Sex ist verboten (German Edition)
ES GEHT NICHT .
TUT MIR LEID, BETH .
ER IST ZU SANFT. ICH MACHE DIE AUGEN ZU. DU HAST AUS MIR EINE HURE GEMACHT .
BETH, FAHR NACH HAUSE. FAHR NACH HAUSE, LIEBES .
Vier Uhr morgens in der Meditationshalle. Es ist so friedlich hier, so still. Ich sitze auf meinem Kissen und schaue aufs Meer. Dann knarrt die Tür. Die anderen kommen. Schnell. Ich wickele mir die Decke um die Schultern, ziehe die Knöchel unter die Beine, falte die Hände, schließe die Augen. Der Atem, der über die Lippe streicht. Beim Einatmen. Beim Ausatmen. Rechtes Bemühen. Rechte Konzentration. Rechtes Verstehen. Der Atem wird die Stimmen zum Schweigen bringen. Sie werden verebben. Irgendwann. Als ich zwischen gestärkten Laken aufwache, das Ticken des Monitors höre und die Medikamente rieche, sind ihre Stimmen schon weit weg. Carl. Die französischen Jungs. Ich mag Krankenhäuser, mag die Anästhetika. Ich könnte mein ganzes lebloses Leben in einem Krankenhaus verbringen. Wäre ich doch nur krank. Ich beneide die Kranken, ich beneide die Sterbenden. Kinder kommen besser damit klar. Sterbend könnte ich leben. Und die Toten. »Du bist so lebendig, Beth. So voller Leben.« Was für ein Fluch.
Andere Meditierende gehen zu ihren Plätzen, räuspern sich, rücken ihre Kissen zurecht, setzen sich in die richtige Position. Der Gong signalisiert den Beginn der Sitzung. 4.30. Ich wette, er hat den Blick auf mich gerichtet. Er beobachtet mich. Ich bin die Art von Mädchen, die er sich wünscht. Aber ich bin stärker. Ich bin stärker als sein Blick. Ich habe ihn ausgeschlossen. Ich werde nicht zurückgehen. Sein blödes Tagebuch ist mir egal. Tag sechs. Tag sieben. Akzeptieren, segnen. Noch drei Tage. Ich bin ihm entkommen. Ich bin meiner Geschichte mit GH, dem schwülstigen Tagebuchschreiber, entkommen. Wann hast du es je bereut, Nein gesagt zu haben, Beth? Noch nie! Ich habe es nie bereut, zu einem Mann Nein gesagt zu haben. Aber wann hast du je bereut, Ja gesagt zu haben? Ha ha. Nie. Ich habe es noch nie bereut, jemanden gefickt zu haben. Nein, stimmt nicht. Ich bereue es jetzt. Jetzt bereue ich es. Ich bereue, Ja gesagt zu haben. Zu jedem, zu dem ich Ja gesagt habe. Ich bereue Carl. Wirklich. Ganz ehrlich. Ich bereue Jonathan. Ihn bereue ich von ganzem Herzen. Und all die anderen.
Alle
anderen. All die Betrügereien. Ich bereue sie wirklich und ehrlich.
ICH HABE DICH TAUSEND MAL BETROGEN, JONATHAN. ICH HABE DICH BEI JEDER GELEGENHEIT BETROGEN. BEI JEDER KLEINSTEN GELEGENHEIT .
DAS GLAUBE ICH DIR SOFORT, BETH. ICH HABE NICHTS ANDERES ERWARTET .
DU BIST NUR EIN ALTER SACK, JONATHAN. EIN GESCHEITERTER ALTER KÜNSTLER-SACK .
SCHON GUT, BETH. ICH BIN WOHL WIRKLICH ALT GENUG, UM DEIN VATER ZU SEIN .
Vater. Mein erbärmlicher Vater. Sex ist verboten im Dasgupta-Institut. Sex ist verboten.
Fanng-gen Sie von voor-nan. Gib dich noch mal hin. In derMorgensitzung gibt es keine leitende Stimme, keinen Dasgupta. Aber ich forme die Worte für mich selbst mit den Lippen. Fanng-gen Sie von voor-nan. Mit geschlossenen Augen, auf meinem Kissen oberhalb der Brandung, bin ich glücklich. Oh ja, ich bin sehr glücklich! Ich liebe den frühen Morgen, die Dämmerung. Ich liebe das Kratzen der Krähen auf dem Dach. Ich liebe Anfänge. Anfänge. Wenn er mich beobachtet, dann ist das sein Ding. Ich spüre seine Blicke nicht. Ich bin nicht die Sklavin der Blicke irgendeines Mannes.
»Entweder sie fressen dir aus der Hand oder du drohst, dich umzubringen«, sagte Zoe.
Zoe hat mich geküsst.
ICH HABE DICH SOWOHL MIT FRAUEN ALS AUCH MIT MÄNNERN BETROGEN, JONNIE .
Ich habe ihm zu gern SMS geschickt, ihn zu gerne nervös gemacht. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Warum sollte er sich entspannen dürfen, wenn ich mit meinem ungeliebten Freund unterwegs war, wenn ich meine Betrügereien durchlitt?
BESTIMMT HAST DU DAS GETAN, BETH. BESTIMMT TUST DU DAS .
Aus heiterem Himmel schrieb er: ICH BETE DICH AN, BETH. DEINE HAUT, DEIN HAAR, DEINE AUGEN, ICH BETE DICH AN UND BETE DICH AN .
Zoe sagte: »Sag ihm, du hast das Sperma eines anderen Mannes in der Möse. Das wird ihn aufrütteln.«
»Hab ich schon. Ich habe ihm erzählt, dass ich dich auch ficke.«
Wir waren im Hotel, nach einem Konzert. Ich weinte.
»Drama Queen«, sagte sie.
Es ist unruhig. Kristin hat links von mir Platz genommen, Marcia rechts. Auch ohne hinzuschauen weiß ich, wer da ist. Ichkenne sie, kenne den Raum. Ich kenne die Vibrationen, die sie aussenden, die Art, wie die Luft sich verändert, wenn sie
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