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Sex for One

Sex for One

Titel: Sex for One Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Dodson
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Doppelmoral.
    Männer werden von der Gesellschaft weiterhin bestätigt,
    wenn sie sexuell aktiv, unabhängig und erfahren sind,
    während man von Frauen erwartet, sexuell passiv, abhän-gig und unerfahren zu sein. Sie sind auf nichtsexuelle,
    helfende Rollen fixiert und suchen eher Sicherheit statt
    neue Erfahrungen und sexuelle Befriedigung.
    Frauen werden gezwungen, sich dieser Doppelmoral zu
    fügen, indem man ihnen sexuelle Kenntnisse vorenthält.
    Man verweigert ihnen den eigenen Körper, und so haben sie
    keine Möglichkeit, ihre sexuellen Reaktionen zu entdecken
    und zu entwickeln. Schon früh verbietet man Frauen, ihre
    Sexualorgane zu berühren, indem man ihnen mit himmli-schen oder wirklichen Strafen droht. Informationen über
    die Klitoris werden zurückgehalten, und man vermittelt
    ihnen, daß die weiblichen Genitalien minderwertig seien;

    der Hauptwert einer Frau liege darin, fruchtbar zu sein und
    dem Mann sexuelle Lust zu verschaffen. Ohne eigene sexu-elle Lust empfindet eine Frau ihre Genitalien bald als absto-ßend, als ständige Quelle von Unbehagen und Scham. Diese
    sexuelle Unterdrückung trägt vor allem dazu bei, die Frau in
    der traditionellen Rolle zu halten.
    Das Schlimmste an diesem System ist, daß wir Frauen
    schließlich die männliche Definition von »normaler« weib-licher Sexualität akzeptieren. Man bringt uns bei, daß es
    zwei Kategorien von Frauen gibt, die Madonna und die
    Hure, womit alle nonkonformen Frauen gesellschaftlich
    geächtet werden. Wenn wir die Masturbation und offene

    Zurschaustellung gesunder weiblicher Sexualität ablehnen,
    zementieren wir weiterhin das Podest der nächsten Gene-ration von Moralpredigern. Dieses Rollenverständnis der
    Frau ist die notwendige Stütze für das Patriarchat und seine
    Sittenpolizei.
    Betroffen erkannte ich das volle Ausmaß, wie Frauen in
    geschlechtslose Mütter und zahme Haussklaven verwandelt
    worden waren. Angesichts der Ungeheuerlichkeit des ange-richteten Schadens rief ich alle Frauen an, die ich kannte,
    und fragte sie, ob sie gern masturbierten. Wenn sie bejah-ten, ermutigte ich sie, weiterzumachen, und wenn sie ver-neinten, schlug ich vor, sofort damit anzufangen. Das war
    meine erste Telefonkampagne für die sexuellen Rechte der
    Frauen.
    Eines dieser Gespräche führte ich mit meiner Mutter. Sie
    war damals neunundsechzig und seit mehreren Jahren
    verwitwet. Ich kam gleich auf den Punkt: »Mutter, mastur-bierst du?« Pause. Dann antwortete sie: »Aber Betty, natür-lich nicht! Für so was bin ich zu alt.« Ich legte sofort los über
    die Verbindung zwischen Gesundheit und Orgasmen. Sie
    könnte es doch als Fitneßübung betrachten, damit die vagi-nale Schleimhaut feucht, die Hormone tätig und der Uterus
    in Form blieben. Außerdem könne man danach wunderbar
    entspannen und schlafen. Vielleicht würden dadurch auch
    ihre Kreuzschmerzen verschwinden. Sie könne es doch
    einfach so aus Spaß probieren!
    Dieses Mal dauerte die Pause noch länger.
    »Schatz, ich weiß nicht. Das klingt ja alles ganz vernünf-tig. Du hast immer so ausgefallene Ideen, aber vermutlich
    hast du dieses Mal recht.«
    Unser nächstes Telefongespräch zwei Wochen später
    war wunderbar! Ja, sie hatte bis zum Orgasmus mastur-biert. Es sei sehr angenehm gewesen, und anschließend
    habe sie sehr gut geschlafen. Dann kicherte sie und meinte,
    aber mit der »wahren Sache« könne man das nie verglei-chen.
    Dieses Gespräch war der Anfang eines Dialogs über Se-xualität, der fast zwanzig Jahre lang eingeschlafen gewesen
    war. Nun gehörte auch Sex zu unseren Gesprächsthemen,
    und wir tauschten Informationen über Masturbation aus
    und erzählten uns Geschichten. Sie hatte als Kind regelmä-ßig masturbiert. Am Beginn ihrer Freundschaft mit meinem
    Vater hatte sie nach den Treffen oft masturbiert, weil sie so
    erregt war. So bewahrte sie ihre Jungfräulichkeit bis zur
    Hochzeitsnacht. Nach der Hochzeit tat sie es nie wieder.
    Eine Überraschung hatte sie für mich: sie erinnerte sich,
    wie ich als Fünfjährige auf dem Rücksitz des Autos mastur-biert hatte, als wir nach Kalifornien fuhren. Damals hatte
    ich nicht an den Rückspiegel gedacht und keine Ahnung,
    daß sie es gemerkt hatte. »Warum habt ihr mich nicht
    unterbrochen?« — »Du hattest Spaß, und ich wollte dich
    nicht stören. Es war eine so lange Fahrt.« Sie verband
    Masturbation mit harmlosen Kindheitsspielen. Ich war ihr
    sehr dankbar.
    Einmal fragte ich sie, ob sie mit ihren Freunden

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