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Sex and the Office

Sex and the Office

Titel: Sex and the Office Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Sternberg
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wenigstens mal einen Blick rein.«
    »Na schön«, murmelte ich, wenngleich ich keine Sekunde vorhatte, mich tatsächlich zum tausendsten Mal den Stellenanzeigen zu widmen.
    »Ach, Charly …«, sagte er noch und drehte sich beim Verlassen der Küche noch einmal auf der Türschwelle um.
    »Ja?«
    »Dusch doch bitte mal.«
    Stöhnend verdrehte ich die Augen und wandte mich wieder meiner Eiscreme zu. Kaum war Max weg, roch ich an meinen Achseln. Ich rümpfte die Nase. Waschen konnte tatsächlich nicht schaden. Ich blieb noch eine Weile sitzen und starrte auf die Zeitung. Obwohl sich alles in mir dagegen sträubte, musste ich einsehen, dass Max recht hatte. Zudem war mein Konto ebenso leer wie unser Kühlschrank. Wie hätte ich auch ahnen sollen, dass Mutter mich beim Wort nehmen würde, als ich nach ihrem Schäferstündchen mit Max großschnäuzig verkündet hatte, fortan getrost auf ihre monatlichen Schecks verzichten zu können? Kurz dachte ich daran zurückzurudern und sie ein letztes Mal um eine kleine Finanzspritze anzubetteln, verwarf den Gedanken aber schnell wieder. Lieber stellte ich mich freiwillig als Proband für die Pharmaindustrie zur Verfügung! Widerwillig schnappte ich mir die Zeitung und schlug sie auf. Bei einem Blick auf die Stellenanzeigen spürte ich plötzlich, wie sich mir der Magen zusammenzog. Schon allein der Gedanke daran, wieder irgendwo ganz unten als Praktikantin anzufangen, stieß mir übel auf. Ich beschloss, meine Energie vorerst darauf zu verwenden, mir schnellstmöglich einen Teilzeitjob zu besorgen, ganz gleich, ob als Tellerwäscher, Dogwalker oder Putzhilfe. Alles, bloß kein weiteres Praktikum. Da stieß ich unverhofft auf eine vielversprechende Anzeige:
    Für unser Café im Prenzlauer Berg suchen wir ab sofort eine/n sympathische/n und aufgeschlossene/n Kellner/in. Verdienst variabel. Auch Quereinsteiger möglich.
    Na bitte, das wäre doch immerhin ein Anfang! Und hey, nicht nur George Clooney und Matt Damon hatten eine Schwäche für Kellnerinnen. Ich duschte und machte mich auf den Weg zum Café, um mein Glück zu versuchen.

29
    Eine Stunde später
    Das Café Foxy befand sich inmitten angesagter Kneipen und trendiger Boutiquen. Elektronischer Beat drang in gemäßigter Lautstärke aus den Boxen, und an den schätzungsweise fünfzehn Tischen saßen coole Laptopbesitzer und Mütter mit superschicken Kindern. Na dann mal los . Nach einer kurzen Unterredung mit dem Inhaber, bekam ich die Chance, mein Können an einem Probetag unter Beweis zu stellen, und kaum fünf Minuten nach meiner Ankunft hatte ich bereits eine Schürze um.
    »Wat stehste denn noch so rum? Dit hier muss an Tisch sechs gebracht werden – und zwar dalli!«, rief mir ein tätowierten Glatzkopf durch die Durchreiche zur Küche zu und deutete mit einer unwirschen Handbewegung zu den Speisen und Getränken, die darauf warteten, serviert zu werden.
    »Klar doch«, sagte ich, ohne mir meine Verunsicherung anmerken zu lassen. Ich wusste zwar, wie man Kaffee kocht, hatte aber in meinem Leben noch nie gekellnert. Aber mal ehrlich, wie schwer konnte das schon sein? Mit angehaltenem Atem manövrierte ich noch etwas ungeübt ein Tablett mit zwei Tofu-Burgern, drei Hähnchenbrust-Salaten und fünf randvollen Soja-Latte durch die Menge. Bis auf einen übergeschwappten Macchiato kam alles unbeschadet an. Bei den nachfolgenden Bestellungen gelang es mir zwischen Abkassieren, Tischabwischen und Servieren sogar, das Tempo zu erhöhen, so dass Zeit für eine Zigarettenpause im Hinterhof blieb. Nicht dass ich wieder mit dem Rauchen angefangen hätte. Ich sinnierte gerade darüber nach, wie viele Stunden ich monatlich kellnern müsste, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, da drang die schroffe Stimme des Glatzkopfs durch das Fenster zur Küche: »Charly, wo bleibst du denn?«
    »Bin ja schon da.« Hastig trat ich die Zigarette aus und wollte mich eben wieder an die Arbeit machen, da erblickte ich an einem der hinteren Tische eine gewisse Person, die ich längst aus meinem Gedächtnis gestrichen haben wollte. Er blätterte in einer Ausgabe des National Geographic und nippte an einem Glas Cola. Rasch wandte ich den Blick ab, als hätte ich ihn nicht gesehen. Obwohl ich mir Mühe gegeben hatte, mir das Gegenteil einzureden, löste sein Anblick noch immer Herzklopfen bei mir aus.
    »Tisch neun will bestellen, worauf wartest du noch?«, meckerte die Glatze.
    Ganz ruhig, Charlotte, jetzt bloß nicht die Nerven verlieren! Wie es

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