Sex ist verboten (German Edition)
die Dunkelheit feuert sie an, nährt sie, die Stille nährt die Flamme. Meine Oberschenkel bringen mich um. Ich habe alle Gelassenheit verloren. Ich bin erledigt. Fix und fertig. Mein Rücken bringt mich um. Mein Kopf droht zu platzen, platzen, platzen.
Um fünf nach vier sitze ich auf meinem Kissen. Ich bin aus dem Zimmer, ehe die anderen aus dem Bett sind. Ich gehe bei Sternenlicht durch das nasse Gras. Während ich vom Schlaftrakt zur Halle laufe, versuche ich, ganz hier zu sein, voll und ganz hier,auf dem Gelände des Dasgupta-Instituts, die feuchte Schönheit dieses Ortes einzusaugen und den Kaninchen zuzuschauen, die über die Wiese hoppeln und im Gebüsch verschwinden. Ich liebe Kaninchen. Ich mag ihr Mümmeln und ihre Nervosität. Ich gebe mich den Kaninchen hin, bereitwillig und vollständig. Ich versuche, jetzt hier zu sein, auf dem nassen Gras, im Sternenlicht kurz vor der Morgendämmerung. Nicht am Strand, nicht in der Brandung. Aber ich muss mich beeilen, damit ich bei meinem Kissen bin, bevor er kommt. GH darf mein Gesicht nicht sehen, meinen Körper. Ich darf ihn nicht sehen. GH ist nicht Jonathan, aber wenn ich in sein Zimmer gehen und sagen würde: He Garry, he Graham, lass uns abhauen, dann würde er sofort Ja sagen. Welcher heißblütige Mann würde das nicht tun? Zwei lodernde Ferraris. Er würde augenblicklich seine Sachen packen. Er würde
mich
packen. Wir wären augenblicklich ein Paar, er würde mich anhimmeln, und dann würde er zu seiner Frau und seiner Tochter und seiner schwangeren, mit einem anderen verheirateten Freundin zurückkehren. Er würde nicht um mich kämpfen. Ich beneide seine Freundin. Ich beneide jede Frau, die ein Kind erwartet. Ein Kind. In der Reihe hinter mir sitzt eine Schwangere, eine Frau im vierten oder fünften Monat, ich beneide sie, ich beneide sie um die Wölbung ihres Bauches, ich beneide sie um ihre Selbstzufriedenheit, warum sind schwangere Frauen so selbstzufrieden, so tugendhaft selbstgefällig, so unangreifbar? Eine große übergewichtige Frau, unscheinbar, schwanger, und ungeheuer zufrieden mit sich und ihrem Bauch. Und ich beneide eine Frau, die ihr totes Kind bestatten und dann zu ihrem reichen Mann zurückgehen kann, ja, das tue ich. Hätte ich doch nur ein Kind, das ich bestatten könnte. Trüge ich doch ein Kind in mir, hier im Dasgupta-Institut. Wie die Frau hinter mir. Man stelle sich vor, wie ich Tag für Tag im Dasgupta-Institut ein bisschen dickerund fülliger werde. Alle würden mich beneiden. Wessen Kind? Jonathans, Carls? Wen kümmert’s? Das wäre einfach wundervoll. Im Dasgupta-Institut ein Kind zur Welt bringen. In der Meditationshalle. Mrs. Harper zieht das Baby zwischen meinen Beinen heraus, Mi Nu kümmert sich um mich, wartet darauf, dass meine Frage klar wird, wartet auf meine Hingabe. Wenn deine Frage klar ist, Elisabeth, dann werde ich mit dir reden. Ich werde dir alles erklären. Aber meine einzige Frage lautet: Warum bin ich nie bereit, Mi Nu, warum fällt mir meine Frage nie ein? Warum trage ich kein Kind in mir?
Ich bin heute Morgen die Erste in der Meditationshalle. Ich liebe es, die Erste zu sein. Die Halle gehört mir ganz allein. Die Decken und Kissen erstrecken sich in Reihen vor mir. Die Decken sind um die Kissen geschlungen, so wie sie den Leuten vom Rücken gerutscht sind. Hinter jedem Felsenkissen eine Deckenwelle. Ich wate durch die Wellen. »Beth! Es ist zu dunkel!« In der Stille ist Carls Stimme lauter. Wenn ich das Meer höre, höre ich Carls Stimme, höre ich meinen Namen. »Beth!« Und die Stimmen der französischen Jungs, die rufen: »Komm, geh mit uns schwimmen, Beth. Komm, wir schwimmen nackt.« Sie wollen meine Titten und meine Möse sehen. Ok! Ich will den großen französischen Schwanz sehen. »Beth, du bist betrunken. Du hast zu viel geraucht. Es ist zu spät zum Schwimmen. Das Wasser ist zu wild heute Abend.«
WAS MACHE ICH IM URLAUB MIT EINEM, DEN ICH NICHT LIEBE? WIESO BIN ICH NICHT BEI DIR, JONATHAN ?
Eine SMS nach der anderen.
DU KANNST JEDERZEIT NACH HAUSE FAHREN, BETH. ICH BIN IN EINEM MONAT WIEDER DA. FAHR NACH HAUSE, WENN DU UNGLÜCKLICH BIST .
Ich sitze in meinem weiten T-Shirt und den weiten Trainingshosen auf meinem Kissen. Ich schaue meinen Körper nicht an. Beim An- und Ausziehen schaue ich nicht hin. Ich will meinen Körper nicht sehen.
WOZU SIND DIE ZWEI FERRARIS DENN DA, JONATHAN, WENN NICHT, UM EIN BABY ZU SÄUGEN ?
HOH, JETZT MAL LANGSAM, BETH .
ICH KANN NICHT MIT CARL SCHLAFEN.
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