen Kugelschreiber zwischen den Fingern. Angestrengt studierte ich seinen Blick, doch nichts in seiner Miene verriet, was in ihm vorging. Ich holte tief Luft, legte ein strahlendes Lächeln auf und schloss die Tür hinter mir. Nachdem mein Chef mich in einer zehnminütigen Vorrede über den grünen Klee gelobt hatte, verstand ich die Welt nicht mehr. Immer wieder hatte er betont, wie sehr er meine Bemühungen bei NEWS direct in den vergangenen zwei Monaten zu schätzen gelernt habe … et cetera, et cetera … ich zweifelsfrei durch unkonventionelle Interviewmethoden aufgefallen sei … et cetera, et cetera … und ihm die Entscheidung nach Rücksprache mit der Personalabteilung nicht leichtgefallen sei … et cetera, et cetera … er mir nun aber mit Bedauern mitteilen müsse, dass die Wahl auf Franziska gefallen sei, da diese besser ins Team passe. Ich stand da wie gelähmt. Auf Franziska?! Die Nachricht zog mir jeglichen Boden unter den Füßen weg, und es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich wieder halbwegs gefasst hatte. Da half es auch nichts, dass Leon Wenzel als kleine Wiedergutmachung sein Angebot aufrechterhielt, ihn nach Venedig zu begleiten. Zum Teufel mit den Filmfestspielen! Während ich kürzlich noch der amtierende Star der Redaktion gewesen war, hatte mein vermeintlicher Höhenflug soeben mit einer herben Bruchlandung geendet. Mit Tränen der Wut und Enttäuschung in den Augen rauschte ich aus der Redaktion. Noch im Aufzug kam mir alles um ich herum so unwirklich vor, und ich erinnerte mich nicht, wann ich mich so leer gefühlt hatte. Mein Handy kündigte eine SMS an.
    Wie ist es gelaufen? Soll ich schon mal den Sekt kalt stellen? Max
    Traurig antwortete ich, in meiner gegenwärtigen Verfassung etwas Hochprozentigeres als Sekt vertragen zu können, und beschloss, auf dem schnellsten Weg nach Hause zu fahren. Max hatte die Höhen und Tiefen meines Praktikums hautnah miterlebt und war der Einzige, mit dem ich jetzt reden wollte.

16
    Als ich eine gute halbe Stunde später zu Hause ankam, war alles still. Kein Mensch war daheim, und Max’ Handy war ausgeschaltet. Wahrscheinlich saß er in der U-Bahn und hatte keinen Empfang, überlegte ich und entschied, auf ihn zu warten. Mutter hatte angekündigt, den Tag im Spa zu verbringen, und in meiner Verzweiflung ertappte ich mich dabei, wie ich mir wünschte, sie wäre mir nur dieses eine Mal eine Schulter zum Anlehnen . Ich streifte meine Turnschuhe im Flur ab und ließ meine Tasche auf den Boden plumpsen, da nahm ich plötzlich einen eigenartigen Geruch wahr. Erst beinahe unmerklich, dann immer deutlicher. War das Rauch? Wie ein Spürhund, der Fährte aufgenommen hatte, schnupperte ich in die Luft und folgte dem Geruch zu Max’ Zimmer. Die Tür war verschlossen und jeder, der schon einmal mit jemandem zusammengewohnt hat, mit dem man nicht das Bett teilte, weiß, dass das Zimmer des anderen tabu war. Hin- und hergerissen starrte ich auf Max’ Zimmertür. Was, wenn es sich etwa um einen Kabelbrand handelte? Zwar hatte ich mal einen One-Night-Stand mit einem Feuerwehrmann, aber deshalb noch lange keinen Schimmer, ob Kabelbrände nicht längst ein Relikt vergangener Jahrhunderte waren. Wenn nicht, wäre es womöglich nur noch eine Frage der Zeit, bis der ganze Häuserblock infolge einer Kettenreaktion in die Luft fliegen würde! Ich musste handeln, und zwar schnell! Todesmutig stieß ich die Tür auf und wollte eben ins Zimmer stürmen, da blieb ich wie vom Donner gerührt auf der Türschwelle stehen. Max. Und meine splitternackte Mutter. Sie auf allen vieren auf dem Bett. Er hinter ihr wie ein räudiger Köter. Es dauerte eine Sekunde, ehe die Bilder meinen Verstand erreichten. Mit einem Kabelbrand hatte das glimmende Räucherstäbchen, das ein Loch in seinen Schaffellvorleger

Weitere Kostenlose Bücher