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Sex and the Office

Sex and the Office

Titel: Sex and the Office Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Sternberg
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und öffnete pflichtbewusst das Fenster, um einer Standpauke von Max wegen unerlaubten Rauchens auf dem Zimmer zu entgehen. Ich trat ans Fenster und starrte mit leerem Blick zum alten Lipkovski hinüber. Er stand am Fenster und kraulte seinen fetten Kater. Als sich unsere Blicke trafen, hatte ich schon fast die Hand zum Winken gehoben, da war er es, der kopfschüttelnd die Vorhänge zuzog. Einmal mehr wurde mir klar, dass ich mein Leben umkrempeln und neu anfangen musste. Wenn ich doch bloß gewusst hätte, wie? Ein weiteres Praktikum stand für mich außer Frage. Zudem hatte ich von allen Chefs, Kollegen und überhaupt allen Männern dieser Welt die Nase gestrichen voll.
    »Vielleicht sollte ich wieder nach Hause ziehen«, überlegte ich laut, als ich gegen Mittag mit Valerie skypte, die inzwischen aus der Charité entlassen worden war, zurück ins Rheinland gegangen war und vorübergehend in ihrem alten Zimmer im Haus ihrer Eltern wohnte. Seit ihrer Entlassung skypten wir beinahe täglich, während Becks unseren Chats nur noch sporadisch beiwohnte. Arme Becks, gerade war es ihr gelungen, ihren Konkurrenten Pedro auszustechen und endlich die hart umkämpfte Festanstellung zu ergattern, da hatte ihre Chefin verkündet, dass die Möbelmanufaktur pleite war. Inzwischen war Becks einer radikalen Tierschutzorganisation in Frankreich beigetreten und sendete bloß noch Postkarten, aus Angst, man könnte ihren Aufenthaltsort während eines Video-Chats orten. Die gute Nachricht war: Becks hatte in ihrer letzten Postkarte dezent angedeutet, demnächst nach Berlin zu kommen. Alles streng geheim, versteht sich.
    »Du willst wirklich hinwerfen?«, fragte Valerie entsetzt, während ich den Blick weiter auf den Monitor gerichtet hielt. »Und was ist aus der Charly geworden, für die ›Kapitulation‹ ein Fremdwort war?«
    Mir entwich ein schwerer Seufzer, während ich mir mit dem Ärmel meines Pyjamas eine Träne wegwischte. »Ich bin fertig mit Praktika, genauso wie mit David Neuhofer, Privatsendern und dieser Stadt – ich will das alles einfach nur hinter mir lassen«, erklärte ich.
    »Mmh …«, gab Valerie sich wenig begeistert. »Wirst schon wissen, was du tust.«
    Ich nickte und schlurfte nach unserem Gespräch mit hängenden Schultern in die Küche, um mir einen Becher Eiscreme zu holen. Doch selbst mein heißgeliebtes Häagen-Dazs schmeckte dieser Tage genauso fad wie alles andere. Max kam in die Küche. Zu meinem Erstaunen trug er nicht nur eine passable Jeans, sondern auch ein frisch gestärktes Hemd. Seine Haare waren geradezu ordentlich nach hinten gekämmt. Sehr verdächtig. Obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, ihn nach seinem »therapeutischen« Intermezzo mit meiner Mutter noch eine Weile um Vergebung betteln zu lassen, war ich inzwischen heilfroh, das Kriegsbeil begraben zu haben. Einen Freund konnte ich jetzt mehr denn je gebrauchen. Doch was hatte dieser Aufzug zu bedeuten? Misstrauisch folgte ich ihm mit meinen Blicken zum Kühlschrank.
    »Ja, ich weiß, bin diese Woche dran …«, gab ich mürrisch von mir, als er einen Blick in den leeren Kühlschrank warf. Max verschränkte die Arme vor der Brust und machte ein besorgtes Gesicht. »Sag bloß, du trägst diesen Pyjama immer noch?«
    »Kann schon sein«, antwortete ich zwischen zwei Löffeln Eiscreme.
    »Komm schon, Charly, du läufst damit schon seit über einer Woche herum.«
    »Ist das etwa verboten?« Mir stand wahrlich nicht der Sinn danach, mich auf eine Diskussion über meinen Pyjama einzulassen. »Vielleicht verrätst du mir mal lieber, wo mein Mitbewohner abgeblieben ist«, setzte ich mich mit einem Blick auf sein Outfit zur Wehr.
    »Vor dir steht vielleicht schon bald der Leiter von Mitte-Yoga«, verkündete Max stolz. »Drück mir die Daumen, ich habe gleich das Vorstellungsgespräch.«
    Ich rang mir ein Lächeln ab. »Na, dann viel Glück«, sagte ich und stocherte weiter in meinem Becher Macadamia Nut Brittle. Na toll, sogar Max hatte eine Karriere in Aussicht.
    »Nimm’s mir nicht übel, Charly – aber ich mache mir allmählich Sorgen um dich«, sagte er dann, »weißt du schon, wie es weitergehen soll? Ich will ja nicht drängeln, aber die Miete wird bald fällig – und da du ohnehin schon im Rückstand bist, dachte ich, es wäre vielleicht an der Zeit, dass du dir einen Job suchst.«
    Bestürzt blickte ich auf.
    »Ich meine es ja nur gut«, sagte Max und schob mir die Zeitung mit den Stellenanzeigen über den Tisch. »Wirf doch

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