Sex for One
platonische Freunde.
Allmählich entwickelte sich zwischen uns eine sexuelle
Gemeinsamkeit, die uns beiden Spaß machte. Lauras ka-tholische Erziehung hatte ihr die Sexualität gründlich ver-dorben. Erst vor kurzem hatte sie gelernt, durch Masturba-tion einen Orgasmus zu bekommen. Zuerst hatten wir beide
Angst, wenn wir Oralsex praktizierten. Laura stand unter
Druck zu kommen, wenn ich es bei ihr machte, und ich
machte mir Sorgen, daß ich zu lange brauchte, wenn sie an
der Reihe war. Doch dann hörten wir einfach auf, immer auf
einen Orgasmus hinzuarbeiten, und masturbierten einfach.
Massage und Masturbation schenkten uns eine erstaunli-che sexuelle Vielfalt. An manchen Abenden massierten wir
uns nur und freuten uns daran. Dann wieder verstärkten
wir den Orgasmus der anderen, indem wir Massage mit
Masturbation kombinierten. Oder eine benutzte den Vibra-tor, während die andere sie streichelte oder vaginal oder
anal in sie eindrang. Dann wieder benutzten wir gleichzei-tig den gleichen Vibrator. Die unten Liegende hielt den
Vibrator in der für sie angenehmen Position, während die
oben sich so bewegte, wie es ihr Freude machte. Wir wech-selten uns immer ab.
Die gemeinsame Masturbation war sehr heilsam, und wir
erlebten Hunderte von Stunden gemeinsamer Massage.
Anstatt bei der romantischen Vorstellung von Sex stehenzu-bleiben, hatten Laura und ich eine gemeinsame Vorstellung
von erotischer Liebe. Als wir uns schließlich trennten, ver-wandelte sich unsere Liebe nicht in Haß, und wir sind bis
zum heutigen Tag befreundet.
Während dieser Zeit ging ich in eine neue Selbsterfah-rungsgruppe, die aus berufstätigen Frauen bestand, die ein
Netzwerk aufbauen wollten. Sie waren an Geld und Macht
interessiert. Ich trat natürlich für die Macht ein, die auf der
Lust basiert. Wirtschaftliche Macht war nicht genug. Ohne
die sexuelle Befreiung würden wir Macht genau so miß-brauchen wie Männer. Ein herrschendes Matriarchat war
nichts anderes als das Patriarchat - zwei Seiten der glei-chen Medaille. Mutter und Vater waren beide Diktatoren,
ob nun gute oder böse. In meiner Familie war Daddy der
Stärkere, doch mit Mutters Macht mußte man immer rech-nen.
Bei einem Treffen sprach ich ausführlich über mein Sexu-alleben, in der Hoffnung, ein Gespräch über Sexualität
anzuregen. Ich teilte meine Beobachtungen bei Sexpartys
mit. Viele Frauen täuschten den Orgasmus vor. Die Männer
kamen, und die Frauen waren ihnen zu Willen. Ich war der
Meinung, daß eine Frau sich selbst kaum lieben kann, wenn
ihr Sexualleben auf Täuschung beruht. Ich wollte weiter
ausführen, daß ich gern Sex mit Männern wie Frauen hatte.
Ich hielt mich zwar für eine bisexuelle Feministin, doch es
war mir wichtig, alle Etikettierungen zu benutzen, um ihre
Bedeutung aufzuweichen. Die Leute standen so oft unter
dem Zwang, sich öffentlich für schwul oder nichtschwul zu
erklären. Bis diese Etikettierungen abgeschafft waren,
würde ich mich als heterosexuelle, bisexuelle Lesbierin
bezeichnen. Als ich meine Rede beendet hatte, herrschte
Schweigen.
Schockiert merkte ich, daß das Persönliche nicht politisch
war, nicht, wenn es um Sex ging. Alle hielten Sexualität für
eine Privatangelegenheit, während ich gedacht hatte, es sei
ein feministisches Thema von höchster Priorität. Unter
diesen Frauen befanden sich mehrere Schriftstellerinnen
und Lektorinnen, eine Fotografin, eine Fernsehproduzen-tin, eine Filmskriptschreiberin, eine Theaterdirektorin,
eine Schauspielerin und zwei Topmanagerinnen. Nur zwei
waren verheiratet, die anderen geschieden oder alleinste-hend. Ich hatte angenommen, berufstätige Frauen seien
sexuell aufgeschlossener und unabhängiger. Das traf nicht
zu. Berufliche Unsicherheit und finanzielle Probleme mach-ten die Suche nach dem richtigen Mann immer noch zum
Eckstein der Sicherheit. Es war ja nicht falsch, Liebe, Sex
und Geld mit einem Partner zu teilen, doch ich fand, die
Selbstliebe müsse den ersten Rang einnehmen.
Ich übte mich also in Geduld, als ich den qualvollen,
wiederholten Geschichten ihrer Liebessucht zuhörte. Diese
jungen Frauen waren anständig erzogen und hatten eine
gute Ausbildung, doch sie saßen in der Falle falscher Be-scheidenheit und körperlicher Gehemmtheit. Sie hatten alle
fürchterlich romantische Vorstellungen von Sex, was ihnen
eine Menge Konflikte und Leid bescherte. Vermutlich waren
die meisten von ihnen überzeugt, einen Orgasmus nur
durch
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