Sex ist verboten (German Edition)
eine Stelle bei Marriot’s angenommen. Im Marketing. Vielleicht hat er das bereits getan. Vielleicht arbeitet Carl inzwischen dort, für Dad, verkauft Stoffe von Marriot’s. Ich habe Mitleid mit ihm. Ich beneide die schwangere Freundin meines Tagebuchschreibers. Teresa. Hübscher Name. Gott, wie ich sie beneide. Überleg doch mal. Sie braucht nichts weiter zu tun, als das Wesen in sich wachsen zu lassen. Ihren Körper seine Sache machen zu lassen. Wie die Mäuse, und die Motten. Die Frau in der Reihe hinter mir. Wen kümmert’s, wer der Vater ist? Mir war es im Grunde egal. Ich wollte bloß nicht mit Carl zusammen ein Kind großziehen. Es war klar, dass Jonathan es niemals angenommen hätte. Ich könnte zu Mi Nu gehen und sie fragen: Warum weiß ich nie, was ich machen soll? Die Zeit verstreicht, und alle schlafen oder sind beschäftigt. Die Motten sind beschäftigt, die Kaninchen sind beschäftigt. Die Mäuse sind beschäftigt. Mein Tagebuchschreiber träumt von Dämonen. Ich weiß nie, was ich machen soll. Ich kann nicht schlafen. Ich habe das Wesen in mir nicht wachsen lassen, Mi Nu. Ich konnte nicht lieben konnte nicht lieben.
Ich könnte masturbieren. Jupp. Ich könnte meine Jeans runterziehenund meine Unterhose, mich im Sessel zurücklehnen, meinen Geruch einatmen, meine Finger ablecken. Das hat Jonathan wild gemacht. Er hat an meinen Fingerknöcheln geknabbert. Mach weiter, bis du kommst, Beth, bitte bitte. Ich liebe es, wenn du kommst.
Nein, könnte ich nicht.
Schon gar nicht während meiner Regel.
Ich könnte meine E-Mails checken. Raus aus der Küche, nach links Richtung Haustür, dann nach rechts, schon bin ich im Büro. Sie haben bestimmt kein Passwort für den PC. Das würde dem Geist des Dasgupta-Instituts nicht entsprechen. Höchstens so was wie GLÜCKLICHSEIN . Benutzername: ALLEWESEN , Passwort: GLÜCKLICHSEIN . Ich durchquere die Küche, gehe ins Büro, schalte den Computer ein und checke meine Mails. Die Helfer dürfen gelegentlich ins Internet, wenn sie um Erlaubnis bitten und nicht die falschen Websites besuchen. Natürlich, um mit ihren engsten Freunden und Verwandten in Verbindung zu bleiben. Im ersten Monat im Dasgupta-Institut habe ich immer davon geträumt. Das war eine der Sachen, die ich am schwersten aus meinem Kopf verbannen konnte. Ich öffne meine Mails und sein Name erscheint. Reihenweise Nachrichten. Jon Jon Jon Jon. Ich will dich wiederhaben, Beth. Ich möchte mit dir leben. Ich möchte dich tagein, tagaus malen. Bitte. Verzeih mir, dass ich dir das mit dem Koma nicht geglaubt habe. Verzeih mir, Beth. Komm zurück, Beth. Ich brauche dich, Beth.
Es werden Mails von Carl, von Zoe, von Mum, von Dad, von unserem Produzenten und Manager gekommen sein. Beth, wo bist du? Liebe Elisabeth, wo bist du? Betsy, was ist los? Du brauchst das nicht zu machen.
Verzeih mir, dass ich dir nicht geglaubt habe, hat Jonathangeschrieben. An jenem Abend einfach nur in deine Augen zu schauen …
Ich bin seit Monaten über diese Fantasievorstellungen hinweg.
Offenbar doch nicht.
»Wenn Gedanken kommen, Tagträume, unwillkommene geistige Wucherungen, dann lenken Sie sanft Ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Atem, auf die Luft, die beim Einatmen über die Lippe streicht, die beim Ausatmen über die Lippe streicht …«
Du kannst froh sein, dass du überhaupt noch atmest.
Vielleicht hat Hervé geschrieben.
Il ne faut pas te sentir coupable, chère Elisabeth. Ce n’est pas ta faute si nous sommes venus nous baigner avec toi.
Ist Philippe gestorben, Mi Nu?
Ist ein künstliches Koma eine Form des Einbalsamierens? Liegt er immer noch in dem Krankenhausbett?
»Sie haben dich aufgefordert, mit ins Meer zu kommen, Beth, nicht du sie.«
Carl war an meiner Seite, saß an meinem Bett. Ich hielt die Augen geschlossen, schrieb unter der Decke SMS.
»Sie versetzen ihn nur in ein künstliches Koma, Beth. Sie haben es unter Kontrolle. Er wird wieder gesund. Du kannst nichts dafür. Und zum Glück hat es nicht dich erwischt.«
Aber ich wollte mich umbringen, Carl. Nein, das habe ich nicht ausgesprochen. Ich konnte nicht mit ihm reden. Und umbringen sollte man sich alleine. Nicht mit zwei netten französischen Jungs. Ohne mich wären sie niemals ins Wasser gegangen.
Nicht in einer solchen Nacht.
Sie wären niemals mitgekommen, wenn sie gewusst hätten, dass ich mich umbringen wollte.
Carl hat tagelang an meinem Bett gesessen. Der perfekteFreund. »Denk doch an das Kind, Beth«, sagte er. »Verdammt, denk
Weitere Kostenlose Bücher