Sex ist verboten (German Edition)
nicht. Du willst deine Verachtung zeigen. Reaktion. Reaktion. Du versuchst, sie zu segnen, aber du schaffst es nicht. Du schaffst es nicht, Fürze zu segnen. Wird Zeit, dass du aussteigst, Beth. Du bist noch nicht bereit für die Küche. Du öffnest eine Tür und findest das Tagebuch eines Mannes. Du kannst nicht widerstehen. Er vergöttert seine Tochter. Der Gedanke macht dich wahnsinnig. Das Mädchen hat sich den falschen Mann ausgesucht. Er schreibt einen Brief, um sie vor ihrer Dummheit zu bewahren. Er kann ihn nicht zu Ende schreiben. Sein Kopf ist voll von seinen eigenen Fehlern. Er istzu sehr mit sich selbst beschäftigt, um seiner Tochter zu helfen. Man fragt jemanden, womit er sein Geld verdient, und er sagt, er wird dafür bezahlt, sterbende Kinder zum Lachen zu bringen. Kinder sind mehr im Einklang mit dem Leben. Kinder können lachen, während sie sterben. Wie kann ich mit allem in Einklang kommen, Mi Nu? Wie kann ich in den Strom eintreten?
Ist das die Frage?
Sie ist jetzt hier. Es muss auf sechs Uhr zugehen. Wenn Mi Nu ankommt, öffne ich die Augen. Nur für sie. Nur ganz kurz. Sie wirft sich das Tuch um die Schultern, und mit einer einzigen Bewegung setzt sie sich hin und wird still. Ich schaue ihr zu gern dabei zu. Eine anmutige Bewegung, die sich bis zum Stillstand beschleunigt, so wie ein guter Song bis zur Stille anschwillt. Ein einziger Augenblick, eine einzige Bewegung, und schon ist sie von Stille umgeben, in Schweigen gehüllt. Wenn ich sie beobachte, verblassen die Worte. Das Geplapper verblasst. Die Fragen verblassen. Jetzt laufe ich an einem Bach entlang, in einem langen Gewand. Mit nackten Füßen durch hohes Gras. Das Wasser fließt glucksend durch die Wiese, frisch und rein und voller Leben. Es ist wunderschön. Ich bin glücklich. Es gibt keine Ufer, nur das Gras und das klare, glucksende Wasser. Ich bin groß, aufrecht, heiter. Oh, wie schön ich bin. Mein Gewand ist hellrot, es reicht bis zu meinen nackten Füßen, und ein kleines Lächeln kräuselt meine Lippen. Ich lächle. Mit jedem Schritt streift mein Kleid über das Gras, und Dutzende winziger Vögel fliegen erschrocken um mich herum auf. Sie stieben auf wie zwitschernde Wolken in Türkis, Gold und Weiß. Sie haben strahlende Farben. Und das Gezwitscher der Vögel ist das Glucksen des Baches. Es ist der gleiche Klang. Sie fliegen auf von meinen Füßen im kühlen Gras. Wunderschöne zwitschernde Gedanken. Das grüne Gras und das rote Kleid sind eins. Wie kann das sein? Wie kann
Grün Rot sein? Und Vögel Wasser? Wie können meine Füße meine Hände sein und meine Hände meine Füße?
Ananta punyamayi.
Der Gesang hat begonnen. Die Haferflocken werden in den Topf geschüttet.
Ananta gunyamayi.
Sag dir nicht, nur noch eine halbe Stunde. Du bist für immer hier, Beth.
Dharama ki nirvana-dhatu.
Dasguptas kehlige Stimme. Sprechgesang und Singen. Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet. Ich schwebe, werde getragen vom Klang.
Dharama dhatu, bodhi-dhatu.
Ganz still, aber nicht fixiert. Ich habe mich über die ganze Halle ausgedehnt. Es ist ein Gefühl der Glückseligkeit. Und ich habe wieder Schmerzen. Ich schwebe in glückseliger Stille, aber meine Knöchel werden auf dem Boden zerquetscht. Das ist
vipassanā.
Das glückselige Schweben kommt vom Schmerz. Es
ist
der Schmerz. Über dem Boden zu schweben bedeutet, auf dem Boden zerquetscht zu werden. Der Sprechgesang ist rau und kehlig, das Singen lieblich und fließend. Der Sprechgesang ist das Singen. Um zu sagen, was ich empfinde, rede ich Unsinn. Ich sage etwas, und dann sage ich das Gegenteil. So ist mein Gefühl. Tief im Innern habe ich immer so empfunden. Ich war schon immer eine Sache und zugleich ihr Gegenteil. Ich bin Beth und ich bin nicht Beth. Beth einatmen, Beth ausatmen. Etwas sehr Klares und etwas sehr Unklares. Ich bin jeder, der nicht Beth ist, alles, was nicht Beth ist. Und ich bin Beth.
Sabaka mana jage dharama.
Ich muss aufhören, diese Namen zu benutzen. Beth, Elisabeth, Marriot, Jonathan, Carl, Zoe. Namen sind oberflächlich, Namen unterteilen. Wir sind alle eins. Der Sprechgesang ist in meinem Pulsschlag, das Singen ist in meiner Haut. Mein Körper löst sich auf und zerfließt. Er fließt mit der verebbenden Flut vonmeinem Kissen. Obwohl meine Knie brennende Felsen sind. Meine verdammten Knie bringen mich um.
Roma roma kriataga huva.
Ich kenne diese Aufnahme in- und auswendig. Ich weiß genau, wie viel Zeit noch bleibt bis zum Frühstück, bis zum
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