Sex ist verboten (German Edition)
überhaupt etwas mit Jonathan oder Carl, der Sache am Strand oder dem Unfall zu tun gehabt hatte. Dad war ausgezogen. Mum hatte ihn gehen lassen. Ich war frei.
Es wurde dunkel. Es fing an zu regnen. Die Luft wurde grau und dick. Verdammt. Ich hatte keinen Schirm. An der Bushaltestelle ließ ich einfach den Regen auf mich fallen. Mein Haar würde wirr und klebrig werden. Meine Schultern waren bereits nass. Nicht reagieren. Aber ich konnte sowieso nicht reagieren. Die Haltestelle lag mitten in der Walachei. Eine Kurve auf der Landstraße. Hecken und Felder. Eine kiesbedeckte Haltebucht. Ein kalter Wind blies durch den Regen. Ich hatte das Dasgupta-Institut verlassen. Lass das Telefon aus, dachte ich. Und Dad hatte Mum verlassen. Warte auf den Bus. Er wird kommen. Selbst hier auf dem Land fahren die Busse mindestens bis abends um acht.
Es war fast neun, als Autoscheinwerfer aus der Abzweigung zum Dasgupta-Institut auftauchten und über mich hinwegglitten. Der Wagen wechselte den Gang, beschleunigte, schaltete wieder um und hielt ein paar Meter weiter an. Das Beifahrerfenster ging surrend nach unten.
»Lisa!«
»Mr. Tagebuchschreiber.«
»Du bist ja völlig durchnässt. Steig ein. Ich stelle dein Gepäck auf den Rücksitz.«
Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich diese Mitfahrgelegenheit jetzt noch wollte. Aber ich war mir auch nicht sicher, ob noch ein Bus kommen würde. Ich wartete schon seit einer Stunde dort.Er sprang aus dem Wagen, nahm meinen Rucksack, und dann saß ich plötzlich bei einem Mann im Auto.
»Ich habe beschlossen, ein paar Dinge im Büro zu regeln.«
»Gut.«
»Und dann zurückzufahren, bevor das nächste Retreat anfängt.«
»Wenn du mich nach London bringen kannst, wäre das toll.«
»Wo in London?«
»Chiswick.«
Es lag nicht direkt auf seinem Weg, aber kein Problem. Er konnte auch in seinem Büro übernachten.
»Gut.«
Nach ein paar Minuten sagte er versuchsweise: »Frierst du nicht?«
Ich gab keine Antwort.
Er fuhr. Ich saß da und starrte geradeaus. Ich hatte schon ewig nicht mehr in einem Auto gesessen. Ich starrte die schwarze Windschutzscheibe an, die Lichter und den Regen und die Scheibenwischer. Er machte die Heizung an.
»Wenn du dich umziehen möchtest«, sagte er, »schaue ich weg.«
Wir hielten an, und ich setzte mich nach hinten. Ich wühlte in meinem Rucksack nach trockenen Sachen.
»Es ist ein bisschen riskant«, erklärte ich ihm. »Ich habe meine Tage.«
»Macht nichts.« Er fuhr weiter.
»Was soll deine Frau denken, wenn sie Flecken auf dem Rücksitz entdeckt?«
»Mach dir keine Gedanken.«
Ich legte mich auf den Sitz, zog meine schmutzigen Turnschuheund die Socken aus und fing an, mich aus der nassen Jeans zu winden. Wir fuhren immer noch über kleine Straßen zur Autobahn, und der Wagen schaukelte hin und her.
Er lachte. »Ich bin in einer richtig komischen Stimmung. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich das Radio anmachen soll oder nicht. Es war so schön, zehn Tage lang nichts zu hören, aber gleichzeitig finde ich es sehr verlockend. Aber ich weiß, kaum habe ich es angemacht, wird etwas verloren gehen. Ich werde mich kontaminiert fühlen.«
Ich strampelte meine Unterhose ab und richtete mich leicht auf, um die Füße in die frische zu stecken.
»Vielleicht sollten wir bei einer Tankstelle anhalten«, sagte ich. »Ich brauche Tampons.«
»Ok.« Sein Blick blieb auf die Straße gerichtet. »Und ich kann mich auch nicht entscheiden, ob ich mir eine anstecken soll oder nicht. Dort war es leicht, nicht zu rauchen, aber im Auto rauche ich sonst immer.«
Ich war damit beschäftigt, mich anzuziehen.
»Das Witzige ist, ich weiß genau, wenn ich das Radio anmache, dann werde ich mir auch sofort eine anstecken. Es ist die gleiche Entscheidung.«
Ich schob einen Stapel Taschentücher in meine Unterhose und zog sie ganz hoch. Ich hatte mich für einen Rock entschieden statt einer Hose. Im Dasgupta-Institut durfte man keine Knie zeigen.
»Zum Nichtrauchen wirst du noch reichlich Zeit haben«, sagte ich, »wenn du zurückgehst.«
»Das stimmt.«
»Allerdings wette ich, dass du es nicht tun wirst.«
Er gab keine Antwort. Ich griff unter mein T-Shirt und öffnete mein Bikinioberteil. Alles war feucht.
»Noch eine Sache, wo mir die Entscheidung schwerfällt …«, sagte er leise.
Ich wusste, ich sollte jetzt »Ja?« sagen, tat es aber nicht.
»… ist, ob ich mich mal kurz umdrehen soll oder nicht.«
»Ha! Da darfst du mich nicht fragen.«
»Du bist
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