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Sex ist verboten (German Edition)

Sex ist verboten (German Edition)

Titel: Sex ist verboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Parks
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Später werden Sie vielleicht erkennen, welch köstlichen Geschmack diese pikanten Bissen der Suppe verleihen, wie sinnvoll sie sind. Aber im Moment ist nur die Praxis wichtig. Achten Sie auf Ihre Empfindungen, entwickeln Sie Gleichmut. Praktizieren Sie
sīla,
beachten Sie die Fünf Regeln, arbeiten Sie an Ihrem
samādhi,
erforschen sie das Feld von
paññā
.
Nur die Praxis zählt, nichts sonst. Eine Stunde am Morgen, eine Stunde am Abend, gefolgt von zehn Minuten
mettā.
Achten Sie abends unmittelbar vor dem Einschlafen und morgens gleich nach dem Aufwachen auf Ihre Empfindungen. Kontinuität ist der Schlüssel zum Erfolg, meine Freunde. Gleichmut bedeutet Reinheit, und Reinheit bedeutet Befreiung.«
    Plötzlich dachte ich, wenn ich Dasgupta dieses Zeug noch einmal sagen höre, werde ich verrückt. Ich ging direkt zumSchlaftrakt A auf der Männerseite, streifte meine Schuhe ab und lief den Flur entlang. Ich stieß seine Tür auf.
    Alles streng verboten.
    Er lag in Unterhosen auf dem Bett und telefonierte. Frisch aus der Dusche.
    Ich lehnte mich an die Tür und schaute ihm zu. Er sah mich an, absolvierte das typische Hochziehen der Augenbrauen und drückte sich das Telefon fester ans Ohr.
    Dann ertönte der Gong. Das Zehn-Minuten-Signal. Man hörte, wie er in der Nähe der Toiletten geschlagen wurde, und dann noch einmal, etwas näher dran, im Schlaftrakt B.
    »Für eine Weile, ja«, sagte er gerade. »Weil die Situation im Moment zu schrecklich ist. Das weißt du doch selbst … Ich werde Insolvenz anmelden … Wo ich wohnen werde, ist doch wohl meine Sache, oder? … Susie ist erwachsen, Linda, sie braucht uns nicht, sie will nicht mehr von uns umsorgt werden.«
    Er hatte die Vorhänge nicht zugezogen. In ein paar Metern Entfernung sah man Leute, die den Weg entlang zur Halle gingen, um sich Dasguptas letzten Vortrag anzuhören.
    Dann ertönte der Gong direkt vor der Zimmertür. Der Kursmanager stand auf dem Flur.
    »Der Ruf zur letzten Meditation«, erklärte mein Tagebuchschreiber. »Das ist ein Gong.« Er setzte sich auf und versuchte, sich die Hose anzuziehen, während er weitersprach.
    »Nein, ich bin kein religiöser Spinner geworden. Hier geht es wesentlich normaler zu als bei uns zu Hause.«
    Er kriegte die Füße nicht in die Hosenbeine. Ein Bein war verdreht.
    »Nein, ich kneife keineswegs.«
    Ich hockte mich hin, entwirrte seine Hose und hielt sie ihm hin, damit er die Füße hineinstecken konnte. Es war eine weiteschwarze Leinenhose mit Bindegürtel. Eine schöne Meditationshose. Er grinste, stellte sich hin, und ich zog ihm die Hose über Oberschenkel und Po. Er hatte einen schlanken, knochigen Körper, aber seine Haut war weich und das Paket zwischen seinen Beinen schwer und fest. Ich gab ihm einen kleinen Klaps darauf und band die Hose fest zu.
    »Ganz im Gegenteil, Linda.«
    Ich schaute mich um. An einem der Haken neben der Tür hing ein T-Shirt. Es war ein gutes Gefühl, es für ihn aufzurollen, es roch gut.
    Er beugte den Kopf nach unten, damit ich es ihm überstreifen konnte, und nahm das Telefon kurz vom Ohr, um den Arm durch den Ärmel zu stecken. Als er das machte, hörte ich eine Frauenstimme sagen: »Darüber hast du anscheinend überhaupt nicht nachgedacht.«
    »Du wirst genau das machen, was du machen würdest, wenn ich noch da wäre«, schrie er. »Im Geiste sind wir doch seit Jahren schon getrennt.«
    Ich rollte seine Strümpfe einen nach dem anderen für ihn ein, schob sie über seine Zehen und rollte sie dann über die Knöchel zu den Waden hoch. Es waren Kniestrümpfe. Zum Glück saubere. Man muss einen Mann, der an Tag zehn noch saubere Socken hat, schon bewundern. Ohne zurückzutreten stand ich auf. Mein Gesicht war nur Zentimeter von seinem Hals entfernt. Ich lächelte.
    »Dann komm doch her und sieh selbst, wenn du mir nicht glaubst. Das Letzte, woran die Leute hier denken, ist Sex.«
    Seine Augen blickten auf mich hinab.
    »Himmelherrgott!« Er nahm das Telefon vom Ohr und schaute auf das Display. »Sie hat aufgelegt.«
    Dann wandte er sich zur Tür, wo seine Jacke hing.
    »Geh nicht zum Vortrag, Geoff«, sagte ich. »Komm mit mir.Lass uns jetzt gleich abreisen. Nimm mich mit nach London. Heute Abend.«
    Er hielt inne. »Was?«
    Jetzt ertönte der zweite Gong. Fünf Minuten.
    »Nimm mich mit nach London. Heute Abend.«
    »Das geht nicht.«
    »Du bist doch mit dem Auto hier, oder? Lass uns abreisen. Der letzte Vortrag ist langweilig. Er zieht nur alles in die Länge.«
    »Hast du

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